Samstag, 6. Februar 2010

11) Kirmes in Mühlhausen


In Mühlhausen wurden seit Jahrhunderten die Kirchweihfeste der 12 Kirchen getrennt von Ostern bis zum Herbst gefeiert.


Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Kirmes immer mehr zum weltlichen Volksfest mit Spiel umnd Tanz.


Ab 1877 wurde dann laut Verfügung des Magistrats nur noch eine Stadtkirmes im Jahr gefeiert und aus den Kirchengemeinden bildeten sich jetzt die Straßengemeinden.


Kirmesgemeinde um 1900


Kirmeskreis auf dem Postplatz um 1900
Ein Kirmesbaum, fröhliche Kirmeskinder und ein paar alte Kirmeslieder ..., mehr brauchte man nicht dazu.


Kirmestanz im Felsenkeller um 1900
Damals fand der Kirmestanz für die Erwachsenen überwiegend in den zahlreichen Saalgaststätten statt.


Kirmesgemeinde um 1910
Für die Kinder gab es in den Kirmesgemeinden den Hahnenschlag; ein alter Brauch, bei dem mit verbundenen Augen ein Topf - unter dem kleine Geschenke lagen - mit einem Stecken getroffen werden mußte.


Kirmesumzug
Anfangs zogen nur die Kinder der Kirmesgemeinden mit der Kirmesfahne und ein paar Trommlern durch die Straßen und erst später wurde daraus der große Kirmesumzug aller Kirmesgemeinden.


Natürlich hatte jede Straßengemeinde einen großen Kirmesbaum - eine Fichte, die mit Kirmesketten aus buntem Papier geschmückt war - um den dann jung und alt an den Kirmeskreisen teilnahmen.


Im 1.Weltkrieg waren die Kirmesfeiern ausgefallen, aber in den zwanziger Jahren lebte die mühlhäuser Kirmes wieder auf.


Kirmeskreis am Schildchen (Görmarstraße) um 1925


1938 wurde die letzte Kirmes vor dem 2.Weltkrieg gefeiert -. hier der Rummel auf dem Blobach.


1948 begann wieder alles von vorn. Ein paar Trommler, ein kleiner Kirmesbaum und viele Mühlhäuser, die wieder Kirmes feiern wollten.


Die Kirmes und der Weltfrieden!!!
Jetzt sollte das alte Volksfest ein neues Gesicht bekommen.


Die Mühlhäuser ließén sich aber ihre alten Traditionen nicht vermiesen. Die Kirmes wurde wie eh und je gefeiert.


Jetzt waren es besonders die Vorstadtstraßen und die kleinen Gassen, in denen noch die alte Kirmes auflebte.


Die gemeinsame Kaffeetafel bei mühlhäuser "Zwetschenkuchen" starb aber langsam aus, bald wurde dafür abends im Kirmeszelt gefeiert.


Kirmeskinder 1962-,
natürlich im Kirmeskostüm!!


Jetzt wurden auch die Spielmannszüge der Kirmesgemeinden wieder größer und einige nahmen in den Sportgemeinschaften an Landeswettbewerben siegreich teil.


Auch die Disko im "Zentrum der Jugend" entdeckte die Kirmes, aber der Kirmestanz in der Straßengemeinde war doch gemütlicher.
Ende der siebziger Jahre wollte man "von oben" die Kirmes und das Brunnenfest durch das "Fest der Lebensfreude" und durch "Wohngebietsfeste" ersetzen; ein Versuch der kläglich mißlang. Die Mühlhäuser wollten auf ihre alten Traditionen nicht verzichten!


Besonders die Spielleute hatten natürlich unter den Folgen der vielen Feiern zu leiden.
War ja auch nicht leicht, wenn man in jeder Kirmesgemeinde mit einem Umtrunk begrüßt wurde.


Nach der Wende bekam die Kirmes wieder ein neues Gesicht. Viele alte Traditionen lebten wieder auf und die mühlhäuser Stadtkirmes - übrigens die größte in Deutschland - wurde zum Anziehungspunkt für Besucher aus nah und fern.




Übrigens -,
hat Mühlhausen zwei Oberbürgermeister!
Einen für die Stadt, dem nur ein Bürgermeister untersteht und einen "Kirmesoberbürgermeister", dem die Bürgermeister der über 30 Kirmesgemeinden unterstehen.
Die mühlhäuser Kirmes findet übrigens immer Ende August statt... und das eine Woche lang!!! :-)
Ein Besuch lohnt sich also ...!!!

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