Mittwoch, 14. April 2010

37) Geschichte der Stadt - 1 - (bis 13.Jahrhundert)

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Die Geschichte der Stadt Mühlhausen ...,

war eigentlich auch immer das Thema der vorhergehenden Beiträge, aber nie so richtig im Zusammenhang.
Aus diesem Grunde sollen Smilie und Rosinante den geneigten Leser in den nächsten Beiträgen durch die interessante Geschichte der ehemaligen Freien Reichsstadt führen.

Der Anfang der Stadt liegt ziemlich im Dunkeln.
Ein vermuteter germanischer Edelhof als Zentrum des thüringer Westergaues im 5.Jahrhundert ...?
Eine Siedlungsgründung durch die Franken mit einer Wassermühle nach der Zerschlagung des thüringer Königreiches im Jahre 531 ...?
Die Errichtung eines fränkisch-ottonischen Königshofes, der später als Königspfalz das Zentrum des königlichen Reichsgutbezirkes war ...?
Alles durch Funde und Vergleiche angestellte Vermutungen, die aber durch keine Urkunde bewiesen wurden. Eine Urkunde Karls des Großen aus dem Jahre 775, die ursprünglich Mühlhausen zugeschrieben wurde. konnte erst Ende der neunziger Jahre einem anderen Ort zugeordnet werden-

So ist auch der Wechsel vom Hauptort der Germaramark zum Hauptort des Reichsgutbezirkes, der Königspfalz Mühlhausen nicht belegbar.
Es fällt nur auf, daß besonders in der Germaramark, die das fränkische Gebiet zu den Sachsen im Norden abschirmte, zahlreiche fänkische Ansiedlungen mit der Endung -hausen entstanden waren.
Die Gründung dieser Siedlungen könnte also in die Zeit der Auseinandersetzungen zwischen Franken und Sachsen fallen, die das 7. - 8. Jahrhundert umfasste.

Ziemlich sicher ist nur, daß der ersten fränkischen Ansiedlung
von Mühl-hausen bei St.Georgi - dem späteren Alt-Mühlhausen - ein Königshof folgte und dann bei St.Kiliani ein vom König priviligierter Markt entstand.
Auch die Altstadt bei der Untermarktskirche St.Blasius könnte bald danach entstanden sein.
So soll Kaiser Otto I. laut Chronik im Jahre 970 einen Dom in Mühlhausen gegründet haben. Eine Nachricht, die wie manche der frühen Berichte, durch keine Urkunde belegt werden kann.

967 dann die erste Urkunde, die Otto II. in seiner Pfalz Mühlhausen ausstellte und damit beginnt die eigentliche belegbare Geschichte der Stadt.

972 eine zweite Urkunde, in der Otto II. seiner Gemahlin Theophanu unter anderem die Orte Mühlhausen, Eschwege, Schlotheim und Tuttensode bei Reiser übertrug.
Dann folgt wieder eine Zeit ohne genaue Angaben. Wahrscheinlich waren bei einem Brand im 12. oder 13. Jahrhundert viele Urkunden vernichtet worden.

Die Stadt des Königs entwickelte sich zuerst in der Altstadt zwischen St.Kiliani und St.Blasius.
Zuerst wohl überwiegend mit befestigten Höfen des Adels, um die sich die kleinen Häuser der Hörigen gruppierten.
Der Vorgängerbau der St.Blasiuskirche war wohl dann auch ein Ausgangspunkt für die weitere Stadtplanung, so im Westen bei St.Jakobi und im Norden bei St.Marien.
Ein wahrscheinlicher Vorgängerbau des Rathauses, der an der Grenze zu den neuen Stadtteilen über der Schwemmnotte errichtet wurde, gibt auch heute noch Rätsel auf.




Ziemlich sicher war dagegen die Lage des Königshofes bzw. der späteren Pfalzburg.
In der ottonischen Zeit (914 - 1024) und im salischen Kaiserreich (1024 - 1125) weilten die deutschen Könige und Kaiser des öfteren in ihrer Pfalz Mühlhausen.
1135 hatte hier Kaiser Lothar III. einen Reichstag abgehalten, wo er sich mit dem Staufer Konrad von Schwaben aussöhnte.


