Mühlhausen
entwickelte sich im 19. Jahrhundert von der mittelalterlichen Ackerbürgerstadt zur kleinen Industriestadt.
Der Weg von der Handarbeit zur Mechanisierung soll hier für unsere Stadt kurz vorgestellt werden.
Töpfer - 15.Jh. |
Weber - 16.Jh. |
Tischler - 17.Jh. |
Die Handarbeit bestimmte anfangs die Fertigung der Produkte, wobei allerdings auch schon hand- bzw. fußgetriebene Geräte, wie die Töpferscheibe, der Webstuhl und später auch das Spinnrad, zur Anwendung kamen.
Die Handwerker organisierten sich in Mühlhausen seit dem 13. Jahrhundert in Zünften. 1599 gab es in der Stadt 796 Handwerksmeister in 31 Zünften. Mit 254 Woll- und Leinewebern nahm damals schon das Textilhandwerk eine führende Rolle ein.
unterschlächtiges Mühlrad |
Getriebe einer Wassermühle |
Die Wassermühle - von den Franken hier eingeführt - gab der Stadt ihren Namen und schuf die Voraussetzung für eine weitgehende Mechanisierung bestimmter Produktionsbereiche.
In Mühlhausen gab es über 20 Wassermühlen, zuerst wohl überwiegend als Mahlmühlen, aber dann immer mehr als spezialisierte mechanische Werkstätten, wie die Papiermühle am Popperöder Bach, die Harnisch-poliermühle an der Unstrut und die Schneidemühle am späteren Schwanenteich.
Papiermüller - 16.Jh. |
Kupferhammer - 17.Jh. |
Schneidemühle - 17.Jh. |
BSpinnmaschine - Anfang 19.Jh. |
Nach der Erfindung der Spinnmaschine im 18. Jahr-hundert, wurden immer mehr Mühlen in Mühlhausen als Spinnfabriken eingerichtet. 1808 war auch in Mühlhausen der Zunftszwang aufgehoben worden, so daß sich jetzt neue Betriebe frei entfalten konnten.
Jetzt setzte sich der Transmissionsantrieb allgemein durch, der den Betrieb zahlreicher Maschinen erlaubte.
Klingenmühle |
Transmissionsantrieb |
1859 wurde die erste Dampfmaschine in Mühlhausen aufgestellt und bald folgten weitere neue Fabriken, die unabhängig vom Wasserrad produzierten. Noch aber mußte die Kohle mit dem Pferdewagen von Gotha geholt werden und erst mit dem Anschluß an das Eisenbahnnetz im Jahre 1870, konnte sich die Industrie auch in Mühlhausen voll entfalten. Gab es 1865 in der Stadt noch 20 Dampfmaschinen, waren es 1890 bereits 66 Betriebe mit Dampfanlagen. Die Einwohnerzahl stieg in 50 Jahren um mehr als das Doppelte und immer mehr Handwerker arbeiteten jetzt in den neuen Industriebetrieben.
In der Textilindustrie stieg die Anzahl der Beschäftigten von 1362 im Jahre 1875 auf 2496 im Jahre 1890 an.
Trotzdem gab es im Jahre 1910 noch zahlreiche Handwebereien in Mühlhausen und den umliegenden Dörfern.
1865 wurde das Gaswerk in der späteren Thomas-Müntzer-Straße in Betrieb genommen und bald brannten in zahlreichen Straßen die ersten Gaslaternen. Auch für die Beleuchtung der Wohnungen und Werkstätten wurde immer mehr das Gaslicht eingesetzt.
Als Antriebskraft kam jetzt neben der Dampfmaschine oft der Gasmotor zum Einsatz.
1914 starteten beim Gaswerk 3 Freiluftballone, von denen der größte bis nach Meiningen flog.
1898 wurde das mühlhäuser Elektrizitätswerk in Betrieb genommen. Neben der elektrischen Beleuchtung wurden jetzt immer mehr Elektromotoren zum Antrieb der Maschinen eingesetzt. 1910 gab es in den mühlhäuser Betrieben 419 Elektromotoren.
In der Textilindustrie waren weit über 2000 Arbeiter beschäftigt. Aber auch die Metall- und Holzindustrie hatte sich enorm entwickelt.
Zahlreiche Fabriken setzten jetzt ihre Dampfmaschinen immer mehr zur eigenen Stromerzeugung ein, so daß oft neben dem herkömmlichen Transmissionsantrieb. auch der Elektroantrieb zur Anwendung kam.
Die Thuringia-Kammgarnspinnerei in der damaligen Mackensenstraße entstand erst in den zwanziger Jahren, eine Zeit, in der einige Betriebe ums Überleben kämpften.
Später in den dreißiger Jahren entstanden wieder neue Betriebe, wie der Gerätebau im Stadtwald, der Zünder für Flackgranaten herstellte. Viele Großbetriebe wurden damals auf die Rüstungsproduktion umgestellt.
Auch der Dieselmotor wurde öfters in kleineren und mittleren Betrieben für die eigene Stromerzeugung eingesetzt, so daß bald die meißten Maschinen von Elektromotoren angetrieben wurden, allerdings überwiegend noch mit Riemenantrieb. Erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts setzte sich der Anbaumotor immer mehr durch.
In den zahlreichen Handwerksbetrieben wurde jetzt ebenfalls ein großer Teil der Arbeiten maschinell ausgeführt; aber auch Handarbeit war hier immer noch angesagt. 1943 gab es noch 48 Möbeltischlereien in der Stadt, die dann in der DDR-Zeit überwiegend zu Produktions-genossenschaften zusammengefasst wurden und heute ganz verschwunden sind.
Die großen Industriebetriiebe der Stadt, wie der VEB Cottana, VEB Mülana, VEB Mikroelektronik und andere mehr, hatten in der DDR-Zeit die Produktion immer mehr mechanisiert und teilweise automatisiert.
Nach der Wende kam für die bisherigen Großbetriebe dann das Aus.
Es entstanden zwar wieder einige mittelständische Betriebe mit moderner Technik, die aber den hohen Arbeitslosenstand nur gerinfügig beeinflussten.
Übrigens -,
Mühlhausemn war ja früher eine bedeutende Ackerbürgerstadt, in der die Landwirtschaft eine wesentliche Rolle spielte.
Auch hier gab es eine Entwicklung von der ausschließlichen Handarbeit zur teilweisen Mechanisierung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen