Donnerstag, 25. Februar 2010

21) Dr.Altenburg und seine Zeit











1824 gab Dr. Christian Gottlieb Altenburg seine "Topographisch-historische Beschreibung der Stadt Mühlhausen in Thüringen" heraus.
Damit erschien erstmals ein Werk, in dem eine umfassende Beschreibung der Stadt, ihres Territoriums und ihrer Geschichte, erfolgte.
Ein Werk, das trotz einiger überholten Ansichten, auch heute noch viel interessantes über das alte Mühlhausen zu berichten weiß.





Christian Gottlieb Altenburg wurde 1742 als Sohn des Chirurgen Johann Heinrich Altenburg in Mühlhausen geboren. Er besuchte das Gymnasium in der Neuen Gasse bis 1763 und nahm dann das Studium an der Universität in Leipzig auf.
Damals wurde Mühlhausen auch in die Wirren des Siebenjährigen Krieges hinein gezogen. Besonders 1761-62, als französische Truppen - die im Bündnis mit dem Kaiser gegen Preußen kämpften - die Stadt zur Festung ausbauen wollten und dabei erhebliche Schäden in den Vorstädten anrichteten.


1771 promovierte Altenburg zum Doktor der Medizin und eröffnete in Leipzig eine ärztliche Praxis.
1777 kam er in seine Vaterstadt zurück, wo er viele Jahre als äußerst beliebter Arzt tätig war.
Mühlhausen war damals noch eine kleine Ackerbürgerstadt, deren glanzvolle Vergangenheit längst Geschichte war. Aber hier lebte seine Familie, die Mutter, Großmutter und die Schwester . Aus deren Ehe mit dem Aktuar Tilesius gingen zwei Söhne hervor, zu denen Altenburg eine enge Beziehung hatte.


Obwohl in Mühlhausen bereits 1548 die erste Apotheke bestand und einige "Doktores" ihr damals noch ziemlich begrenztes Wissen anwandten, hatten Quacksalber und Wunderdoktoren noch großen Zulauf und der Bader war nicht nur für das Zähne ziehen, sondern auch für Amputationen zuständig.
Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Zünfte der Bader aufgelöst und sie mußten die medizinische Tätigkeit den studierten Ärzten überlassen.


Erst gab es hier nur den "Armen Spittel" vor dem Görmartor, wo alleinstehende und hilflose Kranke gepflegt wurden. Ansonsten war die Krankenpflege in der Familie üblich, mit all ihren Vor- und Nachteilen.
Dr. Altenburg errang auch in Mühlhausen durch seine ständige Hilfsbereitschaft und sein umfassendes ärztliches Wissen ein hohes Ansehen bei Arm und Reich, da er ohne Ansehen des Standes - oft auch ohne Bezahlung - den Kranken half.
Er war der erste Arzt in Mühlhausen, der die Kinder gegen die Pocken impfte.





Mühlhausen war damals noch Freie Reichsstadt mit einem eigenen Territorium , eigener Regierung - dem Rat der Stadt - sowie eigener Gerichtsbarkeit, Zollgerechtigkeit und eigenem Militärwesen.
Ein eigener kleiner Staat, der offiziell nur dem Kaiser unterstand.
Allerdings auch ein Stadtstaat, dessen Regime stur auf der Erhaltung alter Privilegien bestand.




1764 erschien die erste Zeitung, das "Mühlhäusische .. Wochenblatt" Hier wurde dann über die Veränderungen in der übrigen Welt, wie die französische Revolution und den Beginn der Herrschaft Napoleons, berichtet; aber die Welt da draußen, das war ja weit weg.
Und lesen konnten sowieso nur die wenigsten und eine Zeitung hielt sich auch nur die "bessere Gesellschaft".
Erst 1775 war in Mühlhausen die Schulpflicht für Knaben und fünf Jahre später auch für Mädchen eingeführt worden.
Das Gesangbuch und vielleicht noch die Bibel, blieben dann lange Zeit die einzigen Bücher in den Haushalten der Bürger.



