Dienstag, 20. April 2010

40) Geschichte der Stadt - 4 - (17. - 18. Jahrh.)

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Das 17. und 18. Jahrhundert ...

brachte erneut Krieg, Brände und nochmal die Pest ...
Smilie und Rosinante wollten schon wo anders hin ..,
aber auch wo anders sah es nicht anders aus und so blieben sie der Stadt weiter treu.


Anfang des 17. Jahrhunderts sah es eigentlich für die Freie Reichsstadt noch ganz gut aus.
Handel und Gewerbe blühten noch und in der Stadt entstanden zahlreiche neue Bürgerhäuser und städtische Bauten, wie die Erweiterungsbauten des Rathauses, das Brauhaus in der Wahlstraße und das Brunnenhaus an der Popperöder Quelle.
Der Merianstich von 1642 zeigt eine blühende, gut befestigte Stadt.


Aber zu dieser Zeit zogen im Dreißigjährigen Krieg schon die Truppen aus aller Herren Länder durch das Territorium der Freien Reichsstadt. Besonders die Dörfer hatten unter der Willkür der Truppen zu leiden, egal ob es Freunde oder Feinde waren.
Von 1618 bis 1648 verging kein Jahr, wo nicht "... ringsum Kriegsgeschrei ertönte ..."
Der Rat hatte zwar anfangs die Befestigungen verbessern lassen, war aber letzen Endes den großen Kriegsheeren auf Gnade und Barmherzigkeitausgeliefert.


Und gerade das Letztere war in dieser Zeit selten. So hatte der kaiserliche General Pappenheim im Jahre 1632 die Stadt besetzt und vom evangelischen Rat 200.000 Taler Sühnegeld gefordert. Als dieser nur 60.000 Taler aufbringen konnte, nahm der General 16 Ratsmitglieder als Geiseln mit nach Prag, wo einige der Gefangenen starben.
Auch sonst gab es immer wieder Mord und Totschlag, Überfälle, Besetzungen und Gelderpressungen.
Als der Dreißigjährige Krieg dann vorbei war, hinterließ er eine ausgeblutete Stadt und ein zerstörtes Land.

Beim Brand von 1649, der in der Holzstraße ausbrach, brannte ein Teil der westlichen Oberstadt ab. Dabei wurde auch das Frauentor stark beschädigt, das 1665 heutigen Form erneuert wurde.
Auch der Zellsche Hof in der Holzstraße, in dem das Kloster Zella während des Krieges seine Urkunden und Schätze eingelagert hatte, brannte mit diesen teilweise ab und wurde 1658-60 neu aufgebaut.



Immer wieder berichtete die Chronik damals von schrecklichen Zeichen am Himmel und der Aberglaube hatte seine hohe Zeit.
Hexen und Teufel waren nach Meinung der Kirche allgegenwärtig und
mußten natürlich bekämpft werden. Dabei war es fast egal ob die Stadt oder das Land katholisch oder evangelisch war; es wurde verhaftet,
gefoltert und verbrannt.
In Mühlhausen fielen von 1624 bis 1731 insgesamt 58 Frauen und 9 Männer im Alter von 9 bis 82 Jahren diesem heute unfassbaren Hexenwahn zum Opfer.
Oft genügte ein anonymer Hinweis oder ein auf der Folter erpresstes "Geständnis" um jemand als Hexe anzuklagen. Auf der Folter gaben die Angeklagten dann meist alles zu, was man hören wollte. So die Buhlschaft mit dem Teufel, den Schadenszauber, die Mithexen usw., usw.
Die Todesstrafe wurde fast immer auf dem Scheiterhaufen vollstreckt,
wobei auch einige male als "Erleichterung" die Hexe vorher erdrosselt wurde. Einigen besonders hartnäckigen "Hexen" hatte der Teufel über Nacht im Kerker den Hals umgedreht ...! So einfach war das damals...!