Die deutschen Könige und Kaiser hatten im Mittelalter keinen
festen Regierungssitz, sondern zogen von Pfalz zu Pfalz um hier
die Geschicke des Landes vor Ort zu lenken.
Da dann meißtens nicht nur das Gefolge des Königs, sondern auch die Fürsten des Reiches bei einem Reichstag anwesend waren, war in der jeweiligen Pfalzstadt schon einiges los.
Zur Zeit der salischen Kaiser war es wohl die Vorburg, wo dann die Fürsten und ihr Gefolge in den festen Höfen der königlichen Ministerialen untergebracht waren, während sich in der Kernburg die königlichen Gemächer, der Tronsaal und die Königskapelle befanden.

Die Lage und Ausdehnung der sehr wahrscheinlichen Vorburg
ist immer noch unklar. Sie dürfte von der Grassegasse bis zur Hauptmannsstraße und im Süden fast bis zur Schwemmnotte gereicht gaben.
Die mögliche Planung der Neustadt mit einer via triumphalis westlich dieses Areals unterstreicht die Vermutung.
Ziemlich genau sind dagegen einige Standorte der ehemaligen Feudalhöfe bekannt, die vielleicht schon in salischer Zeit als Bühle oder feste Höfe entstanden.

1180 dann ein rigoroser Einschnitt in die Stadtgeschichte.
Heinrich der Löwe war von Kaiser Friedrich Barbarossa
wegen der Verweigerung der Heerfolge nach Italien geächtet worden und eroberte und verbrannte die Königsstädte Mühlhausen und Nordhausen.
Das Ausmaß der Zerstörung ist nicht überliefert, aber wahrscheinlich war damit das Ende der Vorburg gekommen und auch die Kernburg ist wohl nach diesem Angriff erneuert worden, wie die Funde von typisch staufischen Possenquadern vermuten lassen.


1192 tagte jedenfalls Heinrich VI. - der Sohn Barbarossas - in seiner Pfalz Mühlhausen und nach seinem Tod wurde hier
1198 sein Bruder Philipp von Schwaben von den Fürsten zum König erhoben. Ein Ereignis, das wohl auch eine erneuerte Pfalzburg voraussetzte. Philipp herrschte aber nur wenige Jahre. Er wurde 1208 ermordet.






Ob die innere Stadtmauer allerdings schon vor 1200 oder erst unter Otto IV. um 1210 errichtet wurde, ist immer noch nicht
geklärt. Sicher ist nur der Bau der Mauer zwischen der Stadt und der Burg um 125o, der die wachsende Selbständigkeit der Stadt demonstrierte.


Das Siegel der Stadt Mühlhausen zeigte um 1220 noch den König als obersten Herrscher der Stadt und das Mühlhäuser
Reichsrechtsbuch, das um 1220 als erstes Stadtrechtsbuch
in deutscher Sprache entstand, unterscheidet nicht mehr Alt-
und Neustadt, sondert spricht von des Reiches Stadt.

Nach und nach erwarben aber die Bürger der Königsstadt immer mehr Rechte.
So 1251 das wichtige Schultheißenamt, so daß jetzt nicht mehr der königliche Präfekt oder Stadtvogt, sondern der aus der Bürgerschaft gewählte Schultheiß Recht sprach. Das Zoll und Münzprivileg war bereits 1241 an die Stadt übergegangen.


1256 dann etwas ganz undenkbares für diese Zeit ..,
... die Bürger zerstörten die Reichsburg des Königs ..!
In der kaiserlosen Zeit von 1254 bis 1273, dem Interregnum, hatten ja die Ministerialen keinen eigentlichen Dienstherren.
Einige der "edlen Geschlechter " traten dem Deutschen Ritterorden bei, andere setzten auf das "Faustrecht" und setzten ihre Ansprüche mit Gewalt durch und wieder andere gingen als führende Mitglieder des Rates zur Bürgerschaft über.
"... da ist der Rath mit dem Burgern zugefahren, undt haben das Schloß eylents in grundt eingerissen undt zurschleifft ..." stand dann in der Stadtchronik und weiter heißt es dann "... einige vom Adel wurden der Stadt Feinde .."; eine Feindschaft, die der Stadt noch viele Fehden brachte. Andere söhnten sich mit dem Rat aus und hatten als reiche Grundherren noch lange das Sagen in der Stadt.




Übrigens ...,
mit der Zerstörung der Reichsburg war de facto auch die Herrschaft der königlichen Ministerialen über die Stadt zu Ende gegangen. Der Rat hatte in der "Freien Reichsstadt" die volle Selbstverwaltung übernommen.
Ach ja..
.. die Geschichte unserer Stadt geht hier natürlich weiter.., dran bleiben lohnt sich also..
Ihr Günter Körber

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