Dr.Altenburg hatte sich in seinen Musestunden oft mit seiner Vaterstadt beschäftigt und besonders aus den Werken von Auerbach (1726) , Graßhoff (1749) und Stark (1725 - 95), viel in seine Aufzeichnungen über Mühlhausen übernommen.
Er heiratete 1797 die Witwe des Kaufmanns Beutler, die aber bereits 1805 verstarb.

1802 brach dann eine neue Zeit für Mühlhausen an.
Napoleon hatte die rechtsrheinischen Gebiete Preußens annektiert und dafür erhielt das Königreich Preußen nach dem Vertrag von Luneville mehrere Gebiete in Mitteldeutschland, darunter auch das bisherige Gebiet der Freien Reichsstadt Mühlhausen.
Die preußischen Truppen zogen in die Stadt ein und die ehemalige Tuchlaube am Untermarkt wurde zur Hauptwache umfunktioniert.
Neben dem Äußeren Neupfortentor entstand der städtische Friedhof. Der Kirchhof von Divi Blasi wurde zum Exerzierplatz umgestaltet und auch die anderen Kirchhöfe verschwanden nach und nach.


Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt kam Mühlhausen und das Eichsfeld zum Königreich Westphalen, wo der Bruder Napoleons regierte. Diese Zeit brachte nicht nur die französische Besatzung mit sich, sondern auch den "Code Napoleon" der manchen alten Zopf aus der reichsstädtischen Zeit abschnitt. So wurden die Zünfte aufgelöst und die Gewerbefreiheit durchgesetzt.
Aber auch diese Zeit war bald wieder zu Ende. Napoleon verlor den Rußlandfeldzug und bald erhob sich das deutsche Volk gegen die Fremdherrschaft.



Als 1813 nach der Schlacht bei Leipzig zigtausende preußische, russische und schwedische Soldaten durch Mühlhausen zogen, blieben viele Verwundete und an Typhus erkrankte in den schnell errichteten 13 Notlazaretten der Stadt.
Dr.Altenburg, jetzt 72 Jahre alt, übernahm die Leitung des Lazaretts in der Erfurter Straße, wo er unermüdlich und unentgeltlich den kranken Soldaten half.


1822 wurde dann das bisherige Margarethenhospital vor dem Pfortentor als städtisches Krankenhaus für 20 Personen, mit einem Arzt und einem Chirurgen, eingerichtet.
Im gleichen Jahr wurde Christian Gottlieb Altenburg zu seinem 80. Geburtstag auf Vorschlag des Bürgermeisters der Stadt, der preußische Verdienstorden 1.Klasse verliehen.



Trotz seines hohen Alters war Dr.Altenburg immer noch für die Kranken der Stadt tätig, widmete sich aber auch immer mehr seinen Aufzeichnungen, "... welche bis dahin noch garnicht zum Drucke, sondern blos zu meinem Selbstunterrichte und Lieblingsbeschäftigung bestimmt war ..." wie er in seinem späteren Vorwort schreibt.


Erst auf Zureden "mehrerer Freunde" fasste Dr.Altenburg dann den Druck seiner Aufzeichnungen ins Auge. Sein Neffe Wilhelm Gottlieb Tilesius von Tilenau fertigte fast alle Zeichnungen zu diesem Buch an und 1825 waren die ersten Exemplare, das Stück zu einem Taler, verkauft.





Als Christian Gottlieb Altenburg 1826 im Alter von 84 Jahren starb,
wurde sein Grab auf dem Friedhof am Äußeren Neupfortentor auf Antrag des späteren Bürgermeisters Gier auf Kosten der Stadt mit einem eisernen Kreuz versehen.







Hier noch ein kleiner Vers aus der Festschrift des Verlegers Ernst Wilhelm Röbling anläßlich der Herausgabe des Buches von Dr.Altenburg:

"Ehrt, Mühlhausens Bürger, ehret,
Gern mit mir den Jubelgreis,
Der der Freunde treuem Kreis
Freundlich noch ein Buch bescheret."

Übrigens -,
im Verlag Rockstuhl in Bad Langensalza erschien 1999 ein Nachdruck von Altenburgs "Topographisch-historischer Beschreibung der Stadt Mühlhausen in Thüringen".
Ein Leckerbissen für jeden historisch Interessierten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen