Montag, 28. November 2011

100) Nachlese ..





Nachlese ...



.. der einhunderste Beitrag meiner Blogspot-Seite "Mühlhausen - Geschichte und mehr" soll noch einmal eine kleine Zusammenfassung meiner bisherigen  Mühlhausen-Erinnerungen bringen ..

GK












 Eigentlich beschäftige ich mich schon seit einigen Jahrzehnten mit unserer Heimatstadt.
Begonnen hatte es mit der Sammlung und Auswertung von Heimatliteratur, wobei mir die Stadtbibliothek immer viele Anregungen bot.
In der HO, wo ich 30 Jahre beschäftigt war, wurden zahlreiche Fotos von den neuen bzw. modernisierten Verkaufsstellen und Gaststätten angefertigt und gesammelt, wobei das HOSTAMÜ einen besonderen Platz einnahm... Aber mit der HO ging dann auch diese Sammlung den Weg ins Nirwana ..
Dann wurde eine private Geschichtssammlung angelegt, in der die gesammelten Fotos und Abbildungen zu den verschiedensten Themen in sechs Mappen ein umfassendes Bild unserer Stadt und ihrer Geschichte boten.
Eine Zeitlang wurde auch die Öl- und Aquarellmalerei dem Thema Mühlhausen gewidmet.
Ab 2000 wurden für die "Thüringer Landeszeitung" 120 ganzseitige Artikel zu der Serie "Straßen in Mühlhausen" geschrieben, in denen nicht nur die Straßen, sondern auch die Geschichte der Stadt beschrieben wurde und zu denen zahlreiche Fotos angefertigt wurden.
Ja ... und dann kam mit der Computertechnik die eigene Anfertigung von Videos, erst über die Familie..., aber dann natürlich auch über Mühlhausen und mit dem Einstieg ins Internet, dann auch der Einstieg bei Facebook und Blogger. So entstand die Blogspot-Seite "Mühlhausen - Geschichte und mehr" und bei Facebook die Seite "Mühlhausen-Freunde", zu denen sich dann noch Gruppen wie "damals wars" und Spätlese" gesellten.

Mit dem einhundersten Beitrag in "Mühlhausen - Geschichte und mehr" möchte ich diese Seite erst einmal abschließen ...., aber damit ich nicht ganz arbeitslos werde, wird gleichzeitig eine neue Seite .. "Mühlhausen - Geschichte und so weiter" eingerichtet, in der ebenfalls die vielfältigsten Themen zur Geschichte unserer Stadt Platz finden sollen.
Viel wird es ja wohl nicht mehr werden, denn so ein fast einundachtzigjähriger Rentner, der auch noch die verschiedensten Zipperleins hat, kann nun mal die Welt nicht mehr einreißen .. (obwohl er´s manchmal gern möchte .. ;-)))

Hier nun mal als Nachlese eine kleine Auslese aus meinen bisherigen Sammlungen usw.  ... und zu Beginn ein paar der eigenen Aquarelle mit mühlhäuser Motiven.

Frauentor / Aquarell / GK
Äußeres Frauentor / Aquarell / GK
























Inneres und mittleres Erfurter Tor / Aquarell  / GK









Auf dem Damm / Öl / GK

"Mühlhausen - Geschichte und mehr" ...

.. die Blog-Webseite wurde Ende 2009 eingerichtet und enthält jetzt 100 mehr oder weniger interessante Beiträge über Mühlhausen. wobei besonderer Wert auf dazu passende historische Abbildungen gelegt wurde. Zahlreiche Kommentare und Mitteilungen zu den einzelnen Posts zeigten, daß einige Themen bei den Lesern Anklang fanden. Einige teilten sogar mit, daß sie die Beiträge ausgedruckt und sich so eine kleine Mühlhausen Chronik geschaffen haben.
Hier nun ein paar historische Fotos  aus meiner Familienfotosammlung...:
Blick zur Stadt um 1890

















Am Frauentor um 1890

Pfortentor bis 1891
Marienkirche vor 1893
"Mühlhausen - Geschichte und so weiter" ..

.. heißt die neue Blog-Webseite, in der das bsiherige Hauptthema.., also unsere Stadt Mühlhausen, natürlich weiter aufgezeigt werden soll ..
Im Post Nr.2 wird die Zeit des Siebenjährigen Krieges betrachtet, als Mühlhausen zur französischen Festtung ausgebaut werden sollte..
Hier einige Bilder zu diesem Thema ..

Plan der "Festung" Mühlhausen 1761



frz.Besatzung 1761/62
Festungsbau am Blobach 1761/62









"Mühlhausen-Freunde" ...
.. heißt meine Facebook-Seite, in der neben aktuellen Bildern und Mitteilungen fast 30 Fotoalben mit mühlhäuser Themen eingestellt wurden ..
Zusammen mit den Pinnwandeinträgen weiterer Facebook-Freunde kommen so auf dieser Seite über 1.000 Fotos zusammen ..




Führer durch Mühlhausen von 1911
1913 - Zeppelin über Mühlhausen


Mühlhausen von Jens Fischer



Damals wars ..

heißt die Facebook-Gruppe mühlhäuser FB-Freunde, in der bisher die vielfältigsten Erinnerungsfotos aus dem eigenen Leben und dem Leben unserer Stadt eingestellt wurden ...., ein Zeichen.., daß es viele FB-Freunde gibt, die nichts mit dem hier oft üblichen bla.., bla.. am Hute haben ..

Wanfrieder Straße / Anfang des 20.Jhs.
DDR-Werbung 1960
Spätlese ..

.. heißt die Facebook-Gruppe, die ich vor einigen Wochen eingerichtet hatte...
.. Hier sollen Beiträge erscheinen, die nicht unbedingt Mühlhausen als Thema haben, aber doch vielleicht für manchen von Interesse sind .., also alle möglichen Themen über Gott und die Welt.. oder auch mal Erinnerungen an schöne Erlebnisse ...,
.. also eine Spätlese ..


Spätlese
Radtour in die BRD - 1955


"Mühlhausen-Video-Freunde" ..




heißt die FB-Gruppe, die eigentlich nur der Kommunikation zwischen einer Reihe von FB-Freunden dient, die an Videoa und anderem über Mühlhausen interessiert sind.
Mit über zwanzig Videos bzw. Dia-Showen über Mühlhausen könnte ich da einiges Beitragen, aber der bisherige Besuch zu den Video-Abenden im "Mühlhäuser Hof" war etwas dürftig..., so daß jetzt erst mal eine kleine Winterpause eingelegt wurde ..
Hier ein paar MHL-Videos, die bisher gezeigt wurden ..

HO Hotel Stadt Mühlhausen / 1969



... und wie geht es weiter ....????



... also große Fototouren wird es bei mir nicht mehr geben ... (.. die Beine ..) ... und irgendwann wird der graue Star auch die Arbeit am PC erschweren .., wie sagte Walter Ulbricht bei seiner Abdankung .. "gegen das Alter ist kein Kraut gewachsen .." und da hat er ja mal ausnahmsweise recht gehabt ..
Na ja ... und Smiley ist ja auch noch da... und der will noch lange nicht aufgeben ...
.. also dann ..., bis auf weiteres ..
.. Ihr Günter Körber

MHL den 28.11.2011





P.S.:

.. die Übersicht über die 100 bisher erschienenen Beiträge in "Mühlhausen - Geschichte und mehr" findet man im Beitrag Nr. 1 ..., also ganz am Anfang dieser MHL-Reihe ...
.. und im Blog-Archiv (.. oben links auf dieser Seite..) kann man alle 100 Posts dieses Blogs abrufen ..






















Samstag, 26. November 2011

99) Gesundheit .., früher und heute ...




Gesundheit ......

.. wünscht man dem vom Schnupfen geplagten Mitmenschen ... und Gesundheit wünscht man zu allen möglichen Anlässen..., wie Geburtstagen usw. ...
Gesundheit .. und ein langes Leben .. wünschen sich Viele ... und so war und ist das Gesundheitswesen immer ein wichtiger Faktor im täglichen Leben ..