Und immer wieder forderte die Pest auch in Mühlhausen zahllose Opfer. Allein 1682-84 starben 4.617 Einwohner . Die Kirchhöfe der Gemeinden reichten nicht mehr aus und so wurden zahlreiche Tote in Massengräbern bestattet. Ganze Straßenzüge verödeten. St.Jakobi und St.Kiliani wurden zu Pestkirchen erklärt, wo die Einwohner aus den Pesthäusern zum Gottesdienst gingen.
Wunderdoktoren verkauften Pülverchen gegen die Pest, aber trotzdem starb über ein Drittel der Bevölkerung.

1689 dann der große Stadtbrand von Mühlhausen, der in St.Jakobi ausbrach und durch den herrschenden Südwestwind bald die ganze Oberstadt erfasste. Von der Holzstraße bis zum Görmartor brannten über 500 Häuser mit ihren Nebengbäuden ab.


1707 - 08 war Johann Sebastian Bach als Organist an der
Divi Blasii-Kirche tätig. Er heiratete in dieser Zeit und schrieb hier
die Ratswechselkantate "Gott ist mein König".
Einige Monate vorher hatte der letzte große Stadtbrand von 1707 die halbe Unterstadt eingeäschert. Die Lebensbedingen waren also nicht die günstigsten und die Arbeitsbedingungen wurden durch die Pietisten und Orthodoxen im Kirchenrat auch nicht gerade gefördert.
Das bekam auch sein Sohn Johann Gottfried Bernhard Bach zu spüren, dervon 1735 bis 1737 Organist an der Marienkirche war und der Stadt enttäuscht den Rücken kehrte.



1720 war die neue Brotlaube am Obermarkt fertiggestellt
worden. Sie entstand an der Stelle der alten Brotlaube der Bäcker, die bereits 1304 als Obere Laube erwähnt wurde und zuerst als Sitz des Reichsschultheißen und als Tuchhalle diente.

Auch im 18.Jahrhundert kam es immer wieder zu Hungersnöten, denn zahlreiche Handwerker und Tagelöhner verarmten und mußten betteln gehen.
Das tägliche Brot war oft für viele nicht gesichert. Auch die Einführung der Kartoffel Mitte des 18.Jahrhunderts brachte da keine Wende, obwohl sie bald zum wichtigsten Nahrungsmittel wurde.



Zwischen dem Rat und der Bürgerschaft kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen. Da wählten die Einwohner 1729 einen 48-köpfigen Bürgerausschuß, der nach der fehlgeschlagenen Schlichtung vom Kaiser abgesetzt wurde.
1733 sollten 300 Soldaten diese Forderung durchsetzen, aber die Bürger schlossen die Tore und es kam zu gewaltätigen Auseinandersetzungen, bei denen 6 Personen erschossen wurden. Jetzt schickte der Kaiser 3.000 Soldaten. Die Aufrührer wurden durchgeprügelt, die Mitglieder des Ausschusses wurden ausgewiesen; bis auf 3, die wurden auf dem Obermarkt enthauptet.

Der Status als Freie Reichsstadt, die nur dem Kaiser unterstand, hatte 1762 noch einmal negative Folgen für die Stadt.
Im Siebenjährigen Krieg kämpften neben Östereich auch Frankreich gegen die Preußen und so wollten die Franzosen im Bündnis mit dem Kaiser Mühlhausen zur Festung ausbauen.
Besonders in den Vorstädten wurde geschanzt und viele Gärten der Bürger verwüstet.
Auch sonst hatte die Stadt wieder Unsummen an das Reich zahlen müssen und war Ende des 18. Jahrhunderts total verschuldet.



Übrigens -,
gehörte Mühlhausen Ende des 18. Jahrhunderts noch zu den 51 Reichsstädten des Deutschen Kaiserreiches, das langsam aber sicher seinem Ende entgegen ging.
Napoleon Bonaparte hatte jetzt das Heft in Europa in der Hand ...!

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