Mittwoch, 26. Mai 2010

52) - 30 Jahre Hotel Stadt Mühlhausen -

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30 Jahre Hotel Stadt Mühlhausen ..,

.. eigentlich ist schon die Überschrift falsch, denn das Hotel Stadt Mühlhausen war ja nur von 1969 bis 1998 geöffnet, aber wenn man den Baubeginn im Jahre 1968 hinzurechnet, dann hat auch Smilie als mein historischer Begleiter nichts mehr auszusetzen.


Na ja.., eigentlich beginnt die Geschichte des Hauses schon viel, viel früher.
So gab es schon im 13. Jahrhundert laut dem Mühlhäuser Reichsrechtsbuch in der Stadt Tavernen, die damals schon überwiegend an den Marktplätzen lagen.
Der Goldene Engel am Untermarkt wurde in der Stadtchronik 1644 erstmals erwähnt, dürfte aber wesentlich älter gewesen sein. Der historische Tonnenkeller des Hauses stammte aus dem 13. Jahrhundert.


Nach dem Stadtbrand von 1707 wurde der Goldene Engel neu aufgebaut und 1824 von Altenburg wie folgt erwähnt:
".. Der goldne Engel, auf dem Töpfermarkt, ist jetzt ein guter Gasthof; die Wirthin ist die Frau Witwe Gier .."
Neben den Händlern und Kaufleuten, die hier am Markt der Unterstadt logierten, waren es besonders die gut situierten Bürger, die hier zum Dämmerschoppen einkehrten. Manche ließen sich dann zur Sperrstunde von ihrem Hausdiener "heimleuchten".

Als um 1870 das Foto vom Untermarkt mit der noch vorhandenen Hauptwache entstand, war aus dem Goldenen Engel im Hintergrund bereits der Engliche Hof geworden.
1911 inserierte die Witwe Maasberg im Führer durch Mühlhausen: ".. Englischer Hof .. Hotel ersten Ranges ..in bester Lage der Stadt .. Vorzügliche Betten .. Anerkannt gute Küche .. Gutgepflegte Weine ..Telephon Nr.60 .."

Aus dem Englischen Hof wurde dann der Kaiserhof, der später nach dem Besitzer Paul Schlenker als Hotel Schlenker bezeichnet wurde.
Nachdem bereits 1904 ein Brand das Dachgeschoß stark beschädigte, brannte das Haus durch ein Feuer im Jahre 1941 fast völlig aus.
1959 übernahm die HO Mühlhausen das Hotel Schlenker, das auch unter diesem Namen weitergeführt wurde.

1967 begannen dann die Vorarbeiten für den Bau des Hotel Stadt Mühlhausen.
Als Abteilungsleiter Technik/Rationalisierung war ich sowohl für die Ausarbeitung der Vorbereitungsunterlagen, sowie für die folgende Planung, Finanzierung und Durchsetzung der Maßnahme verantwortlich.
Dem Rat des Bezirkes Erfurt wurden zwei Varianten vorgelegt:
1. - Ausbau des Hotels und der anliegenden Gebäude am Wilhelm-Pieck-Platz.
2. - Erweiterung des vorhandenen Hotels durch einen mehrgeschossigen Neubau am Wilhelm-Pieck-Platz.

Der Vorsitzende des Rates des Bezirkes stimmte der zweiten Variante zu und damit war der Startschuß für den Hotelneubau als Initiativmaßnahme gegeben.
In der HO Mühlhausen wurde ein Aufbaustab gebildet, der unter meiner Leitung die Vorbereitung und Durchführung absicherte.
Ein zentraler Aufbaustab mit Vertretern des Rates des Kreises und der Stadt, der beteiligten Betriebe und der SED-Kreisleitung, kam anfangs wöchentlich zusammen, um alles zu koordinieren.

Umfangreiche Vorbereitungsunterlagen, wie die Technisch-Ökonomische Zielstellung (TÖZ)und und die noch umfangreicheren Projekte und Unterlagen zur Grundsatzentscheidung (GE) mußten ausgearbeitet, abgestimmt und von allen zuständigen Stellen geprüft werden, ehe sie dann den Segen von ganz oben bekamen.