Werfen wir doch mal einen kleinen Blick auf das Gesundheitswesen in Mühlhausen in der neueren und älteren Vergangenheit ..
.. Ein kleiner Abriss.., der natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt .., aber trotzdem nicht ganz uninteressant ist ..

1899 - das neue Städtische Kraneknhaus
Am 1.8.1899 wurde an der Langensalzaer Straße das Städtische Krankenhaus eröffnet ..
Ein Klinkerbau der über 75 Betten verfügte und das 1895 teilweise abgebrannte alte Krankenhaus im früheren Margarethenhospital ersetzte ..

Erster Chefarzt war der Geheime Sanitätsrat und Oberstabsarzt in Reserve Dr.Med. Hans Simon Boeckmann, der bereits das alte Krankenhaus seit 1882 geleitet hatte.
Das neue Krankenhaus, das aus einem Mittelbau und zwei Seitengebäuden bestand, entsprach jetzt den technischen und hygienischen Anforderungen seiner Zeit.





Dr.Boeckmann und sein "Team"

Neben Dr.Boeckmann, der als erster Mühlhäuser einen Kraftwagen besaß, gab es Anfangs im neuen Krankenhaus noch eine Oberin und vier Krankenschwestern..
Sowohl die Anzahl der Ärzte, wie auch das Personal, wurden aber in den folgenden Jahren weiter ergänzt und 1917 konnte das Krankenhaus über 1.000 Patienten pro Jahr verzeichnen.




Landesheilanstalt Pfafferode ab 1910

Von 1910 bis 1917 enstand westlich der Stadt an der Wanfrieder Landstraße die Provinzialheilanstalt Pfafferode..,
Außer den über 20 Behandlungsgebäuden, gab es noch technische und Verwaltungsgebäude, Ärztehäuser, eine Pflegersiedlung und eine Kirche und ein Friedhof.
Unmittelbar an die Heilanstalt grenzte das Gut Pfafferode, ein ehemaliges Ordensgut, das dann als Domäne der Stadt gehörte und 1910 als Provinzialgut zur Landesheilanstalt kam.
Ab 1911 fuhr dann auch die Straßenbahn von der Feldweiche bis Pfafferode.
Die Heilanstalt Pfafferode war dann später über die Landesgrenzen hinaus bekannt, gehörte aber in der Nazizeit auch zu den Anstalten, wo "lebensunwertes Leben" vernichtet wurde. Der von den Nazis eingesetzte Chefarzt, der hierfür verantwortlich war, nahm sich dann im Mai 1945 das Leben.

1914 -1918 - Notlazarett in der Loge
Von 1914 bis 1918 gab es dann in Mühlhausen zahlreiche weitere "Notlazarette", wie hier in der damaligen Loge hinterm neuen Brunnen..
Laufend kamen Kriegsverwundete von der Front, die hier behandelt wurden ... und oft "durften" sie dann nach ihrer Genesung wieder zum Kampf für Kaiser und Vaterland antreten ..
Hier waren dann auch mehrere Mediziner und zahlreiche Krankenschwestern  aus der Stadt eingesetzt.
Waren es 1914 noch 800 Betten, die in der Stadt bereit gestellt werden mußten, steigerte sich die Anzahl in den nächsten Jahren noch weiter.



ehem. "Julianenheim" ab 1925
1925 eröffnete Dr.Georg Raeschke am Böhntalsweg eine Privatklinik, die er nach seiner Frau "Julianenheim" nannte.
Besonders als Geburtsklinik war die Raeschke-Klinik alleits beliebt.
Als Dr.Raeschke 1959 mit 75 Jahren die Klinik seinem Sohn übertragen wollte, wurde diesem die Übernahme von den "örtlichen Organen" verweigert und die Klinik dem Kreiskrankenhaus angeschlossen.
Hier war dann bis 1999 die Kinderabteilung des Kreiskrankenhauses untergebracht..., der Sohn von Dr.Raeschke war 1959 in den Westen gezogen.



