Mittwoch, 3. Februar 2010

10) Die Reichsburg von Mühlhausen

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In Mühlhausen

wurde im frühen Mittelalter ein wichtiger thüringer Edelhof - der Herrschersitz des Westergaues - vermutet.
Nach dem Untergang des thüringer Königreiches im 6. Jahrhundert, soll dann laut Chronik ein sächsischer Edelmann ein "Schloss" gebaut haben, das vom Frankenkönig im 8.Jahrhundert "zerschleift" und durch einen neuen Königshof ersetzt wurde.

Thüringer Edelhof im 5.Jh.
531 - Untergang des Thüringer Königsreiches














Im ottonischen Kaiserreich (991 - 1024) wurde dieser Königshof wohl dann zur Pfalz der deutschen Könige und Kaiser, die des öfteren in ihrer Pfalzstadt Mühlhausen weilten.
Hier wurde auch 967 die erste noch vorhandene Urkunde in Mühlhausen unter Otto II, ausgestellt.
Der Königshof, zu dem wohl anfangs auch eine nördliche Vorburg gehörte, wurde zur Reichsburg ausgebaut, die nach meinen Ermittlungen zu einem wichtigen Bezugspunkt der weiteren Stadtentwicklung wurde.

ottonische Kaiserkrone / 10.Jh.

Königshof im 10.Jh.




Kaiser Otto II.



Im salischen Kaiserreich (1024 - 1125) entstand wahrscheinlich im Gebiet der späteren Neustadt eine Vorburg, deren Lage aber immer noch umstritten ist.
Die Reichsburg selbst lag aber zu dieser Zeit bestimmt schon auf dem Gelände nördlich der späteren Stadtmauer.
Auch der Anfang der Adelhöfe der königlichen Ministerialen dürfte in dieser Zeit liegen. Die "Geschlechter" wurden nach ihren Besitzungen benannt, verwalteten das vom König übereignete Lehen und zogen mit ihrem Dienstherren in die verschiedenen Kriege.

Kaiser Heinrich IV.
Kernburg und mögliche Vorburg / 12.Jh.

salische Kaiserpfalz
.. und weiter geht es ..















Nach den Saliern folgte das staufische Kaisereich (1125 - 1254)
Als Heinrich der Löwe dem Kaiser Friedrich I.die Kriegsfolge verweigerte, wurde er geächtet und griff 1180 mehrere Städte des Kaisers an. Die Pfalz Mühlhausen wurde gestürmt und laut Chronik angezündet. Dabei dürften auch Burg und Vorburg beschädigt worden sein.

Kaiser Barbarossa und Heinrich der Löwe
1180 - Überfall auf die Kaiserpfalz Mühlhausen













".. der Löwe zündete Mühlhausen an .."















Mühlhausen war damals das Zentrum eines wichtigen Reichsgutbezirkes. Die zerstörte Pfalz und die Reichsburg wurden anscheinend noch unter Kaiser Barbarossa schnell wieder aufgebaut. Vielleicht durch lombardische Bauleute, die vorher die Kaiserpfalt Gelnhausen errichtet hatten?
In der Stadt entstanden jetzt weitere Feudalhöfe der "Geschlechter", die ihren Besitz im weiten Umkreis der Stadt hatten.
Die erneuerte Reichsburg muss schon ziemlich repräsentativ gewesen sein, denn 1198 erfolgte hier in Anwesenheit zahlreicher Fürsten die Wahl von Philipp von Schwaben - dem zweiten Sohn Barbarossas - zum deutschen König.

Reichsgutbezirk Mühlhausen
Ministeriale mit Feudalhof





1198 - Königswahl in Mühlhausen



1198 - Philipp von Schwaben
Anfang des 13. Jahrhunderts wurde dann die innere Stadtmauer errichtet. Die Stadt und ihre Bürger errangen immer mehr Selbständigkeit.
Noch aber war es der königliche Präfekt und die "edlen Geschlechter" die hier das Sagen hatten. Die Söhne von Friedrich dem II. übergaben dem Deutschen Ritterorden die St.Blasiuskirche (1227) und die Marienkirche (1243) und 1232 hatte sich der Barfüßerorden hier niedergelassen. Ein Teil der Geschlechter trat in den Ritterorden ein oder ging nach und nach im Bürgertum auf und übernahm die führende Rolle im bürgerlichen Stadtregime.
Neben der Burg als Machtzentrum des Königs bzw. Kaisers, entstanden wohl damals erst in der Altstadt und der Neustadt bürgerliche Verwaltungssitze und wahrscheinlich auf dem Schnittpunkt (dem späteren Rathaus) der Sitz eines wichtigen königlichen Verwalters (Stadtvogt bzw. Schultheiß)

Burg als Bezugspunkt im 13.Jh.
Burg, Feudalhöfe und Kirchen im 13.Jh.





Freidrich II. und der Deutsche Orden
Stadtsiegel um 1220





















1251 hatten die Bürger die Reichsburg durch eine Mauer von der Stadt abgetrennt und als 1254 die kaiserlose Zeit - das Interegnum - anbrach, nutzten sie die Gelegenheit und rissen 1256 die kaiserliche Burg einfach ab.
Während sich einige der "Ganerben" später beim Kaiser beschwerten und ".. der Stadt Feinde wurden.." versöhnten sich andere mit der Stadt und hatten noch lange hohe Positionen im Rat inne.
Erst 1290 wurde der Stadt diese "Freveltat" vom König Rudolf verziehen.

Jahrhunderte lang blieb die "Burgstätte" unbebaut und erst 1851 baute hier der Bierbrauer Weymar ein "Kunstruine" der Burg, die heute noch an die ehemals wichtige Reichsburg Mühlhausen erinnert.

1256 - Zerstörung der Reichsburg
1290 - König Rudolph verzeiht der Stadt
die Zerstörung der Burg



"Kunstruine" von 1851

Übrigens -,
den Abriss der Burg müssen die Bürger ziemlich gründlich durchgeführt haben, denn es wurden fast keine Überreste entdeckt. Eine umfassende Suchgrabung fand leider nicht statt und die Bauten im 19. - 20. Jahrhundert (Bierbrauerei, Busbahnhof, Burggalerie)haben wohl die letzten noch möglichen Nachforschungen völlig unmöglich gemacht.
Bei Grabungen in der Marienkirche fand man konische Bossenquader, die offensichtlich vom abgerissenen staufischen Bergfried der Reichsburg stammten, der einen Durchmesser von fast 20 meter gehabt haben muss.
Die behauenen Steine der Burg waren wohl eine willkommene Bezugsquelle für weitere Bauten der Stadt im 13. Jahrhundert.

Alle Rechte vorbehalten - G.Körber

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