Die bautechnische Projektierung erfolgte durch die Kreisbauleitung. Projektverantwortlicher war der Architekt Rolf Huhn. Die technologischen Projekte (Einrichtung und Ausstattung, technische Einrichtungen - wie Küche, Kühlanlagen,
Aufzüge, Telefon usw., usw. -) wurden in Abstimmung mit den beteiligten Betrieben überwiegend selbst erstellt, ebenso die Ausarbeitungen zur Betriebs- und Leitungsorganisation, sowie die Kosten-Nutzens-Rechnung.









Bereits 1967 wurden die Vorbereitungen für den Baubeginn getroffen. Die zum Abriss vorgesehenen Häuser mußten geräumt werden, wobei den Familien entsprechende Wohnungen zur Verfügung gestellt wurden und der Umzug übernommen wurde.
Auch dem Friseurgeschäft Hottop wurde am Wilhelm-Pieck-Platz ein neuer Gewerberaum zur Verfügung gestellt und eingerichtet.
Die wenigsten Probleme bereitete die Umlagerung der Elite-Drogerie ..., die gehörte ja schon zur HO. (Aber der neue Laden mußte ja auch neu eingerichtet werden)

Am 8.1.1968 wurde dann der Bauzaun vom VEB
Wohnungsbaukombinat Erfurt, Betriebsteil Mühlhausen, aufgestellt und ein paar Tage später begannen die Abrissarbeiten. Die stillgelegte Tankstelle wurde als Bauarbeiterunterkunft genutzt.




Im Frühjahr 1968 begannen dann die Arbeiten an der Baugrube, wobei sich auch bald die ersten Schwierigkeiten zeigten.
Während ein Teil des Untergrundes aus äußerst festem Travertin bestand, der den Einsatz von Preßlufthämmern erforderlich machte, gab es auf der Nordseite einen wasserführenden Einschnitt, der mit Beton verfüllt
werden mußte.







Der vorgesehene Ablaufplan konnte
aber weitgehend eingehalten werden und am 26.7.1968 erfolgte die Grundsteinlegung für den siebengeschossigen Erweiterungbau.
HO-Direktor Albert Fischer verlas die auf Pergament geschriebene Gründungsurkunde, die in einer luftdichten Schatulle in der Grundmauer ihren Platz fand und der 1.Kreissekretär der SED nahm mit den obligatorischen drei Hammerschlägen die Grundsteinlegung vor.
Das anschließende Sektfrühstück fand dann in der Baugrube statt.

In den folgenden Wochen wurden die Arbeiten am Keller- und Erdgeschoss des Erweiterungsbaues durchgeführt, um die Voraussetzungen für den Montagebau zu schaffen.

Am 15.10.1968 rückte dann der Baukran Rapid des Wohnungsbaukombinats an, nachdem die Arbeiten am Erdgeschoss soweit abgeschlossen waren.
Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Die sechs Obergeschosse des Hoteltrakts waren ja in Plattenbauweise geplant worden, so daß der Erweiterungsbau zusehends wuchs.
Am Zwischentrakt zwischen Alt- und Neubau und am Wirtschaftstrakt auf der Hofseite, durfte allerdings während der Montage nicht gebaut werden, so daß hier einiges aufzuholen war.


Am 10.12.1968 fand dann das Richtfest für den Neubautrakt statt.
Der Abteilungsleiter Gaststätten, Joachim Haferung, hielt die Eröffnungsansprache und der Brigadier Kollascheck vom WBK sprach den Richtspruch, während der Baukran die Richtkrone auf das Dach beförderte.
Das Richtfest sah dann sowohl die beteiligten Bauarbeiter und HO-Mitarbeiter, wie auch manchen Unbeteiligten, im Altbau des Schlenkers zusammen.