Krankenhausanbau von 1938
1923 bis 1947 war Medizinalrat Dr. Ernst Wetzel Leiter des Städtischen Krankenhauses, das 1938 einen modernen Anbau erhielt, der am 1.8.1940 fertiggestellt wurde .. und jetzt die neue chirugische Abteilung mit 100 Betten enthielt.

Schon ein Jahr zuvor - 1938 - wurden auch in Mühlhausen jüdische Ärzte zur Aufgabe ihrer Praxen gezwungen .. und nach und nach wurden auch hier alle Juden aus der "Volksgemeinschaft" ausgeschlossen.
In den folgenden Jahren - von 1939 bis 1945 - mußten auch in Mühlhäusen wieder zahlreiche Notlazarette eingerichtet werden.



Frauenklinik Windeberger Straße
Nach 1945 wurde dann im ehemaligen Offizierskasino der General-Fuchs-Kaserne an der Windeberger Straße die Frauenklinik, als Abteilung des Kreiskrankenhauses eingerichtet..., eine Abteilung die jetzt im erweiterten Krankenhausbau aufgenommen wurde..







Kreiskrankenhaus nach 1990
In der DDR-Zeit wurde dann das Kreiskrankenhaus mehrfach erweitert..., so u.a. durch einen Westflügel, der mit 60 Betten die Orthopädie und die Unfallchirurgie aufnahm .. und auch nach der Wende wurde weiter modernisiert ..

Nach der Wende wurde auch das Gesundheitswesen wieder umgestaltet. War in der DDR die Poliklinik und das staatlich gelenkte Gesundheitswesen vorherrschend, konnten sich jetzt die Haus- und Fachärzte frei entfalten .. (.. mit allen Vor- und Nachteilen, die so eine freie Entfaltung mit sich brachte ..)


Hufeland-Klinikum
Mit seinen Erweiterungsbauten hat sich das ehemalige Kreiskrankenhaus jetzt als Hufeland-Klinkum zusammen mit dem Krankenhaus in Langensalza zu einem modernen Krankenhaus mit modernen Gebäuden und moderner Einrichtung entwickelt, das vielen Ansprüchen an eine moderne Medizin entspricht.
Auch zahlreiche Ärzte konnten mit ihren modernen Praxen immer besser die medizinische Versorgung absichern ... und wenn jetzt noch das Gesundheitswesen so organisiert würde, daß auch der Normalbürger (.. und möglichst auch die aus der "Unterschicht" ..) alle Segnungen der modernen Medizin in Anspruch nehmen könnten ...., dann wäre alles wunderbar ... aber ...???



Aber ..., ehe wir lange rum meckern, schauen wir doch mal das Gesundheitswesen in der Vergangenheit an ...
.. und schon relativiert sich vieles wieder ..

1207 - Gründung von St.Antonius
Im Jahre 1207 wurde laut Chronik das Hospital St.Antonius in der Holzstraße, auf dem ehemaligen Gelände des Stiftes Oberdorla erbaut.
Hier wurden laut einer "Hausordnung" des Rates der Stadt aus dem Jahre 1295 kranke und gebrechliche alte Leute gepflegt.

1358 wurde dann das Margarethenhospital vor dem Altpfortentor neben der älteren Andreaskirche gegründet. Das 1612 und 1719 erneuerte Gebäude wurde später bis 1895 als städtisches Krankenhaus genutzt.

1462 wurde der "arme Spittel" vor dem Görmartor erstmals erwähnt, wo "arme kranke Leute verpfleget" wurden. Sowohl das Hospital, wie auch die angrenzende Kreuzkapelle sind inzwischen verschwunden.

Das Gesundheitswesen lag damals noch voll in der Hand der Kirche. Sie half den Armen und Kranken und unter den Mönchen gab es Heilkundige, die sich einige Kenntnisse der Heilkunde angeeignet hatten.
Erst im 13. Jahrhundert gab es dann auch in Deutschland studierte Ärzte, die neben den "Weisen Frauen" an das Krankenbett gerufen wurden.
Die "weisen Frauen", die oft als Hebamme oder Kräuterfrauen tätig waren, wurden dann später oft als Hexen verfolgt.


