Dienstag, 14. September 2010

63) Stadtbefestigung - 2 -

.
Die äußeren Befestigungen der Freien Reichsstadt ..


Schon vor dem Bau der inneren Stadtnauer gab es Ansiedlungen im späteren Vorstadtbereich, die oft im Umfeld der Feudalhöfe an den Ausfallstraßen entstanden.

Mit der äußeren Stadtmauer von etwa 6,5 km Länge, wurden dann Mitte des 14. Jahrhunderts auch diese Vorstadtbereiche geschützt.
Vorher gab es hier wohl schon Wälle und Gräben und teilweise auch schon Pallisadenzäune mit Lehmgeflecht (Haarwand), die dann durch eine Bruchsteinmauer ersetzt wurden. Anstelle der früheren "Patrollgassen", die hinter dieser Mauer verliefen, haben sich noch lange einige Fußwege (Hagebuttengraben, Grabengasse) gehalten. Die äußere Stadtmauer wurde bereits Ende des 18. Jahrhunderts überwiegend abgebaut und nach und nach verschwanden auch die Wälle und Gräben.






Als einziges Tor der äußeren Stadtbefestigung ist das Äußere Frauentor noch vorhanden. Es gehörte zu den größeren Vorstadttoren und führte zum alten Hessenweg, der vorbei am Galgenberg (Schützenberg) und über den Tonberg in Richtung Eigenrieden verlief.
Von hier verlief die Befestigung mit Wall und Graben am Hagebuttengraben zur Tonbergstraße, wo sie einen scharfen Knick nach Osten zur heutigen Kreuzung Mittelstraße - Petristeinweg - Harwand machte.
Von dort führte die Befestigung entlang der heutigen Harwand, in Richtung Unstrut.










Am Ende des Alten Blobachs hatte an der Harwand das frühere Kaisertor gestanden. Wahrscheinlich führte hier zwei alte Straßen, die von der Reichsburg kamen, über den Tonberg nach Hessen und am Breitenholz vorbei in Richtung Heiligenstadt.
Als es dann keine Reichsburg mehr gab und die Straße nach Hessen über den Blobach und das äußere Frauentor führte, war derAlte Blobach als Ausfallstraße hinfällig und das Kaisertor wurde durch das neue Schaffentor ersetzt.Von hier führten jetzt die Straßen nach Heiligenstadt über die Dörnaer Warte und nach Dingelstedt über die Lengefelder Warte. (Die Straße zur Lengefelder Warte zweigte früher vor Sambach in Richtung Lengefeld ab)








Durch das Ammertor führte die Straße vom Pfortentor kommend über die Ammerbrücke nach Ammern. Eine ältere Straße dürfte früher durch den Ölgraben über St.Daniel ins Unterdorf von Ammern geführt haben.
Von hier ging es dann in Richtung Dachrieden und über die Eigenröder Warte in den Westharz.
Gegenüber größeren Angriffen boten wohl die äußeren Befestigungen keinen ernsthaften Schutz. So hatte auch 1632 der Torwächter reißaus genommen, so daß der General Pappenheim mit seinen Truppen ohne Widerstand in die Margerethenvorstadt einziehen konnte.
Vom Ammertor verlief jetzt die äußere Befestigung südlich der Unstrut in Richtung Wagenstedter Tor. Lange Zeit zeigte die damalige Grabengasse noch den Verlauf der ehemaligen Mauer an.
Das Ammertor wurde 1817 abgebrochen.






An der Wagenstedter Bürcke, der eine wichtige Unstrutfurt vorausgegangen war, lag das Wagenstedter- oder Schindertor, das 1862 abgebrochen wurde.
(Gleich nebenan lag die städtische Abdeckerei, wo der Schinder tätig war)
Von hier gingen die Straßen in Richtung Nordosten über Windeberg, über den Forstberg nach Saalfeld und über Grabe nach Körner und von dort weiter in den Ostharz.





