Donnerstag, 15. April 2010

38) Geschichte der Stadt - 2 - (13. - 15.Jahrh.)

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Smilie und Rosinante
führen uns heute durch die Geschichte der Stadt im 13. - 14. Jahrhundert, die Zeit des Aufstiegs und des beginnenden Niedergangs der damals zweitgrößten Stadt im thüringer Raum.

Unter Kaiser Friedrich II. und seinen Söhnen Heinrich und
Konrad wurde der 1190 gegründete Deutsche Ritterorden besonders gefördert.
1227 wurde die St.Blasiuskirche in der Altstadt und
1242 die St.Marienkirche in der Neustadt an den Deutschen Orden übertragen.
Außerdem wurde 1232 die von den Bürgern errichtete Schule der Altstadt dem Deutschen Orden unterstellt, der dann auch in der Neustadt eine Schule einrichtete.
Nach und nach übernahm der Orden auch das Patronat über fast
alle Kirchen der Stadt, die dann überwiegend im 14. Jahrhundert
erneuert wurden.
In der Altstadt entstand am heutigen Kristanplatz ein Ordenshof und der zweite in der Neustadt an der Ecke Herrenstraße, das spätere Pfarrhaus der Marienkirche.
Der Ordensherr Kristan von Mühlhausen leitete den gotischen Neubau der Untermarktskirche ein, war dann Bischof von Samland in Ostpreußen und wurde 1295 im bereits fertiggestellten Chor von St.Blasius beigesetzt.
Auch die Marienkirche erhielt unter dem Deutschen Orden einen fünfschiffigen Neubau in dem 1382 der Ordensherr Heinrich von Sambach als "... buwmeyster unser liben vrowe ..." beigesetzt wurde.
1227 wurde das Brückenkloster von den Magdalenerinnen gegründet. Ein Nonnenkloster, das erheblichen Grundbesitz hatte, heute aber ganz verschwunden ist.
1232 begann der Bau des Barfüßerklosters zwischen Kornmarkt und Schwemmnotte. Nach der Reformation teilweise abgerissen, blieb nur noch die Klosterkirche St.Crucis übrig.
1290 entstand gegenüber der Allerheiligenkirche das Predigerkloster der Dominikaner. Die Klosterkirche St.Peter und Paul war die drittgrößte Kirche der Stadt, an die heute nur noch ein paar Mauerreste erinnern.

Im 13. - 14. Jahrhundert erlebte die Stadt einen starken wirt-schaftlichen Aufschwung. Ackerbau und Viehzucht waren die Grundlage. Der Flachsanbau und die Schafzucht lieferten die Grundlage für die Leinen- und Wollweber. Das Wasser des Popperöder Baches und ab 1292 der Breitsülze schufen die Arbeitsbedingungen für die Müller, Färber und Gerber. Seit Ende des 13. Jahrhunderts gab es dann auch die ersten Zünfte in der Stadt, wo sich die Handwerker nach Gewerken zusammen schlossen und im 14. Jahrhundert gab es 13 Zünfte in der Stadt. Diese errangen immer mehr Rechte und stellten ab 1406 die Hälfte der Ratsmitglieder.


Die Zunft der Großkaufleute und "Gewandschnitter" gehörte bald
der herrschenden Schicht, den Patriziern, an. Die Weber und Färber waren vom Tuchmarkt ausgeschlossen, der jetzt nur von den reichen "Tucherern" beherrscht wurde. Auch die "Waidjunker" hatten Anbau und Vertrieb der Färbepflanze allein in der Hand und gehörten bald zu den reichsten Bürgern der Stadt.




1310 wurde das Rathaus der Stadt als capitolum erstmals
erwähnt, wobei auch hier die Ersterwähnung nicht unbedingt
das Baujahr bedeuten muß.
An der Stelle des Rathaus-Kernbaues (im Bild links) gab es allerdings sehr wahrscheinlich bereits im 12. Jahrhundert einen Vorgängerbau - ein Wohnturm o.ä. - der vielleicht der Sitz des königlichen Stadtvogtes war, denn schon damals wurden wichtige Bauten der Stadt nach diesem Standort eingeordnet.
In den folgenden Jahrunderten wurde das Rathaus ständig erweitert, so daß hier ein großer Verwaltungskomplex des Rates der Freien Reichsstadt entstand.