1232 - Gründung des Franziskanerklosters
1098 wurde Hildegard von Bingen geboren, die als Abtessin eines Klosters bei Bingen am Rhein, besonders in der Heilkunde für die damalige Zeit bedeutende Erkenntnisse niederschrieb

".. ein Wind sei er, der dem Elenden hilft .." heißt es in ihren zahlreichen Dichtungen.
Den armen und gebrechlichen Helfen, war auch das Anliegen zahlreicher Mönchsorden .. und hier besonders der Franziskaner, die Anfang des 13. Jahrhundert auch in Mühlhausen auftraten.
In den Klöstern gab es Krankenstuben und hier wurden auch Speisen an die Ärmsten der Armen ausgegeben,









Arzt im 13. Jahrhundert
Die Ärzte der damaligen Zeit hatten ihr "Handwerk" oft bei einem Heilkundigen gelernt .. und oft unterschied sich ihr Wissen nicht wesentlich von dem der Wunderheiler und Quacksalber, die mit allen möglichen Mittelchen gegen Bares die Heilung versprachen.
Erst später mußten Ärzte eine Approbation, d.h. eine behördliche Genehmigung für die Ausübungen ihres Berufes auf der Grundlage eines entsprechendem Studiums .., vorweisen.

Den großen "Geiseln der Menschheit"..., wie Pest und Lepra, standen die Ärzte aber damals nur machtlos gegenüber.. und versuchten diese mit allerlei Traktaten, Räucherwerk usw. zu bekämpfen ..
So wurden auch die Mühlhausen im Mittelalter tausende zum Opfer dieser Seuchen ..




1548 - erste Apotheke in Mühlhausen

Auch der Apotheker der 1548 erstmals in Mühlhausen zugelassenen Apotheke bei der Marienkirche - der späteren Ratsapotheke - mußte eine Zulassung nachweisen.
Die Apotheken hatten in der damaligen Zeit noch alle möglichen Tinkturen und Salben gegen alle möglichen Krankheiten..., aber auch Branntwein gab es hier .. (.. und der half ja auch gegen manche Krankheit ..)

1592 erhielt Sebastian Rodemann vom Rat di Genehmigung zur Eröffnung einer zweiten Apotheke .. (.. die spätere Mohrenapotheke am Steinweg ..)

Nachdem 1778 die Ratsapotheke geschlossen hatte, wurde 1780 am Kornmarkt die neue "Löwen-Apotheke" eröffnet .. (.. hier befindet sich heute das Brauhaus "Zum Löwen" ..)



beim Bader im 15.Jh.


Eine wichtige Rolle spielte früher der Bader im Gesundheitswesen:
Hier konnte man Baden und ein Schwitzbad nehmen, aber hier wurde man auch zur Ader gelassen und der Bader behandelte auch äußere Verletzungen, wie Knochenbrüche und Wunden.
Oft waren die Bader dann auch als Feldscheer in den Heerlagern der Fürsten eingesetzt.







Bader im 17.Jahrhundert
Auch Zähne wurden beim Bader gezogen und noch lange Zeit war der Chirurg ein Beruf, der neben dem Arzt für die äußeren Krankheiten zuständig war.
Aber auch auf den Jahrmärkten konnte man oft selbst ernannte Wunderheiler antreffen und das alte Lied... "ich bin der Doktor Eisenbart, kurier die Leut auf meine Art .." traf so ziemlich genau die Art, wie damals "geheilt" wurde..














Dr.C.G.Altenburg (1742 - 1826)
Dr. Christian Gottlieb Altenburg, war nicht nur der Verfasser der "Topographisch-historischen Beschreibung der Stadt Mühlhausen in Thüringen" aus dem Jahre 1824 ...., sondern auch ein versierter und sehr beliebter Arzt in seiner Heimatstadt.
Nach dem Gymnasium in Mühlhausen, studierte er in Leipzig Medizin und praktizierte dort auch einige Jahre. Er kehrte aber dann wieder in seine Heimatstadt Mühlhausen zurück, wo er bis ins hohe Alter als Arzt tätig war.
Hier setzte er die ersten Pockenimpfungen durch und hier wirkte er besonders bei der Pflege der zahlreichen Verwundeten und Kranken, die nach der Schlacht bei Leipzig 1813 in Mühlhausen zurückgelassen wurden.
Besonders im Alter beschäftigte er sich aber auch mit seinem "Hobby", der Beschreibung der Stadt, ihrer Umgebung und ihrer Geschichte, die uns auch heute noch vieles Interessante aus alter Zeit vermittelt.