Durch das Klingentor führte die Straße vom Görmartor kommend weiter in Richtung Görmar. Hier in derNähe befand sich die Klingenmühle, nach der auch die Straße "in derKlinge" benannt wurde.
Das Tor wurde laut Chronik 1867 abgebrochen und hier führte dann ab 1871 die neu benannte Wilhelmstraße zum Güterbahnhof der neuen Eisenbahn Gotha - Mühlhausen - Leinefelde.
Die äußere Stadtmauer, sowie Wall und Graben, die von der Klingenmühle in Richtung des ehemaligen Gaswerkes führten, waren allerdings um diese Zeit schon längst verschwunden.










Auch das Bollstedter Tor, das in der Nähe der Kreuzung August-Bebel-Straße / Waidstraße stand, mußte 1873 den neuen Straßen des neuen Bahnhofsviertels weichen.
Von hier führte früher eine Straße unterhalb des Rieseninger Berges nach Bollstedt und eine zweite über den Bergweg und den Rieseninger nach Südosten.
Das Tor war im 19. Jahrhundert als Pulverturm das Pulvermagazin der preußischen Garnison. Der bisherige Pulverturm an der Hauptmannsgasse war wohl der Stadt doch zu gefährlich geworden.










Das Äußere Erfurter Tor war schon lange das wichtigste Ausfalltor nach Südost in Richtung Erfurt und Langensalza.
Von hier führten die Straßen über den Schadeberg und durch die Erfurter Höhle weiter.
Ähnlich wie das Äußere Frauentor gehörte das Äußere Erfurter Tor zu den großen Vorstadttoren. Das Tor wurde 1823 abgebrochen. Beim Neubau der Langensalzaer Straße wurde das Fundament des Tores wieder freigelegt.






Die äußere Stadtmauer führte früher vom Äußeren Erfurter Tor in Richtung Äußeres Neupfortentor, das in Höhe des altenFriedhofes an der Eisenacher Straße lag.
Das Tor war erst nach dem Bau des erweiterten Neupfortentores am Lindenbühl entstanden. Von hier führte jetzt die Straße über die Vogtei in Richtung Eisenach und über den "Diebsstieg" nach Süden.
Das ehemals fünfstöckige Tor wurde 1791 teilweise abgetragen und erst 1871 wurde dann das jetzt zweistöckige Tor völlig abgebrochen.
Etwa in Höhe des heutigen Schillerweges führte dann die äußere Stadtmauer weiter nach Westen, wo sie dann unterhalb des heutigen Stadtberges bei der Lutterodtstraße nach Norden zum Äußeren Felchtaer Tor abbog.






Das Äußere Felchtaer Tor lag an der heutigen Wanfrieder Straße / Ecke Lutterodtstraße und führte, wie der Name sagte, eigentlich über Felchta in Richtung Eisenach.
Die Lutterodtstraße wurde früher auch als Patrollgasse bezeichnet, denn auf oder hinter der äußeren Stadtmauer verlief der Patroillengang für die Wachmannschaften in Kriegszeiten.
1825 wurde das Tor abgebrochen und bald danach wurde die Straße nach Wanfried "chaussiert" und als neuer Hessenweg ausgebaut.






Die eigentliche Stadtflur oder das Hegemal wurde im Heimbuch von 1292 ausgewiesen und wurde zum Teil von Warttürmen begrenzt, scheint aber keine besondere Befestigung gehabt zu haben.
Diese Flurgrenze verlief von Reiser nach Hausen (+) und von dort weiter nach Görmar, Burgrieth(+), Hausenrode(+), Popperode(+), Nützigerode(+) und Ammern, zurück nach Reiser.
Dieses Hegemal umfasste wohl das alte Territorium der Stadt, das dann durch die hinzu gewonnenen Dörfer zum reichsstädtischen Territorium erweitert wurde.






Auf den Anhöhen rund um die Stadt gab es im Mittelalter 11 Warttürme, von denen drohende Angriffe an die Türmer der Stadt gemeldet wurden. Es waren runde Türme, deren Zugang nur über eine Leiter erreichbar war.
Folgende Warten wurden von Altenburg aufgezeigt:
Tonbergswarte, Nützigeroder Warte, Hausenwarte, Forstbergswarte, Saalfelder Warte, Warte am roten Berg, Schadebergswarte, Katzenturm,
Spielbergswarte, Dorlaer Warte, Warte bei Eichen.
Die Warten wurde teilweise nur in Kriegszeiten besetzt, die aber damals sehr oft waren. Bei drohender Gefahr gaben die Wächter einen Schuss ab und gaben am Tage Rauchzeichen und nachts Feuerzeichen. Die Türmer in der Stadt, die auch nach Bränden in der Stadt ausschau halten mußten, alarmierten dann die Bürger durch läuten der Glocken.





Das Territorium der Freien Reichsstadt, wurde um 1370 im Westen und Norden durch den mühlhäuser Landgraben geschützt.
Die 26 km lange Grenzbefestigung mit Wall und Graben war zusätzlich durch Knickverhaue geschützt.
An den sechs Landstraßen, die den Landgraben durchquerten standen ebenfalls Warten und die Straßen wurden durch einen äußeren und einen inneren Schlagbaum versperrt.
Heute ist nur noch die Lengefelder Warte an der Straße nach Dingelstädt erhalten.




 

Die Eigenrieder Warte lag am alten Hessenweg, der ursprünglich von hier über Lengenfeld unterm Stein nach Eschwege führte.
Erst im späten Mittelalter und mit der neuen Chaussee am Anfang des 19.Jahrhunderts wurde die Straße dann über Wanfried ins Hessische geführt.








Die Dörnaer Warte liegt an der alten Geleitstraße, die über Heiligenstadt nach Göttingen führte.
Auf den Geleitstraßen unterhielten die jeweiligen Herrscher einen Geleitschutz für Kaufmannszüge u.ä., da es auf den Straßen oft zu Überfällen kam. Später waren es aber oft die Ritter, die den Geleitschutz abzusichern hatten, die dann als Raubritter - oft unter dem Vorwand der Fehde - selbst die Straßen unsicher machten.






Die Lengefelder Warte liegt an der Straße nach Dingelstädt, die dann über Duderstadt in den Westharz führte.
Ursprünglich zweigte diese Straße an der Breitsülze von der Straße nach Heiligenstadt ab und ging dann über Röttelsee(+) und Haurieden(+) sowie über Lengefeld zur gleichnamigen Warte.
Hier ist der alte Wartturm noch erhalten, aber Schlagbäume gibt es auch hier nicht mehr.




Die Horsmarer Warte stand an der alten Marktstraße, die ebenfalls von der heiligenstädter Straße abzweigte und über Rückelrode(+), Dangsdorf(+) und Dörnrode(+) nach Horsmar führte. von hier über Reifenstein in den Westharz.
Das Wachhaus der Warte diente später als Forsthaus und der Wartturm ist 1967 eingestürtzt und inzwischen ganz verschwunden.



 


Die Eigenröder Warte wurde früher als Schalcheröder Warte bezeichnet, da das Dorf Eigenrode erst später aus eingegangenen Wüstungen entstand.
Die Straße kam von Ammern über Dachrieden und führte dann von der Warte nach Hüpstedt und Worbis.
Sie hatte die ältere "Lange Straße" abgelöst, die von Mühlhausen kommend vorbei an der Königsburg Tuttensode(+) bei Reiser zur Sollstedter Warte und dann weiter in den Norden führte.




Bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit (1802) waren die meißten Grenz- und Befestigungsanlagen der Freien Reichsstadt noch vorhanden, verloren dann allerdings völlig ihre Bedeutung und wurden nicht mehr unterhalten.
Teilweise erinnern heute nur noch Flur- oder Straßenbezeichnungen an die früher so wichtigen Befestigungsanlagen der alten Stadt.

Samstag, 11. September 2010

62) Stadtbefestigung - 1 -

.

Die innere Stadtmauer und ihre Tore und Türme ...

.. möchte Smiley im Teil 1 des Posts über die Befestigung unserer ehemals freien Reichsstadt Mühlhausen kurz zeigen und beschreiben ...


Ein konkretes Jahr konnte für den Stadtmauerbau bis jetzt noch nicht ermittelt werden. Während einige den Zeitraum um 1170 ansetzten, wurde dann auch die Zeit um 1210 als wahrscheinlich angenommen.
Offensichtlich war dem Stadtmauerbau aber die Besiedelung bei St.Kiliani, in der Unterstadt und auch bei St.Jakobi und in der Neustadt bei St.Marien vorausgegangen.
Die angenommene "via triumphalis" der Neustadt - die wahrscheinlich geplant, aber nicht völlig zur Ausführung kam -wurde dann allerdings durch den Bau derStadtmauer hinfällig.

Beginnen wir unseren Rundgang um die etwa 2.700 meter lange innere Stadtmauer am heute noch vorhandenen inneren Frauentor.
Das Tor führte zur Kirche "unserer lieben Frauen" - der Marienkirche - und war ursprünglich ein mehrstöckiger hoher Turm, der 1649 ausbrannte und 1654-55 in der heutigen Form erneuert wurde. Das Vortor wurde lt. Altenburg 1552 gebaut und 1830 abgebrochen.
Das Aquarell zeigt den Zustand etwa um 1840.


Am romantischsten zeigt sich die innere Stadtmauer am Hirschgraben.., der immer noch von den meißten Mühlhäusern als Hoher Graben bezeichnet wird. Hier ist noch der hohe Wall und der Graben vor derMauer vorhanden, die früher fast die ganze innere Stadtmauer umgaben.
Im Hirschgraben hatte die Stadt im 17. Jahrhundert ein Hirschgehege eingerichtet.
Zwischen Frauentor und Pfortentor standen früher 5 Stadtmauertürme.
Auf dem Bild von Carl Michel im Vordergrund der Hospitalturm und im Hintergrund der Rabenturm.
Der Turm an der Regensgasse wurde 1688 abgenommen Auf den Turmstümpfen entstanden dann "Lusthäuschen" der anliegenden Grundstücksbesitzer in derHolzstraße, die heute ebenso wie die Stadtmauer besichtigt werden können.

Der Turm in der Sackgasse in einer Aufnahme aus den zwanziger Jahren. Wie hier waren die meisten Stadtmauertürme nach der Stadtseite offen.
Die einzelnen Geschosse waren über Leitern erreichbar.
Hier handelt es sich um einen Typ der ersten Bebauungsperiode, wo die Vorderseite noch mit der Mauer abschloss. Erst später entstanden halbrunde oder mehreckige Türme, wie der Hospitalturm oder der Rabenturm.
Von der Petrikirche bis zum Pfortentor reichten der Petri- und der Pfortenteich, die - wie der Burgteich - der Fischzucht dienten und - wie dieser - im 19. Jahrhundert trocken gelegt wurden.


Das Pfortentor wurde als letztes Tor der inneren Stadtmauer im Jahre 1891 abgebrochen.
Es war wohl schon im 13. Jahrhundert als enge Eselspforte entstanden und wurde im 18. Jahrhundert durch ein neues Tor ersetzt.
Auch das Vortor, das erst in Richtung Schaffentorstraße führte, wurde 1720 durch ein neues Tor in Richtung Ammerstraße ersetzt, aber bereits 18.. abgebrochen.
Die oberen Stockwerke der Türme dienten zuerst zur Unterbringung der Torwächter bzw. Zöllner, aber oft auch als Wohnung für Stadtbedienstete.
So stürzte der Kanzleibote Nicol im Jahre 1622, der im Pfortentor wohnte, betrunken von der steilen Treppe ".. und fiel sich zu tode .." wie die Chronik berichtet.

Zwischen dem Pfortentor und dem Burgtor lagen zwei Türme, die beim Durchbruch der Hoyergasse und der Bollstedter Gasse verschwanden.
Das Burgtor war ursprünglich nur eine Pforte, die zur ehemaligen Reichsburg führte und wurde erst 1612 zum Tor umgebaut.
Auch das äußere Tor auf dem Bilde wurde 1612 gebaut, aber bereits 1801 wieder abgebrochen. 1825 wurde dann auch das innere Burgtor abgebrochen und eine breite Durchfahrt zur Stätte und zur Burgstraße geschaffen

Der Abbruch historischer Stätten hatte in Mühlhausen Tradition. So zerstörten die Bürger der Stadt die damalige Reichsburg im Jahre 1256 so gründlich, daß nur noch der Name an die Burgstätte erinnerte.
1851 erwarb dann der Bierbrauer Weymar das Gelände, baute hier seine Brauerei und die heute noch vorhandene "Kunstruine", so daß wenigstens heute noch etwas an die ehemalige Königspfalz erinnert.


