Donnerstag, 6. Mai 2010

49) 700 Jahre Rathaus Mühlhausen

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In einer Feierstunde
gedenkt die Stadtverwaltung heute der ersten Erwähnung unseres Rathauses als "capitolium" in einer Urkunde vor genau 700 Jahren, aber offensichtlich wurde der Kernbau nicht erst 1310, sondern bereits vor 1300 erbaut.

Und ebenso offensichtlich muss es hier bereits im 13. Jahrhundert einen wichtigen Vorgängerbau des Rathauses gegeben haben.
So wurden mehrere wichtige Bauten der Stadt schon im 12. - 13. Jahrhundert nach diesem Standort eingeordnet. Ein Standort, der an der Nahtstelle zwischen Altstadt, St.Jakobi und Neustadt eine besondere Bedeutung hatte.
Befand sich hier der Sitz des königlichen Präfekten bzw. Stadtvogtes oder ein anderer wichtiger Punkt der königlichen Stadtverwaltung?
So deutet der Südwestteil des Kernbaues auf einen möglichen Wohnturm als einbezogenen Vorgängerbau hin. Eine Entwicklung, die auch das alte erfurter Rathaus genommen hatte.

Der älteste Teil des heutigen Rathauses, ist der vor 1300 erbaute Kernbau, der direkt über der Schwemmnotte die Altstadt mit der Neustadt verband und durch dessen Torbogen die verbindende Ratstraße führte.

Noch vor 1343 erhielt der Kernbau einen westlichen Anbau, der im Erdgeschoss auf der Nordseite einen Laubengang mit drei Spitzbögen für die Kaufleute aufwies.
Das Obergeschoss des Kernbaues und des Anbaues nahm die Ratshalle ein, von der später auf der Westseite die Ratsstube abgetrennt wurde. Der Zugang zu dieser Ratshalle erfolgte früher von der Nordseite des Westanbaues.



Auf der Ostseite des Kernbaues wurde die 1455 angebaute Kapelle in den Jahren 1568-69 durch die Baumeister Liborius Schnabel und Hans Rinke aufgestockt.

1595-96 erfolgte durch den Baumeister Christoph Schnabel der Anbau des Südflügels in der Ratstraße , über den jetzt der Zugang zur Ratshalle erfolgte.






1605-06 errichteten dann die Baumeister Klaus Schnabel und
Hans Rinke den Nordflügel des Rathauses, dem 1609 der
ähnliche Westflügel folgte.
Jetzt hatte der Rat der Freien Reichsstadt nicht nur ein Rathaus, sondern gleich einen ganzen Rathauskomplex.
Der so entstandene Rathaushof wurde erst 1874 durch eine Verbindungsbrücke auf der Ostseite abgeschlossen.


Der repräsentative Ostgiebel des Nordflügels kommt in der engen Ratstraße gar nicht so richtig zur Geltung.
Lediglich das reich gegliederte Halbsäulenportal wird vielleicht noch im Vorübergehen wahrgenommen.













Während andere Städte ihre Rathäuser meist an einem Platz anordneten, wo sie einen repräsentativen Eindruck machten, war das mühlhäuser Rathaus wohl wegen seiner historischen Herkunft aus der Zeit als Pfalzstadt, mitten in der Stadt entstanden und wurde bald von den umliegenden Straßen und Gassen eingezwängt.
In der Folgezeit wurden weitere angrenzende Gebäude in der Ratstraße und in der Neuen Straße der Stadtverwaltung zugeordnet

Während sich im Obergeschoss des Kernbaues über dem Torbogen der Ratstraße auf der Südseite der Ratssaal befand, waren auf der Nordseite früher die Kanzlei und die Kämmerei angeordnet.
1383 wurde die große Ratsstube erstmals erwähnt, die durch eine Bohlenwand vom Ratssaal auf dessen Westseite abgetrennt wurde.





Hier fanden die Tagungen des "edlen Rates" statt und hier setzte Thomas Müntzer 1525 den neuen "Ewigen Rat" ein, der aber nur ein paar Wochen regierte.
Hier tagten später auch die Reichs- und Kurfürsten im 17. Jahrhundert.
Ost- und Westwand der Ratsstube sind mit wertvollen Wandmalereien aus dem 15. und 16. Jahrhundert versehen, auf denen die Grafen und Kurfürsten der damaligen Zeit mit dem Kaiser abgebildet sind.











Eine weitere Kostbarkeit im Rathaus ist das Reichsstädtische Archiv, in dem zahllose Urkunden, sowie das Mühlhäuser Reichsrechtsbuch aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts aufbewahrt werden.
Das heutige Stadtarchiv wurde wurde 1964-65 im ausgebauten Nordflügel untergebracht.



Anfang des vorigen Jahrhunderts waren die Gebäude des Rathauskomplexes auf der Hofseite dicht bewachsen. Eigentlich ein romantischer Anblick, aber nicht gerade vorteilhaft für das historische Mauerwerk.
Aus diesem Grunde bieten sich die Gebäude heute wieder in ihrem ursprünglichen Aussehen dem Betrachter an.







Der 1747 auf dem Rathaushof errichtete "venezianische" Laufbrunnen steht heute noch. Die ein Jahr vorher hier errichtete
"Triumphsäule" ist allerdings inzwischen verschwunden.

Sowohl in der DDR-Zeit, wie nach der Wende wurde das Rathaus immer wieder saniert, restauriert und im innern teilweise modernisiert (natürlich unter Beachtung des Denkmalsschutzes) so daß der Komplex heute einen interressanten Einblick in die Geschichte des 0ber 700 Jahre alten "capitolium" bietet.















 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Übrigens ...,
Smilie ist wieder da und wird uns auch weiter durch"Mühlhausen - Geschichte und mehr" begleiten.


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