Dienstag, 8. November 2011

98) Mühlhausen vor 200 Jahren

Mühlhausen im 18. Jahrhundert
 Mühlhausen um 1811 ..
... vor 200 Jahren war die Stadt noch voll in französischer Hand und gehörte zum Königreich Westphalen, dessen König Jerome - der Bruder Napoleons - in Kassel residierte ..
Nur wenige Jahre vorher - im Jahre 1802 - war die bisherige Freie Reichsstadt laut dem Vertrag von Luneville zum preußischen Königreich gekommen ..
Preußische Truppen nahmen die Stadt in Besitz und der Reichsadler wurde durch den preußischen Adler ersetzt ..

1803 dann das große Ereignis ..
König Wilhelm III. und Königin Luise besichtigten ihre neuen Besitztümer und weilten vom 23. bis 26.Juni in der Stadt ..
Sie wohnten im Lutterothschen Hause am Untermarkt und wurden von den Mühlhäusern tüchtig gefeiert ..
.. Die neue preußische Ordnung wurde laut Chronik ".. mit einem lachenden und einem weinenden Auge .." von den Bürgern aufgenommen .Viele reichsstädtische Privilegien und Gewohnheiten fielen weg.., besonders die Zwangsrekrutierung zur preußischen Armee im Jahre 1804 wurde ".. mit großem Wehklagen .." aufgenommen ..



Zwei Jahre später ..., im Jahre 1806 .., war wieder ein Grund zum Wehklagen ..;
.. die französischen Truppen unter Napoleon hatten die Preußen bei Jena und Auerstedt vernichtend geschlagen und brachten fast ganz Deutschland unter ihre Herrschaft..
Mühlhausen kam zum neuen Königreich Westphalen und bald wurde auch hier der "Code Napoleon" eingeführt .., eine relativ fortschrittliche Gesetzgebung, die viele alte Zöpfe abschnitt .. So wurde die Religionsfreiheit und die Gewerbefreiheit durchgesetzt..., der Bürgermeister hieß jetzt Maire .. und auch sonst änderte sich viel ..
.. Eingezogen wurde jetzt zur neuen westphälischen Armee und zahlreiche Mühlhäuser dienten jetzt unter Napoleon ...



Befreiungskampf 1813
 Nach der französischen Niederlage in Russland erhob sich auch Preußen gegen die Fremdherrschaft und nach der Völkerschlacht bei Leipzig war das Ende für Napoleon in Deutschland gekommen ..
Durch Mühlhausen zogen jetzt preußische, russische und schwedische Truppen, denen sich zahlreiche Mühlhäuser anschlossen ..
Die Stadt wurde wieder preußisch und bald auch preußische Kreisstadt ..





 1814 konnte dann die zweihundert Jahrfeier des mühlhäuser Brunnenfestes an der Popperöder Quelle gefeiert werden ..
Nur wenige Tage vorher war ein großer Teil der mühlhäuser Freiwilligen wieder nach hause gekommen, so daß es auch in vielen Familien etwas zu feiern gab ..
.. auch in der Folgezeit kamen immer wieder große Truppenkontingente durch die Stadt, die jetzt nach den Siegen in Frankreich wieder in die Heimat zurückkehrten ..





1811 waren die Vorstädte noch relativ dünn besiedelt.., die äußere Stadtmauer war Ende des vorhergehenden Jahrhundert schon weitgehend abgebaut worden, aber fast alle äußeren Stadttore standen noch und auch die innere Stadtbefestigung war noch fast vollständig erhalten ..
Anfang des Jahres hatte die Stadt = 9.179 Einwohner  .., davon 9.030 evangelisch, 57 katholisch und 92 jüdischen Glaubens ..
.. in der Innenstadt wohnten damals 6.291 und in den Vorstädten 2.888 Einwohner ..




 ..Der vorstehende Grundriß der Stadt Mühlhausen stammt aus der "Topographisch-historischen Beschreibung der Stadt Mühlhausen ..." die der beliebte Arzt Christian Gottlieb Altenburg im Jahre 1824 herausgab ..
Altenburg war hier in Mühlhausen aufs Gymnasium gegangen und studierte dann in Leipzig , wo er auch einige Jahre als Arzt tätig war .. 1777 zog er in seine Heimatstadt zurück, wo er bald den Ruf eines ausgezeichneten Arztes erwarb ..
Neben seiner beruflichen Tätigkeit beschäftigte er sich aber immer mehr mit der Geschichte der damals noch Freien Reichsstadt. wobei er sich in seinen Aufzeichnungen mehrfach auf vorhandene Werke bezog ..
Die nachfolgenden Abbildungen stammen aus der sogenannten "Altenburg-Chronik" und geben so ein authentisches Bild unserer Stadt aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts ..