Vorhanden ist auch noch das Teilstück der Stadtmauer, das die Bürger um 1250 zwischen der Stadt und der Burg errichteten.Auch der Turm in der Breitenstraße war früher bewohnt, wurde aber 1899 abgebrochen. Jetzt befindet sich hier der Durchgang zur Burggalerie, einem beliebten Einkaufszentrum auf dem Burggelände, mit dem aber auch die letzte Möglichkeit einer Erforschung der früheren Burgstätte vertan wurde.


Verschwunden ist 1867 auch der sogenannte Pulverturm, der am Ende der Hauptmannsgasse stand. Der Durchbruch der Hauptmannsstraße zum Kreuzgraben im Jahre 1875 wurde später als Alexandertor bezeichnet, weil er vom Stadtrat Alexander Gräger angeregt worden war.Zwischen dem Burgtor und dem Görmartor lag früher der Burggraben und der Kreuzgraben, die später verfüllt wurden. Auf diesem Teilstück der Stadtmauer lagen 6 Stadtmauertürme, von denen jetzt nur noch der Tollturm am Kreuzgraben vorhanden ist.



Der mächtige Tollturm am Kreuzgraben diente früher oft als Gefängnis und außerdem wurden hier laut Altenburg ".. tolle und unsinnige Menschen verwahrt .." Der Turm lag weit abgelegen von den eng bebauten Gassen, so daß die Schreie der Geisteskranken nicht gehört wurden.
Wahrscheinlich wurden hier auch im 17. Jahrhundert die "Hexen" eingesperrt, die ja vor dem meist sicheren Todesurteil erst einmal peinlich verhört wurden. Die "Hexengasse" hinter der Stadtmauer dürfte daher ihren Namen haben.
Auf dem Foto vor etwa hundert Jahren, herrschten aber dann hier die hohen Leimsiederhäuser vor, die damals mehr am Stadtrand lagen.

Das Görmartor wurde von Altenburg als das älteste der inneren Stadttore bezeichnet. Es wurde 1597 erneuert. Von hier ging die Straße zur wichtigen Unstrutfurt und der späteren Wagenstedter Brücke, von der die alten Landstraßen in den Norden und Nordosten führten. Das innere Tor wurde 1850 abgebrochen.
Das mittlere Tor wurde bereits 1822 abgebrochen. Hier zweigte noch vor der Brücke über den Mühlgraben die Straße zum Klingentor ab, durch das man direkt nach Görmar kam.

Altenburg zeigt um 1824 noch 5 Stadtmauertürme zwischen dem Görmartor und dem Erfurter Tor auf, von denen aber zwei bereits 1790 und 1799 abgebrochen wurden. Auch die anderen Türme gibt es hier nicht mehr, ebenso wie der Graben, der dem Kiliansgraben seinen Namen gab.
Das Erfurter Tor gehört mit zu den ersten Stadttoren, wurde aber erst 1290 urkundlich erwähnt. Das mittlere Tor wurde 1592 errichtet und wie das innere Tor 1841 abgebrochen. Von hier führten die wichtigen Straßen in den Süden und nach Südosten.



Zwischen dem Erfurter Tor und dem Neupfortentor lagen am unteren Lindenbühl zwei Türme.
Die neue Pforte wurde wohl nach der Eselspforte, aber wahrscheinlich noch im 13. Jahrhundert angelegt, 1527 zum Neupfortentor umgebaut und 1573 erweitert.
Vom inneren Tor führte eine Brücke über den Brunnenkressgraben zum mittleren Tor. Beide Tore wurden aber bereits 1827 abgebrochen und nur das Zollhäuschen auf dem Lindenbühl stand noch eine Zeitlang.

