Donnerstag, 22. April 2010

41) Geschichte der Stadt - 5 - (1800 - 1850)

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Das 19. Jahrhundert
brachte gleich am Anfang etwas völlig Neues für die Freie Reichsstadt ....,
sie war pötzlich keine mehr ...!



1801 hatte Napoleon im Frieden von Luneville den Preußen für die annektierten linksrheinischen Gebiete mehrere Gebiete im Reich, darunter auch die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen zugesprochen.
1802 nahmen preußische Truppen - noch vor der Auflösung der Reichsstädte durch den Reichsdeputationsauschuss - die bisherige Freie Reichsstadt in Besitz.
Mühlhausen war jetzt preußisch ...!





Die ehemalige Tuchlaube auf dem Untermarkt wurde
preußische Hauptwache. Die Stadtsoldaten mußten ihre
Gewehre abgeben.
An den Stadttoren wurde der Reichsadler abgenommen und durch den preußischen Adler ersetzt.
Ein Königlich-Preußischer-Interims-Magistrat wurde gebildet, der aber nur noch für die Stadt zuständig war.
Der mühlhäuset Rat hatte damit seine landesherrlichen Rechte über die bisherigen reichsstädtischen Dörfer verloren.
Ein neuer Geist zog in die verschlafene, kleinbürgerliche Stadt ein ...,
der Preußische ...!

Gar zu lange hielt sich der preußische Geist aber nicht in Mühlhausen.
1806 zogen die Truppen Napoleons in die Stadt ein, die ab 1807 zum Königreich Westfalen gehörte, das vom Bruder Napoleons - Jerome - regiert wurde.
Mühlhausen gehörte jetzt zum Departement Heiligenstadt.
1808 wurde der Code Napoleon eingeführt, der zahlreiche fortschrittliche Neuerungen mit sich brachte. Die alten Zünfte wurden aufgelöst und die Gewerbefreiheit eingeführt.
Aber es gab nicht nur fortschrittliches ... Die Franzosen erpressten durch hohe Steuern große Geldsummen und die jungen Mühlhäuser mußten in der westfälischen Armee dienen und unter Napoleon in Spanien und Rußland kämpfen.

Als dann 1813 nach der Schlacht bei Leipzig die ersten preußischen Truppen in Mühlhausen eintrafen, schlossen sich zahlreiche Einwohner der Befreiungsarmee an.
Mühlhausen war wieder preußisch und wurde 1816 Kreisstadt im Regierungsbezirk Erfurt der preußischen Provinz Sachsen.


1812 erwarb das Handelshaus Lutteroth eine weitere Wassermühle, die als Spinn- und Krämpelmühle betrieben wurde. Die Lutteroths entwickelten ihren Betrieb zum führenden
Unternehmen der Stadt, dem aber bald weitere Fabrikannten folgten.
Immer mehr Mühlen wurden jetzt für die Textilproduktion umgerüstet. Dafür hatte jetzt ein Teil der bisherigen Handarbeiter oft keine Arbeit mehr und es kam erneut zu Hungersnöten.

1824 hatt der Arzt Christian Gottlieb Altenburg seine "Topographisch-historische Beschreibung der Stadt Mühlhausen in Thüringen" heraus gegeben. Eine Fundgrube für den interessierten Leser über die Stadt, wie sie sich vor zweihundert Jahren darstellte.
Der beigefügte Grundriss der Stadt von 1824 läßt erkennen, daß sich in der Innenstadt bis heute nicht viel geändert hat, die Vorstädte dagegen damals noch viel weniger bebaut waren. Hier herrschte noch lange das Gartenland der Bürger, oft mit kleinen Gartenhäusern, vor.


1830 wurde für das hier stationierte preußische
Kürassierregiment am Blobach eine Reithalle gebaut und 1845 entstand das Zeughaus auf der Westseite des Platzes. Die Pferdeställe befanden sich am oberen Bastmarkt.
Die Soldaten und Offiziere waren überwiegend in Privatquartieren untergebracht.




1840 hatte der Gastwirt Muthreich an der Burg den
"Berliner Hof" bauen lassen, der dann jahrzehntelang als
Schauspielhaus diente.

Der damalige Bürgermeister Carl Theodor Gier hatte einen wesentlichen Anteil an der "..Verschönerung der Stadt .."
Als 1848 in ganz Deutschland die bürgerlichen Kräfte um mehr Freiheit kämpften, stellte sich Gier in Mühlhausen an die Spitze des fortschrittlichen Constitutionellen Clubs. Eine Bürgerwehr wurde gebildet und Gier nahm an der
Nationalversammlung in Frankfurt teil
Gier wurde 1850 in Heiligenstadt vor ein Schwurgericht
gestellt, aber die Anklage wegen Aufruhr mußte fallen gelassen
werden. Er wurde frei gesprochen.
1856 wurde Gier von den Bürgern erneut zum Bürgermeister gewählt. Die Wiederwahl wurde aber vom preußischen König nicht bestätigt.
Der "preußische Geist" hielt halt nichts von Demokraten.



Mitte des 19. Jahrhunderts war Mühlhausen noch eine kleine Ackerbürgerstadt, in der sich nur langsam kleinere Industriebetriebe entwickelten, die vorrangig die vorhandenen Mühlen zum Antrieb der ersten Maschinen nutzten.
Noch waren zahlreiche Handwerksmeister in den verschiedenen Gewerken tätig, aber nach und nach wurden dann die Fabrikanten zur treibenden Kraft ..., aber davon soll der nächste Beitrag mehr berichten.



Übrigens ...,
wenn auch die Zeit der Eisenbahn für Mühlhausen bald in Sicht ist ....,
Smilie und Rosinante werden den Geschichtsbeiträgen trotzdem treu bleiben ...

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