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Und wieder ein Neuanfang ....
Das Land zerstört, die Väter und Söhne gefallen ... und dann auch noch der Russe ...!
Am 5. Juli 1945 übernahm die Rote Armee die Befehlsgewalt über die Stadt.
Zu den ersten Aufgaben gehörte die Absicherung der Versorgung der Bevölkerung und die Aufnahme der Produktion in den Betrieben.
Zwar gab es nicht mehr solche Übergriffe, wie beim Vormarsch der Roten Armee im Frühjahr ..., aber die Angst blieb ...
und die GPU war dann auch in Mühlhausen nicht gerade zimperlich ...!
"... Du Faschiiist ..", mußte sich mancher anhören, auch wenn er nichts mit den Nazis zu tun hatte und die KZ´s wurden zum Teil wieder gefüllt.
Der Eisenbahnverkehr war bereits im Juli wieder provosorisch
aufgenommen worden und auch die mühlhäuser Straßenbahn fuhr bald wieder.
Im September berief der sowjetische Stadtkommandant den von den Nazis entlassenen Oberbürgermeister Dr.Neumann erneut zum OB der Stadt.
Bereits im Juni hatte die SMAD für die sowjetische Besatzungszone die Zulassung antifaschistischer Parteien und Gewerkschaften beschlossen, die dann auch in Mühlhausen ihre Arbeit aufnahmen.
1946 wurde mit der Bildung der SED die "Führung durch die Arbeiterklasse" in der SBZ eingeleitet. Nachdem die Bodenreform und Enteignung von "Kriegsverbrechern" schon im Vorjahr erfolgte, kam jetzt die Bildung der volkseigenen Betriebe (VEB) und der Umbau zur sozialistischen Gesellschaft auf allen Gebieten.
Unliebsame frühere SPD-Mitglieder wurden nach und nach aus der SED gedrängt. So auch der OB Dr.Neuman, der "... mit reaktionären Elementen in den Blockparteien packtiert hatte ..." und so 1948 zum zweiten Mal aus der Partei und dem Amt gedrängt wurde.
Der Aufbau der sozialistischen Wirtschaft wurde auch in Mühlhausen zielstrebig vorangetrieben. Zu den größten volkseigenen Betrieben gehörten bald das Mövewerk und das Röhrenwerk, der VEB Mülana, die Kammgarnspinnerei, der VEB Cottana, die Zigarrenfabrik und andere.
Mit der Aktivistenbewegung wurde der sozialistsiche Wettbewerb in den Vordergrund gestellt.
Im Handel war zuerst die Konsum-Genossenschaft gefördert worden, die jetzt mehrere Geschäfte in der Stadt eröffnete.
Noch gab es sowohl viele Lebensmittel und zahlreiche Textilien auf Marken und Bezugsscheine.
1949 war die DDR gegründet worden und in Mühlhausen
entstanden die ersten Geschäfte des volkseigenen Einzelhandels - HO - wo man alles ohne Marken, aber dafür teurer kaufen konnte.
Die HO Mühlhausen entwickelte sich bald zum führenden Einzelhandelsbetrieb der Stadt.
Auch in der Landwirtschaft wurde die Kollektivierung voran getrieben. Im mehr Bauern traten mehr oder weniger freiwillig in die neuen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) ein.
Als am 17. Juni 1953 erst die Bauarbeiter in Berlin streikten und bald in der ganzen DDR der Aufstand losbrach, waren es auch in Mühlhausen zahlreiche Bauern, die auf die Straße gingen, das Kreisgericht stürmten und erst durch die Schüsse der Russen vertrieben wurden.
Zahlreiche Verhaftungen folgten und ein Neuer Kurs sollte jetzt alles besser machen ..., aber das Ziel blieb dasselbe.
Im Nationalen Aufbauwerk wurden Initiativpläne aufgestellt, wie die gesellschaftliche und kulturelle Arbeit verbessert werden sollte.
Einiges, wie die Freilichtbühne im Thomas-Müntzer-Park und das Bad der sozialistischen Jugend am Schwanenteich, wurde verwirklicht, aber manches wurde nur auf dem Papier als Erfolg abgerechnet.
Abrechnungen und Rechenschaftsberichte waren überhaupt groß in Mode. Da wurden Volkswirtschafts- und Betriebspläne, Brigadeprogramme und Verpflichtungen, Leistungswettbewerbe u.v.a. mehr, natürlich meist mit 100 %-iger Erfüllung, abgerechnet.
Erst 1958 fielen die letzten Lebensmittelskarten weg und in den
sechziger Jahren wurden am Steinweg zahlreiche Leuchtreklamen angebracht, die später wegen der Energie-Einsparung wieder abgeschaltet werden mußten.
Jetzt schlossen sich immer mehr Handwerker zu Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH) zusammen. Eine neue Handwerkssteuer hatte da etwas nachgeholfen.
Auch zahlreiche Einzelhändler führten ihre Geschäfte jetzt als Kommissionshändler der HO.
1968 kam dann für die Oberstadtlinie der Straßenbahn das Aus und ein Jahr später wurde auch die Unterstadtlinie bis zum Weißen Haus stillgelegt. Hier fuhren jetzt die Omnibusse des VEB Kraftverkehr.
Auch nach Heyrode und Diedorf fuhren bald nur noch Omnibusse, denn die "Vogteier Bimmelbahn" war ebenfalls stillgelegt worden.
1969 wurde das HO-Hotel "Stadt Mühlhausen" zum
20. Jahrestag der DDR eröffnet.
Am Stadtrand waren mehrere Neubaugebiete entstanden. So u.a. am Aktivistenring und an der Marcel-Verfailles-Allee.
Es entstanden neue Schulen und Kindergärten und am Forstberg 1972 die erste große WtB-Kaufhalle der HO.
An der M.V.Allee war das Ganze etwas kleiner geraten. Hier hatte es nur für einen HO-Verkaufs-Kiosk gereicht.
1972 waren dann alle noch vorhandenen privaten Industriebetriebe - auch die mit staatlicher Beteiligung und
größere PGH´s - in das Volkseigentum übergeführt worden ...,
wie es damals so schön hieß.
Einige VEB erhielten dann nach und nach auch Erweiterungsbauten oder wie der VEB Cottana ein neues Heizhaus, das dann auch die Neubauten des Komplexen Wohnungsbaues mit beheizte.
Übrigens ....,
hatte Mühlhausen 1975 sein 1200-jähriges Bestehen gefeiert, aber wieder mal etwas zu voreilig.
Ein paar Jahre später wurde festgestellt, daß die Urkunde Karls des Großen von 775 garnicht unsere Stadt betraf.
Smilie und Rosinante waren ja Kummer gewöhnt und so trabten sie fröhlich weiter durch die Geschichte der Stadt ... :-)
aber die Feiern 1975 waren trotzdem schön - auch wenn es, so gesehen gar keinen Grund gab :)
AntwortenLöschenGrüße aus Marburg!