Auch am Lindenbühl gab es einen Wall und einen tiefen Graben vor der Stadtmauer. Zwischen dem Neupfortentor und dem Felchtaer Tor gab es früher 8 Türme, zu denen auch der heute noch vorhandene fünfeckige Turm gehörte.
Im Graben vor der Stadtmauer floss ein kleiner Bach an dessen Ufer die allseits geschätzte Brunnenkresse wuchs. Die heutige Brunnenkressstraße erinnert noch an diese Zeit.

Der Lindenbühl hat seinen Namen von dem Bühl der Herren von Bodenstein, die im Mittelalter südwestlich des Felchtaer Tores einen befestigten Feudalhof - einen Bühl - hatten.
Solche Feudalhofe der königlichen Ministerialen gab es damals sowohl in und vor der Stadt, die hier sowohl eine Überwachungs- wie auch eine Schutzfunktion hatten.
Der Wall am Lindenbühl wurde später mit Linden bepflanzt und Ende des 19. Jahrhundert entstanden auch hier die Anlagen, die heute fast um die gesammte Innenstadt umgeben.

Das Felchtaer Tor war ursprünglich das Tor zur Straße in die Vogtei und nach Eisenach, die über den Spielberg und Felchta führte. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts ging es dann von hier über die Wanfrieder Straße nach Eschwege.
1837 war das Tor dann bereits abgebrochen und ein Jahr später folgte auch das mittlere Tor. Dieses wurde 1413 erstnals erwähnt und 1598 mit einer "welschenKuppel" neu errichtet.

Am Kugelleich wurde 1878 die alte Befestigung zwischen Hohem Graben und Felchtaer Tor abgetragen und ein Durchgang zur Jakobistraße geschaffen. Von den 6 Türmen zwischen dem Felchtaer Tor und dem Frauentor gibt es heute keinen mehr. Auch die sogenannten Erkundungsstühle, die sich in der Nähe der Stadttore befanden, sind bis auf den einen zwischen Frauntor und Rabenturm verschwunden.
Auf dem Bild der ehemalige Turm an der Ecke Hoher Graben / Kugelleich.
Die Stadtmauer selbst wurde aber durch die Jahrhunderte immer wieder instand gesetzt. Wobei allerdings besonders Ende des 19. Jahrhunderts auch einige Stücke anderen Bauten weichen mußten.


So wurde 1879 auch am Ende der Wahlstraße der frühere Turm, dessen Turmstumpf zuletzt als Spritzenhaus diente, abgerissen und über einen Durchbruch am Wall des Hohen Graben eine Verbindung zum Bastmarkt geschaffen.
Die Sackgasse wurde hier früher als "Silbere Ecke" bezeichnet, ein Pendant zur "Güldenen Ecke" in der Nähe des Frauentores.
Die Stadtmauer war durchlässig geworden, aber einige Teile zeigen noch die frühere Wehrhaftigkeit der ehemals freien Reichsstadt und stehen jetzt unter Denkmalsschutz.


Am inneren Frauentor, wounser Rundgang um die Stadtmauer begann, endet er auch.
Überall hat es Veränderungen gegeben. Die Stadttore, die früher dem Schutz (.. und den Zolleinnahmen ..) der Stadt dienten, wurden im 19.Jahrhundert als lästige Hindernisse nach und nach abgebrochen.
Hier spielte wohl auch die unbeliebte Torsperre eine Rolle, denn die Tore wurden bei Sonnenuntergang geschlossen und erst bei Sonnenaufgang wieder geöffnet.
Das Frauentor entging dem Abriss nur durch die daneben angelegten Zusatztore, wobei allerdings einige der alten Häuser neben dem Tor weichen mußten.


Na ja ..., Smiley bedauert auf der einen Seite die verschwundenen Tore und Türme der Stadtbefestigung, durch die unsere Stadt heute als das Rotenburg von Thüringen gelten könnte ....
.. aber der Fortchritt machte besonders in der Vergangenheit vor solchen Gedanken keinen Halt ...
.. darum gilt es jetzt noch mehr das Vorhandene weiter zu pflegen und damit der Nachwelt zu erhalten ..