Auf der vorliegenden Zeichnung der Marienkirche, ist diese noch von dem Kirchhof umgeben und weist auch noch den älteren Mittelturm mit der "spanischen Haube" auf ..
1802 wurde dann an der Eisenacher Straße der städtische Friedhof eingerichtet .. und nach un nach verschwanden die Kirchhöfe der jeweiligen Kirchgemeinden ..







Die Divi-Blasii-Kirche auf dem Untermarkt.., wie sie zur Zeit von Johann Sebastian Bach aussah.., der hier von 1707 bis 1708 als Organist tätig war ..
Bach schrieb hier seine Ratswechselkantate, sein erstes Werk das dann hier im Druck erschien .. Neben zahlreichen Verehrern, besonders im Rat, hatte er aber auch einflußreiche Widersacher in der pietistischen Kirchenleitung, die sein neuartiges "Orgelschlagen" nicht akzeptierten, was ihn schließlich zur Aufgabe seiner Stellung in Mühlhausen bewog..



Etwa zeitgleich wie die Marienkirche war der Vorgängerbau der Jakobikirche entstanden, die im Bauernkrieg eine besondere Rolle in der Stadt spielte und die in den Pestjahren oft als Pestkirche genutzt wurde... d.h.nur hier durften die Familien von Pestkranken zum Gottesdienst gehen ..




Äußeres Frauentor

Durch das Äußere Frauentor, das heute noch als einziges der 9 äußeren Tore besteht, führte der alte Hessenweg über den Schützenberg, vorbei an der Dicken Linde auf den Tonberg und von dort in Richtung Eigenrieden ..
Auch dieses Tor hatte Fallgatter, die bei Gefahr schnell geschlossen werden konnten.. Die Äußere Stadtmauer umschloss mit 6,5 km Länge die fünf Vorstädte der früheren Freien Reichsstadt ..










 Mühlhausen war Anfang des 10. Jahrhunderts eine kleine Ackerbürgerstadt.., die ihre stolze reichsstädtische Vergangenheit schon lange verloren hatte ..
Ackerbürger und Handwerker bestimmten n och das wirtschaftliche Leben, nur einige Händler und die ersten Fabrikanten schafften schon den Weg zum wohlhabenden Bürgertum ..
Erst nach und nach setzten sich auch hier neue Ideen durch.., aber dauerte noch lange ehe die alten Zöpfe auch im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben verschwanden ..
Damals war die Großfamlie mit Großmutter, Mutter und Kind, noch üblich und derHandwerker teilte seinen Arbeitsraum oft noch mit der Familie .. (.. die dann auch oft bei der Arbeit mithalf ..)








Nach der Lehrzeit, in welcher der Lehrling meißt beim Meister wohnte, ging der Handwerksgeselle auf die "Walz" um sein Wissen und Können zu erweitern.
Auch die Gesellen wohnten meißt bei ihrem Arbeitgeber, kamen aber auf der Wanderschaft auch in den Zunftherbergen unter. In Mühlhausen gab es damals mehrere Zunftherbergen für die jeweiligen Gewerke, die dann auch Treffpunkt der Gesellen waren..
Mit der Aufhebung der Zünfte Anfang des 19. Jahrhunderts und der zunehmenden Industrialisierung kam dann auch nach und nach das Ende des Gesellenwanderns ..






Mühlhausen war dann bald nicht nur preußische Kreisstadt.., sondern auch preußische Garnisonsstadt ..
Die preußische Städteordnung des Freiherrn vom Stein brachte eine Erneuerung der städtischen Verwaltung mit sich, aber der kleinbürgerliche Charakter der Stadt blieb noch lange Zeit erhalten..












Fast einhundert Beiträge wurden jetzt auf der Blogger-Seite "Mühlhausen - Geschichte und mehr" veröffentlicht ..
.. eine Zusammenfassung aller Beiträge wurde im Beitrag Nr. 1 vorgenommen ..
.. voraussichtlich soll diese Bloggerseite mit dem Beitrag Nr. 100 geschlossen werden, wo dann auch noch einmal alle bisherigen Beiträge aufgeführt werden ..
.. bis dahin verbleibe ich Ihr
Günter Körber

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