1304 war die Untere Laube am Untermarkt erstmals erwähnt worden, die wohl schon vorher, wie die Obere Laube am Obermarkt für die Neustadt, als Ratsgebäude und Kaufmannslaube für die Altstadt diente.
(Erst mit dem neuen Rathaus entstand ein einheitliches Verwaltungszentrum, das Altstadt und Neustadt zusammen fügte.)
Um 1400 durch einen Neubau ersetzt, diente dann die Neue Laube lange Jahre als Tuchlaube der Gewandschnitter und erst ab 1696 durften auch die Weber hier ihre Stoffe verkaufen.
Bereits 1611 war im Erdgeschoss die städtische Waage eingerichtet worden. Ab 1802 als preußische Hauptwache genutzt, wurde das Gebäude dann 1876 abgebrochen.

Mitte des 14. Jahrhunderts entstand die äußere Stadtmauer mit 6,5 km länge und 10 äußeren Stadttoren, von denen nur das Äußere Frauentor übrig blieb.
Die übrigen Tore wurden wie das Wagenstadter- oder Schindertor im 19. Jahrhundert abgebrochen, während die äußere Stadtmauer schon Ende des 18. Jahrhunderts überwiegend verschwand.

Thüringen bestand im 13. Jahrhundert aus zahlreichen großen und kleinen Fürstentümern, die sich oft gegenseitig bekämpften.
Mühlhausen hatte im 14. Jahrhundert die volle Reichsfreiheit erreicht und unterstand jetzt nur noch dem Kaiser.
Durch das Drei-Städte-Bündnis mit Erfurt und Nordhausen und der Mitgliedschaft im Rheinischen Bund und in der Hanse erstarkte die Freie Reichsstadt immer mehr und gehörte um 1400 zu den zwanzig größten Städten Deutschlands.


Trotz zahlreicher Angriffe des Feudaladels hatte die Stadt ihr Territorium weiter ausgebaut und ihre Wirtschaftskraft verstärken können.
Um 1370 entstand im Westen und Norden des Territoriums ein 26 km langer Landgraben, der die Stadt und die Dörfer gegen die Überfälle aus dem kurmainzischem Eichsfeld schützen sollte.
6 Warten kontrollierten die Straßen zur Stadt und auf den Bergen standen zusätzliche Wachtürme, von denen in Kriegszeiten die Türmer in der Stadt vor Feinden gewarnt wurden.
Damals gab es im reichsstädtischen Gebiet über 50 Dörfer und Ansiedlungen, von denen aber besonders im 14. - 15. Jahrhundert einige wieder aufgegeben wurden.


Untermarkt und Obermarkt waren die beiden Hauptmärkte der Stadt. Außerdem gab es noch den Töpfermarkt, den Kornmarkt, den Fleischmarkt, den Krautmarkt, den Salzmarkt und den Viehmarkt.
Ein Marktmeister überprüfte die Einhaltung der städtischen Bestimmungen über Gewicht, Preis und Güte der Ware.
Mühlhausen war neben Erfurt ein wichtiger Handelsplatz im thüringer Raum. Im 15. Jahrhundert verlagerte sich der Handel aber immer mehr nach Osten in die sächsischen Kerngebiete.


Die zwei großen Stadtbrände von 1422 und 1487, sowie die verschiedenen Pestepidemien im 14. und 15. Jahrhundert brachten der Stadt und der Bevölkerung große Verluste.
Besonders in den Vorstädten standen viele Häuser leer. Handel und Produktion gingen zurück.
Die Unterschiede zwischen Arm und Reich wurden immer größer und die Unzufriedenheit und Angst in der Bevölkerung auch.
Die Kirche brachte auch keine große Hilfe. Die Weißfrauen im Brückenkloster, die Dominikaner und die Ordensherren vermehrten ihren Besitz und Wohlstand und nur die Franziskanermönche blieben ihrem Grundsatz der Hilfe für Bedürftige treu.




Übrigens...,
es sollte noch schlimmer kommen.
Das 16. Jahrhundert brachte den Mühlhäusern erneut unruhige Zeiten ....

Davon mehr im nächsten Beitrag.


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