Die eigentlichen Bauarbeiten wurden vorwiegend durch den VEB Wohnungsbau Erfurt, BT Mühlhausen, die PGH Bau und die Firma Hochhaus KG durchgeführt.
Für den Innenausbau waren dann die Betriebsteile des WBK, die PGH Sanaro, PGH Drei Schilde, PGH Raumgestaltung, VEB Telelux, VEB Aufzugsbau Berlin, VEB RFT-Fernmeldebau Erfurt, VEB Kühlanlagenbau und weitere vorgesehen.
Ein Ablaufplan sollte den zeitlich abgestimmten Bauablauf sichern, aber es kam auch ab und zu etwas dazwischen, was dann durch Sondereinsätze aufgeholt werden mußte.
Nach dem Abbau des Drehkranes sollte es eigentlich am Wirtschafts- und Zwischentrakt zügig weiter gehen, aber da machte der strenge Winter einen dicken Strich durch den Ablaufplan, so daß erst Ende März 1969 richtig weiter gearbeitet werden konnte.
Zwar wurde mit einem "Ofenwagen", der warme Luft in den Naubau- und Zwischentrakt pustete, ein Teil der Ausbauarbeiten abgesichert, aber es blieb doch allerhand aufzuholen.
Und dann immer wieder die Materialschwierigkeiten, die so ein nicht bilanzierter Initiativbau mit sich bringt. Das kostete schon einige Nerven.

Aber immer wieder wurden Lösungen gefunden, wenn wir auch
oft durch die halbe DDR fahren mußten, um Fliesen und anderes Material, Einrichtungen, Hotelausstattung usw. usw. zu beschaffen.
Die Ausbau- und Einrichtungsarbeiten gingen irgendwie voran, oft allerdings durch Sonderprämien u.ä. angespornt, denn das große Ziel war ja von Anfang an der 20. Jahrestag der Republick.
Inzwischen wurde auch der Wilhelm-Pieck-Platz umgestaltet und mit den letzten Straßenbahnen, kam dann auch das AUS für die Unterstadtlinie.

Am 7.10.1969, dem 20. Jahrestag der Republik, erfolgte dann die feierliche Übergabe und Eröffnung
des neuen HO-Hotel Stadt Mühlhausen. Vertreter des Rates des Bezirkes und der HO-Bezirksdirektion, der örtlichen Organe usw., usw., waren anwesend und des Lobes voll über das Geschaffene.




Na und so ein bißchen stolz waren wir schon.
Das erste Millionenobjekt der HO Mühlhausen, selbst entworfen,
geplant und trotz vieler
Schwierigkeiten termingerecht durchgesetzt, das war schon was...

Die Kollegen der Abteilung Technik wurden erneut als Brigade der sozialistischen Arbeit ausgezeichnet, hatten aber dann im Altbau des ehemaligen Schlenker noch einiges zu tun, denn hier war ein Teil der Ausbauarbeiten erst mal zurück gestellt worden.



Aber dann war doch alles geschafft.
Das Hotel Stadt Mühlhausen war jetzt das erste Haus am Platze.
Mit 120 Hotelbetten, Hotelrestaurant, Bierstube, Tanzbar und Konferenzräumen, bot das "Hostamü" für jeden etwas.
Später kam dann noch ein Intershop hinzu, der ja eigentlich für die Westgäste gedacht war, aber soweit Westverwandschaft vorhanden war, auch von der hiesigen Bevölkerung gern genutzt wurde.
Alles in Allem.., wir hatten für die damalige Zeit etwas besonderes geschaffen..!












Ja und dann gingen die Jahre dahin ... und 1990 kam das Ende der DDR und damit auch des volkseigenen Einzelhandels - HO - und es dauerte nicht lange, da kam die Marktwirtschaft und das Hostamü schrieb jetzt rote Zahlen.
Früher als markantes Zeichen des sozialistischen Aufbaues in der Stadt bezeichnet, war das Hotel jetzt ein "sozialistischer Klotz", der unbedingt weg mußte.
Ab 1.7.1998 war das Hotel dann geschlossen. Ein Teil der Einrichtung ging an gemeinnützige Vereine und Institutionen und der Rest ging in den Müll.

Am 16.9.1998 begannen die Abrissarbeiten, um jetzt Platz für etwas besseres und für neue Arbeitsplätze zu schaffen. (Was aus den alten Arbeitsplätzen wurde interessierte keinen mehr)
Eigentlich hatte man anfangs erklärt, der historische Tonnenkeller des Altbaues sollte erhalten bleiben, aber auch das interessierte dann keinen mehr und so fielen Neubau, Altbau und historischer Keller dem Bagger zum Opfer.

Am 27.12.2000 wurde das an der Stelle des früheren Hotel Stadt Mühlhausen errichtete neue Sparkassen-Gebäude eröffnet.
Damit hat der Untermarkt - der jetzt wieder seinen alten historischen Namen hat - einen modernen Bau, in dem man zwar Geld holen kann, falls noch welches auf dem Konto ist,
aber die Zeiten im "U-Boot" waren eigentlich auch schön gewesen.
Apropo.. Geld.. Der neue Bau mit seinen 30 Millionen Gesamtkosten mußte ja schöner sein als der sozialistische Klotz, der hatte gerade mal 4 Millionen gekostet .. :-)



Übrigens ...,
hat Smilie bei Wilhelm Busch ein passendes Zitat zur obigen Geschichte gefunden:
".. Wenn mir aber was nicht lieb ..., Weg damit..! Ist mein Prinzip..!"


Donnerstag, 20. Mai 2010

51) alte und neue Brunnen

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Alte und neue Brunnen in Mühlhausen
möchte Smilie heute vorstellen, wobei kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben wird,.. eben ein kleiner Streifzug durch die Brunnengeschichte der Stadt ...


Bereits im Mittelalter gab es neben den verschiedenen Hausbrunnen in den größeren Bürgerhrundstücken, auch schon Straßenbrunnen für die Trinkwasserversorgung.
Altenburg führte 1824 in der Innenstadt 17 und für die Vorstädte 7 Straßenbrunnen auf.
Auf dem rechten Bild der Straßenbrunnen am oberen Steinweg, in der Nähe der Grasegasse.

Um Untermarkt wurde um 1620 westlich der Tuchlaube ein
venezianischer Brunnen errichtet.
Die bereits 1304 erwähnte Untere Laube diente dann im 19. Jahrhundert als preußische Hauptwache und wurde 1876 abgerissen.
Der Brunnen wurde später mehrmals umgesetzt und steht jetzt in den Anlagen am Lindenbühl.


Auch auf dem Rathaushof entstand im 17. Jahrhundert ein "venezianischer" Brunnen.
Seine Lage bewahrte ihn vor der Zerstörung bzw. Umsetzung, so daß er auch heute noch das historische Ensemble ziert.




1843 war der neue Brunnen am Schildchen errichtet worden.
Hier eine Aufnahme um 1895.
Um die Jahrhundertwende wurde das Brunnengehäuse nach der Schließung der meißten Straßenbrunnen auf den Alten Friedhof umgesetzt und bei dessen endgültiger Auflösung in den sechziger Jahren zerstört.



Verschwunden ist auch schon lange der Springbrunnen in den
Anlagen vor dem Pfortentor.
Die Anlagen entstanden Ende des 19. Jahrhunderts. 1891 wurde dann aber das Pfortentor als vorletztes der inneren Stadttore abgerissen. Übrig blieb nur noch das innere Frauentor.
Besonders hier an der Pfortenstraße wurden dann die Grünanlagen mehrmals umgestaltet.


Auch der Untermarkt wechselte immer wieder sein Aussehen.
1911 war der Bismarkbrunnen südöstlich der Untermarktskirche errichtet worden, der Ende der vierziger Jahre entfernt wurde, nachdem die Brunnenschale beschädigt worden war.




Vom mühlhäuser Bildhauer Walter Krause stammt der Gänsemagd-Brunnen am Entenbühl, der nach dem Bau der Kreissparkasse im Jahre 1937 errichtet wurde.


Auch der Brunnen auf dem Neuen Friedhof, der 1928 eingeweiht wurde, stammt von Walter Krause.









Ende der dreißiger Jahre waren die Anlagen am Petri- und Pfortenteich gestaltet worden und gegenüber der Schaffentorstraße entstand ein Spielplatz mit einem Planschbecken. Das Wasser spendete ein steinerner Frosch, der gern auch mal als Reittier benutzt wurde.
Das Planschbecken wurde später als großer Sandkasten genutzt und der vorher schöne Spielplatz mit Drehkarusell und seinen Sitzbänken verkam und verödete immer mehr.
Nur den Frosch gibt es noch, aber Wasser spendet er nicht mehr.



Als 1969 zum 20. Jahrestag der DDR das HO-Hotel "Stadt Mühlhausen" eröffnet wurde, wurde bald darauf auch der neue Springbrunnen auf dem neu gestalteten Wilhelm-Pieck-Platz in Betrieb genommen.











Ein schmuckloses. viereckiges Becken, mit mehreren kleinen Springbrunnen. in dessen Nähe ein Pflanzbankett mit mehreren Bänken zum Verweilen einlud.





1988 löste dann der neue Rundbrunnen den Springbrunnen vor dem HO-Hotel ab. Der Wilhelm-Pieck-Platz war wieder mal neu gestaltet worden.
Der Brunnen war vom VEB Landschafts- und Grünanlagenbau Mühlhausen (LGM) gebaut worden und die ansprechende figürliche Gestaltung hatte die Bildhauerin Kerstin Stöckel aus Kapellendorf übernommen.

1989 entstand dann noch östlich der Untermarktskirche der sogenannte Marktweiberbrunnen, der die Erinnerung an den einst wichtigen Markt der Stadt erhalten sollte.
Nach der Wende stand natürlich wieder eine Umgestaltung des Untermarkts an. Die Straßenführung wurde völlig neu gestaltet. Der Rundbrunnen von 1988 verschwand. Dafür wurde ein offener Wasserlauf als Trennung zwischen Straße und Platz angelegt, der allerdings die Fußgänger ziemlich behindert.
An Radfahrer wurde natürlich auch nicht gedacht und die Übergänge z.B. zur Sparkasse, müssen sich die Fußgänger selbst aussuchen.
Also eine Lösung, die eigentlich mal wieder eine Umgestaltung nötig macht ..., aber dafür wird ja wohl erst einmal kein Geld mehr da sein.

Wobei ..., etwas Geld für die Verschönerung der Stadt ist ja doch immer mal wieder da.
So entstand an der Stelle des früheren Straßenbrunnens am Schildchen ein neuer Brunnen, der sich ganz gut in die neue Straßengestaltung einfügt.






Auch am neu gestalteten Obermarkt entstand ein neuer Straßenbrunnen, so daß jetzt die Innenstadt wieder mehrere
interessante Blickpunkte aufzuweisen hat.
Dazu trägt auch die Freilegung bzw. die Rekonstruktion mehrerer ehemaliger und noch vorhandener Bachläufe in der Stadt bei, sowie besonders die erneute Herleitung der Breitsülze zur Oberstadt, die ja in der DDR-Zeit unterbrochen wurde.

Auch beim Erweiterungsbau des Krankenhauses, wurde durch
die moderne Außengestaltung mit einem Brunnen eine ansprechende Lösung gefunden, die auch in diesem Bereich das Wasser als Lebensquell wirken läßt.





Übrigens ...,
ein paar Brunnen, die eigentlich gar keine mehr sind, hat man in den letzten Jahren zur Verschönerung des Stadtbildes auch noch errichtet.
So am Blobach, vor der Allerheiligenkirche und auf dem Kristanplatz. Eigentlich eine praktische Lösung, denn die "Brunnen" sind äußerst sparsam im Wasserverbrauch (bzw. sie verbrauchen gar keins) und können nicht so schnell kaputt gehen.




Mittwoch, 12. Mai 2010

50) Straßen -, Namen und Geschichte

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Straßen-, Namen und Geschichte ...,
unter diesem Motto stellt Smilie einige Persönlichkeiten der mühlhäuser Geschichte vor, nach denen verschiedene Straßen und Plätze der Stadt benannt wurden.
Natürlich wurden außerdem zahlreiche Straßen in Mühlhausen nach bekannten Personen der Zeitgeschichte benannt, aber auf die trafen meine Auswahlkriterien nicht zu:
1. - in Mühlhausen geboren, gelebt oder gestorben,
2. - war ein Bild vorhanden ...?
Außerdem sollte der Beitrag nicht zu lang werden ..!