ehem. Margarethenhospital
Bereits Ende des 18. Jahrhunderts war das Margarethenhospital an der Ecke An der Burg / Ammerstraße als Krankenhaus genutzt worden und 1823 wurde es dann mit einem Arzt und einem Chirurgen mit 20 Betten offiziell als Städtisches Krankenhaus bestätigt.
(.. Das Hospital war bereits im Siebenjährigen Krieg und im Befreiungskrieg 1813 als Lazarett für die zahlreichen Verwundeten benutzt worden ..)




Arztbesuch um 1840

Der "Herr Doktor" stieg jetzt zur geachteten Persönlichkeit in der Gesellschaft auf. Zwar konnten sich meist nur die Söhne aus der "besseren Gesellschaft" das Studium und den Erwerb der Doktorwürde leisten, aber das Gesundheitswesen verbesserte sich auch bei uns nach und nach.
Allerdings waren durch den Wegfall der Zünfte Anfang des 19. Jahrhunderts auch die "Bruderschaften" der Handwerker weggefallen, die ihre Mitglieder bei Krankheit und Not unterstützten.
Die beginnende Industriealisierung zwang jetzt die Arbeiter zur Bildung von Unterstützungskassen, aber erst Ende des Jahrhunderts kam es zur Bildung der Ortskrankenkassen.




Arztbesuch um 1860

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Gesundheitswesen dann durch die Gesetze zur Kranken- und Unfallversicherung, sowie über die Invaliden- und Rentenversicherung weiter verbessert.
Trotzdem gab es nicht nur in Berlin weiterhin Arme, die sich kaum einen Arztbesuch leisten konnten .. (.. und die verschriebenen Medikamente erst recht nicht ..)







altes Krankenhaus nach dem Brand von 1895

Als das alte Krankenhaus vor dem Pfortentor im Jahre 1895 teilweise abbrannte, entsprach es schon lange nicht mehr den medizinischen und hygienischen Erfordernissen... und so wurde dann auch zügig der Bau eines neuen Städtischen Krankenhauses an der Langensalzaer Straße in Angriff genommen.







Gesundheit ...,
wurde im neuen "Glückskatalog" für Deutschland als ganz wichtiger Faktor für das Lebensglück bezeichnet ...
Wenn man die Aussagen dieser Erfassung - nach der Thüringen die unglücklichsten Menschen in Deutschland hat - auch sehr anzweifeln kann.., Gesundheit ist und bleibt nun mal mit das wichtigste im Leben ... und so ist ein funktionierendes Gesundweitswesen eine Grundvoraussetzung für eine funktionierende Gesellschaft .., wobei man manchmal glauben muss, daß "die da Oben" das noch immer nicht so richtig erkannt haben .., denn sonst dürfte es die vielen Ungerechtigkeiten im Gesundheitswesen garnicht geben ..
.. in diesem Sinne .., eine gute Gesundheit
Ihr Günter Körber

Dienstag, 8. November 2011

98) Mühlhausen vor 200 Jahren

Mühlhausen im 18. Jahrhundert
 Mühlhausen um 1811 ..
... vor 200 Jahren war die Stadt noch voll in französischer Hand und gehörte zum Königreich Westphalen, dessen König Jerome - der Bruder Napoleons - in Kassel residierte ..
Nur wenige Jahre vorher - im Jahre 1802 - war die bisherige Freie Reichsstadt laut dem Vertrag von Luneville zum preußischen Königreich gekommen ..
Preußische Truppen nahmen die Stadt in Besitz und der Reichsadler wurde durch den preußischen Adler ersetzt ..

