Kinderleben und Kindererziehung im Wandel der Zeit ...
... Smiley hatte da im Laufe der Zeit auch in Mühlhausen so einiges festhalten können ..
Vor etwa zweihundert Jahren kam mit der bürgerlichen Familie auch eine bürgerliche Erziehung der Kinder, jetzt gingen hier auch die Mädchen schon auf die höhere Schule in der Brückenstraße ..
Die Kinder der ärmeren Schicht gingen in die Volks- und Armenschule auf dem Bauhofe (nördlich vom unteren Steinweg) .., die sich nicht viel von den früheren Schreib- und Rechenschulen der privaten Schulmeister unterschied ..
In der Biedermeierzeit herrschte auch in Mühlhausen noch das beschauliche Familienleben vor, an dem auch die Kinder ihren Anteil hatten .., aber manche Kinder der ärmeren Handwerker und Tagelöhner mußten im Winter das nötige Brennholz im Wald holen und auch im Haushalt oder in Feld und Garten mithelfen ..
In der Schule herrschte jetzt strenge preußische Disziplin und der Rohrstock ..
.. und die bessere Gesellschaft fuhr jetzt an die See, wo dann die "Bonne" auf die Kinder aufpasste .. und bei den "normalen" Familien war einmal in der Woche Badetag .., wo im Zuber ein Kind nach dem anderen abgeschruppt wurde .. das Wassermußte aber noch von den öffentlichen Straßenbrunnen geholt werden, denn eigene Brunnen hatten nur wenige Bürgerhäuser ..
Um 1900 gab es dann schon einige Jahre die ersten Fotos von der Stadt und von der Familie..
.. Jetzt gehörte es zum guten Ton.., wenn man gedient hatte .. (Mühlhausen war ja schließlich Garnisonsstadt) ..aber ein Kindermädchen konnten sich nur die besseren Kreise leisten ..
.. in den Arbeiterfamilien mußten die Kinder oft bei der Heimarbeit helfen, die jetzt - meißt niedrig bezahlt - für die neuen Fabriken geleistet wurde..
.. War die Mutter alleinstehend und mußte ".. auf Arbeit in de Fabrik ..", dann spielten auch hier die Kinder auf der Straße ..
In den "goldenen Zwanzigern" war es auch für die Kinder nicht immer goldig ..
Mancher Unternehmer "machte Pleite" und viele Fabrikarbeiter wurden arbeitslos..
Da war es schon ein besonderes Vergnügen, wenn man auf dem Blobach beim Kaspertheater zuschauen konnte ..na.., und wenn die Schützen- oder Militärvereine mit Musik durch die Stadt zogen .., schlugen die Jungenherzen höher ..
In der Schule hatten sie ja schließlich gelernt was so ein guter Deutscher wissen mußte .. (zum Beispiel die einzelnen Kriege und ihre Jahreszahlen ..) .. und schließlich war ja Mühlhausen preußische Kreisstadt im preußischen Regierungsbezirk Erfurt ..
In den zwölf Jahren der Nazi-Herrchaft sollten die Kinder dann "..im Geiste des Führers .." erzogen werden. Im Kindergarten wurden Gebete für den Führer gelernt, im Jungvolk und in der Hitlerjugend lernte man marschieren, schießen usw. und zu hause hörte man im Volksemfänger erst die Führerreden, dann die Sondermeldungen von der Front und dann die Luftlagemeldungen über feindliche Bomberverbände ...
Die Kinder der jüdischen Familien waren aus der "Volksgemeinschaft"ausgeschlossen und durften erst keine Kinos und das Schwimmbad und dann auch keine "arische" Schule besuchern. Schulunterricht bekamen sie vom Rabbi im "Judenhaus" in der damaligen Horst-Wessel-Straße. 1943/44 kamen sie dann aber wie ihre Eltern in´s Kz und wurden wie diese ermordet..
Und dann lag Deutschland und halb Europa in Trümmern ... Die Väter waren gefallen oder in Gefangenschaft. Jetzt kämpften die Mütter, aber nicht an der Front.., sondern ums tägliche Überleben der Familie...
Noch größere Not hatten die "Umsiedler" zu bewältigen, die praktisch ales verloren hatten .. und hier völlig neu anfangen mußten .. Tausende waren 1945/46 nach Mühlhausen gekommen ..,
.. in der Schule wurden die Kinder dann oft als "Pollacken" schief angesehen .., aber beim Spiel auf der Straße war es dann meist egal, woher man kam ..
Und wieder eine neue Zeit ..Aus der SBZ wurde die DDR ..., ein großer Teil der Frauen ging jetzt arbeiten.., es gab Kindergeld .., Ehestanddarlehen .., Kinderkrippen und Kindergärtern ...
In der 10-klassigen POS bzw. in der höheren Stufe - der EOS - lernte man neben dem obligatorischen Russisch, auch Stabü und ML ..
Mit 14 erhielt man die Jugendweihe und ein Buch "Weltall-Erde-Mensch" und war jetzt fast ein Erwachsener ..
. da gehörten dann auch die Kinderzeitschriften, wie Bummi, Atze, Frösi usw., bald der Vergangenheit an .., aber die MOSAIK-Hefte - heute begehrte Sammlerobjekte - wurden auch später noch gern gelesen ..
Aber es gab auch noch die evangelischen Kindergärten.. und es gab Beat-Musik - die zwar offiziell verpönt war, aber dennoch gehört und gespielt wurde - und es gab auch die große Zuckertüte zum Schulanfang ...
..und wenn man dann einen Betriebsferienplatz für die ganze Familie bekam..,
... was wollte man mehr ..??
Mit den neunziger Jahren wurde wieder vieles anders ...
Immer mehr Familien hatten bald ein Eigenheim .., wo die Kinder dann oft im Garten tüchtig mit halfen ..,
.. und zu Geburtstagen und zum Schulanfang fuhr man dann auch schon mal zu den Schwoben und den Badenern .. (oder Badensern ..??)
Immer mehr Eltern bringen jetzt ihre Kids mit dem Auto zur Schule und wenn das Kind was will, kann es mal schnell eine SMS mit dem Handy schicken ..
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