Wachsmut von Mühlhausen ..,
ist ja schon so ein Grenzfall.
Geboren um 1240 sehr wahrscheinlich in Mühlhausen, stammt er wohl aus dem gleichnamigen Ministerialengeschlecht.
Wie lange er in Mühlhausen lebte und wo er starb ist unbekannt und ob das Bild in der Manessischen Handschrift den Minnesänger zeigt, ist ebenso fraglich.
Da er aber einige schöne Minnelieder hinterließ, wurde 1998 der neue Wachsmutweg zwischen Untersteinweg und Meißnersgasse nach ihm benannt.


Kristan von Mühlhausen
gibt da schon weniger Rätsel auf. Auch er entstammte einem mühlhäuser Ministerialengeschlecht, war ab 1272 Vorsteher des Deutschen Ordens in der mühlhäuser Altstadt und ab 1276 Bischof von Samland im Ordensland Ostpreußen.
Kristan setzte sich beim Kaiser sehr für seine in Ungnade gefallene Vaterstadt ein und setzte den Bau der neuen St. Blasius-Kirche am Untermarkt durch, wo er 1295 auch beigesetzt wurde.
Seit Anfang des 13. Jahrhunderts bis in das 16. Jahrhundert hatte der Deutsche Orden eine besondere Bedeutung in Mühlhausen erlangt und setzte die Erneuerung oder den Neubau mehrerer Kirchen durch.

1998 wurde der Kristanplatz, wo sich früher das erste Ordenshaus des Ordens in der Stadt befand, nach Kristan von Mühlhausen benannt.

Heinrich Pfeiffer
wurde in Mühlhausen geboren, ging ins Kloster und war bis 1521 Mönch im Kloster Reifenstein. Schon früh wurde er zum Anhänger Luthers und predigte im Eichsfeld gegen die katholische Geistlichkeit.
Als er deswegen verfolgte wurde, floh er 1523 nach Mühlhausen, wo er im selben Jahr als erster evangelischer Pfarrer an der Nikolaikirche wirkte. Hier erhielt er großen Zulauf, setzte mit den Bürgern den "Mühlhäuser Rezess" gegen den Rat durch und wurde ab 1524 zum engen Mitstreiter Thomas Müntzers. Wie dieser zog er 1525 mit dem Bauernheer durch das Eichsfeld und wie dieser wurde er am 27.5.1525 vor den Toren der Stadt hingerichtet.

1955 wurde die bisherige Marienburger Straße in Heinrich-Pfeiffer-Straße umbenannt.

Thomas Müntzer,

wurde um 1489 in Stollberg am Harz geboren, studierte in Leipzig und Frankfurt/Oder Theologie, wandte sich zuerst den Lehren Luthers zu, die er aber bald zu einer Volksbewegung mit eigenen antifeudalen Forderungen entwickelte. Immer wieder verfolgt, kam er 1524 nach Mühlhausen, wo er mit Pfeiffer den "Ewigen Bund Gottes" begründete. Vom Rat ausgewiesen, kam er 1525 wieder zurück, wurde Pfarrer in St.Marien und setzte die Wahl eines neuen "Ewigen Rates" durch. Er wurde zum Führer des nordthüringer Bauernaufstandes, nach der Schlacht bei Frankenhausen gefangen genommen, gefoltert, nach Mühlhausen gebracht und mit Pfeiffer und zahlreichen anderen "Aufrührern" am 27.5.1525 vor der Stadt hingerichtet.

Bereits 1923 wurde die bisherige Tiedemannstraße in Thomas-Müntzer-Straße umbenannt.

Hieronymus Tilesius

wurde 1529 in Hirschberg/Schlesien geboren und kam 1557 nach Mühlhausen, um hier die Reformation endgültig durchzusetzen. Er begründete hier die erste evangelische Schule und - als Novum für die damalige Zeit - eine evangelische Mädchenschule. Als Tilesius 1566 starb, waren alle Kirchen in Mühlhausen evangelisch. Sein Grabstein befindet sich in der Divi-Blasii-Kirche, wo er beigesetzt wurde.