1803 dann das große Ereignis ..
König Wilhelm III. und Königin Luise besichtigten ihre neuen Besitztümer und weilten vom 23. bis 26.Juni in der Stadt ..
Sie wohnten im Lutterothschen Hause am Untermarkt und wurden von den Mühlhäusern tüchtig gefeiert ..
.. Die neue preußische Ordnung wurde laut Chronik ".. mit einem lachenden und einem weinenden Auge .." von den Bürgern aufgenommen .Viele reichsstädtische Privilegien und Gewohnheiten fielen weg.., besonders die Zwangsrekrutierung zur preußischen Armee im Jahre 1804 wurde ".. mit großem Wehklagen .." aufgenommen ..



Zwei Jahre später ..., im Jahre 1806 .., war wieder ein Grund zum Wehklagen ..;
.. die französischen Truppen unter Napoleon hatten die Preußen bei Jena und Auerstedt vernichtend geschlagen und brachten fast ganz Deutschland unter ihre Herrschaft..
Mühlhausen kam zum neuen Königreich Westphalen und bald wurde auch hier der "Code Napoleon" eingeführt .., eine relativ fortschrittliche Gesetzgebung, die viele alte Zöpfe abschnitt .. So wurde die Religionsfreiheit und die Gewerbefreiheit durchgesetzt..., der Bürgermeister hieß jetzt Maire .. und auch sonst änderte sich viel ..
.. Eingezogen wurde jetzt zur neuen westphälischen Armee und zahlreiche Mühlhäuser dienten jetzt unter Napoleon ...



Befreiungskampf 1813
 Nach der französischen Niederlage in Russland erhob sich auch Preußen gegen die Fremdherrschaft und nach der Völkerschlacht bei Leipzig war das Ende für Napoleon in Deutschland gekommen ..
Durch Mühlhausen zogen jetzt preußische, russische und schwedische Truppen, denen sich zahlreiche Mühlhäuser anschlossen ..
Die Stadt wurde wieder preußisch und bald auch preußische Kreisstadt ..





 1814 konnte dann die zweihundert Jahrfeier des mühlhäuser Brunnenfestes an der Popperöder Quelle gefeiert werden ..
Nur wenige Tage vorher war ein großer Teil der mühlhäuser Freiwilligen wieder nach hause gekommen, so daß es auch in vielen Familien etwas zu feiern gab ..
.. auch in der Folgezeit kamen immer wieder große Truppenkontingente durch die Stadt, die jetzt nach den Siegen in Frankreich wieder in die Heimat zurückkehrten ..





1811 waren die Vorstädte noch relativ dünn besiedelt.., die äußere Stadtmauer war Ende des vorhergehenden Jahrhundert schon weitgehend abgebaut worden, aber fast alle äußeren Stadttore standen noch und auch die innere Stadtbefestigung war noch fast vollständig erhalten ..
Anfang des Jahres hatte die Stadt = 9.179 Einwohner  .., davon 9.030 evangelisch, 57 katholisch und 92 jüdischen Glaubens ..
.. in der Innenstadt wohnten damals 6.291 und in den Vorstädten 2.888 Einwohner ..




 ..Der vorstehende Grundriß der Stadt Mühlhausen stammt aus der "Topographisch-historischen Beschreibung der Stadt Mühlhausen ..." die der beliebte Arzt Christian Gottlieb Altenburg im Jahre 1824 herausgab ..
Altenburg war hier in Mühlhausen aufs Gymnasium gegangen und studierte dann in Leipzig , wo er auch einige Jahre als Arzt tätig war .. 1777 zog er in seine Heimatstadt zurück, wo er bald den Ruf eines ausgezeichneten Arztes erwarb ..
Neben seiner beruflichen Tätigkeit beschäftigte er sich aber immer mehr mit der Geschichte der damals noch Freien Reichsstadt. wobei er sich in seinen Aufzeichnungen mehrfach auf vorhandene Werke bezog ..
Die nachfolgenden Abbildungen stammen aus der sogenannten "Altenburg-Chronik" und geben so ein authentisches Bild unserer Stadt aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts ..






Auf der vorliegenden Zeichnung der Marienkirche, ist diese noch von dem Kirchhof umgeben und weist auch noch den älteren Mittelturm mit der "spanischen Haube" auf ..
1802 wurde dann an der Eisenacher Straße der städtische Friedhof eingerichtet .. und nach un nach verschwanden die Kirchhöfe der jeweiligen Kirchgemeinden ..







Die Divi-Blasii-Kirche auf dem Untermarkt.., wie sie zur Zeit von Johann Sebastian Bach aussah.., der hier von 1707 bis 1708 als Organist tätig war ..
Bach schrieb hier seine Ratswechselkantate, sein erstes Werk das dann hier im Druck erschien .. Neben zahlreichen Verehrern, besonders im Rat, hatte er aber auch einflußreiche Widersacher in der pietistischen Kirchenleitung, die sein neuartiges "Orgelschlagen" nicht akzeptierten, was ihn schließlich zur Aufgabe seiner Stellung in Mühlhausen bewog..



Etwa zeitgleich wie die Marienkirche war der Vorgängerbau der Jakobikirche entstanden, die im Bauernkrieg eine besondere Rolle in der Stadt spielte und die in den Pestjahren oft als Pestkirche genutzt wurde... d.h.nur hier durften die Familien von Pestkranken zum Gottesdienst gehen ..




Äußeres Frauentor

Durch das Äußere Frauentor, das heute noch als einziges der 9 äußeren Tore besteht, führte der alte Hessenweg über den Schützenberg, vorbei an der Dicken Linde auf den Tonberg und von dort in Richtung Eigenrieden ..
Auch dieses Tor hatte Fallgatter, die bei Gefahr schnell geschlossen werden konnten.. Die Äußere Stadtmauer umschloss mit 6,5 km Länge die fünf Vorstädte der früheren Freien Reichsstadt ..










 Mühlhausen war Anfang des 10. Jahrhunderts eine kleine Ackerbürgerstadt.., die ihre stolze reichsstädtische Vergangenheit schon lange verloren hatte ..
Ackerbürger und Handwerker bestimmten n och das wirtschaftliche Leben, nur einige Händler und die ersten Fabrikanten schafften schon den Weg zum wohlhabenden Bürgertum ..
Erst nach und nach setzten sich auch hier neue Ideen durch.., aber dauerte noch lange ehe die alten Zöpfe auch im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben verschwanden ..
Damals war die Großfamlie mit Großmutter, Mutter und Kind, noch üblich und derHandwerker teilte seinen Arbeitsraum oft noch mit der Familie .. (.. die dann auch oft bei der Arbeit mithalf ..)








Nach der Lehrzeit, in welcher der Lehrling meißt beim Meister wohnte, ging der Handwerksgeselle auf die "Walz" um sein Wissen und Können zu erweitern.
Auch die Gesellen wohnten meißt bei ihrem Arbeitgeber, kamen aber auf der Wanderschaft auch in den Zunftherbergen unter. In Mühlhausen gab es damals mehrere Zunftherbergen für die jeweiligen Gewerke, die dann auch Treffpunkt der Gesellen waren..
Mit der Aufhebung der Zünfte Anfang des 19. Jahrhunderts und der zunehmenden Industrialisierung kam dann auch nach und nach das Ende des Gesellenwanderns ..






Mühlhausen war dann bald nicht nur preußische Kreisstadt.., sondern auch preußische Garnisonsstadt ..
Die preußische Städteordnung des Freiherrn vom Stein brachte eine Erneuerung der städtischen Verwaltung mit sich, aber der kleinbürgerliche Charakter der Stadt blieb noch lange Zeit erhalten..












Fast einhundert Beiträge wurden jetzt auf der Blogger-Seite "Mühlhausen - Geschichte und mehr" veröffentlicht ..
.. eine Zusammenfassung aller Beiträge wurde im Beitrag Nr. 1 vorgenommen ..
.. voraussichtlich soll diese Bloggerseite mit dem Beitrag Nr. 100 geschlossen werden, wo dann auch noch einmal alle bisherigen Beiträge aufgeführt werden ..
.. bis dahin verbleibe ich Ihr
Günter Körber