Die Tilesiusstraße wurde 1887 eigentlich nach einem Nachkommen des Reformators benannt, welcher der Stadt größere Stiftungen hinterließ, aber dem Begründer des mühlhäuser Geschlechtes gebührt ja wohl die größere Ehre.


Johann Sebastian Bach
wurde 1685 in Eisenach geboren und entwickelte sich zum bedeutendsten deutschen Komponisten des 18. Jahrhunderts.
1707 - 08 wirkte er in Mühlhausen an der Divi-Blasii-Kirche als Organist und komponierte hier die Ratswechselkantate; das erste Werk, das zu seinen Lebzeiten gedruckt wurde.
Den Höhepunkt seines Schaffens erlebte er in Leipzig, wo er 1750 starb.

1950 wurde der Johann-Sebastian-Bach-Platz nach ihm benannt.



Christian Gottlieb Altenburg

wurde 1742 in Mühlhausen geboren, ging hier aufs Gymnasium und studierte danach ab 1763 Medizin in Leipzig, wo er 1771 promovierte und bis 1781 als Arzt tätig war.
1781 kam er in seine Vaterstadt zurück und war hier als allseits beliebter Arzt tätig. In seiner Freizeit betätigte er sich als Heimatforscher und gab 1824 seine "Topographisch-historische Beschreibung der Stadt Mühlhausen in Thüringen" heraus. Hoch geehrt starb Dr.Altenburg 1826 im Alter von 84 Jahren.

Im Jahre 1900 wurde die neue Altenburgstraße in der Nikolai-Vorstadt nach ihm benannt.



Johann August Röbling
wurde 1806 in Mühlhausen geboren und besuchte hier das Gymnasium in der Neuen Straße. Nach dem Besuch der Lehranstalt für Mathematik und Technik in Erfurt, machte er in Berlin seine Anschlußprüfung als Bauingenieur.
1831 wanderte er nach Amerika aus, errichtete hier eine Drahtseilfabrik und baute 1845 die erste Drahtseilhängebrücke bei Pittsburg. Nach dem Bau mehrerer großer Hängebrücken, projektierte er die damals größte Hängebrücke der Welt von New York nach Brooklyn, deren Fertigstellung im Jahre 1883 er aber nicht mehr erlebte. Röbling starb an den Folgen eines Unfalls 1869 in New York.

1883 wurde die bisherige Kurze Görmarstraße in Röblingstraße umbenannt.

Reinhard Jordan
wurde 1847 bei Magdeburg geboren, studierte in Leipzig und war ab 1888 Oberlehrer am Gymnasium am Lindenbühl.
Von 1900 bis 1913 gab er seine fünfbändige "Chronik der Stadt Mühlhausen" heraus, in der die bisher bekannten Aufzeichnungen über die Geschichte der Stadt erstmals umfassend aufgezeigt wurden.
Professor Jordan ging 1910 in den Ruhestand und zog dann nach Jena, wo er 1916 starb.

1928 wurde die neue Jordanstraße in der Nikolai-Vorstadt nach ihm benannt.


Ernst Bernhard Claes
wurde 1839 in Mühlhausen geboren. Nach der Schlosserlehre ging er auf Wanderschaft, die ihn von Berlin bis nach Paris führte. Dort lernte er seinen späteren Mitinhaber Flentje kennen, mit dem er 1869 in Mühlhausen die Firma Claes und Flentje gründete. Hier wurden Näh- und Strickmaschinen, sowie Fahrräder hergestellt. Um 1900 hatte die größte mühlhäuser Maschinenfabrik über 1000 Beschäftige.
Claes starb hochgeehrt im Jahre 1909. Der Betrieb wurde in der DDR-Zeit volkseigen, nach der Wende rückgeführt und bald danach stllgelegt.

2001 wurde eine der Straßen im neuen Gewerbegebiet an der Trift, als Ernst-Claes-Straße nach ihm benannt.


Übrigens ....,
obwohl uns Smilie so schön durch die mühlhäuser Geschichte begleitet hat,
eine Smilie-Straße gibt es noch nicht ...
dafür ist er doch zu klein .... ;-)