Dienstag, 16. März 2010

29) Brände in Mühlhausen



Brände in Mühlhausen ...,
ein Thema, das in der Chronik der Stadt immer wieder einen besonderen Platz einnahm.
War es doch das Feuer, das bei der überwiegenden Fachwerkbauweise, schnell Hab und Gut der Bürger vernichten konnte.
Besonders von den großen Stadtbränden liegen zum Teil genaue Beschreibungen über die Ursachen und das Ausmaß der Schäden vor.
Auf die wichtigsten dieser Brände und die Brandbekämpfung in neuerer Zeit soll dieser Beitrag eingehen.

1180 hatte sich Herzog Heinrich der Löwe mit Kaiser Friedirch I. überworfen und wurde geächtet. Mit einer großen Streitmacht griff er die Kaiserpfalzen Goslar, Nordhausen und Mühlhausen an. Nordhausen und Mühlhausen wurden erobert und laut Chronik verbrannt.
Dieser Brand könnte die Ursache für den Neuaufbau der Burg und der Pfalzstadt gewesen sein, der sich für diese Zeit abzeichnet.




Als dann die Stadt Anfang des 13. Jahrhunderts mit der inneren Stadtmauer umgeben wurde, war hier neben der Altstadt bei St.Blasius bereits die Neustadt bei St.Marien entstanden.
1244 berichtete dann eine erfurter Chronik, daß in der königlichen Stadt Mühlhausen ein gewaltiger Brand ausgebrochen war, der dieser Stadt einen sehr großen Schaden eintrug.
Laut Aulepp erfolgte nach diesem Brand eine verstärkte Bautätigkeit im ganzen Stadtgebiet, die besonders an den meist noch vorhandenen frügotischen Tonnenkellern erkennbar wurde.






1422 berichtete dann die Stadtchronik erstmals umfassend über einen Großbrand in der Stadt.
So hatte Hans Köhler eine Liebschaft mit der Greta Handexin. Köhler, "..ein böser und loser Bube..", wurde von den Stadtknechten gesucht und versteckte sich in einer Scheune an der Güldenen Ecke. Um die Wachen abzulenken, legte er hier mit Hilfe "..seiner Buhle.." Feuer und entkam.





Das Feuer breitete sich schnell aus und verbrannte vom Frauentor bis zum Erfurter Tor etwa 450 Häuser.
Neben dem Barfüßerkloster und dem Brückenkloster wurde auch die Kilianikirche stark beschädigt.
".. die Handexin ist gefänglich eingezogen und hat bekannt, daß ihr Buhle durch ihre Hülfe solch Feuer angelegt habe. Sie ist deswegen auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden ..."





1487 kam ein Brand in einem Wirtshaus am Obermarkt durch Brandstiftung aus, so daß "... die Stadt mehr als die Hälfte abbrannte ..."
Der Täter konnte flüchten, wurde aber in Ellrich am Harz gefasst und auf Ersuchen der Stadt ausgeliefert "... und erstlich auf dem Untermarkte an einer Säule mit glühenden Zangen angegriffen, danach über die Brandstätte zum Thor hinaus an die Gerichtsstätte geschleift und gerechtfertiget worden ..."







Neben etwa 420 Häusern waren auch das Predigerkloster und die Allerheiligenkirche betroffen.
"... der ganze Obermarkt samt den anliegenden Straßen, die Burggasse, der Steinweg, Linsengasse, Jüdengasse, Brückengasse, Görmargasse und alle dazwischen liegenden kleinen Gassen ... waren ... in Rauch aufgegangen ..."



Immer wieder kam es auch auf den Dörfern im mühlhäuser Territorium zu verheerenden Bränden, die manchmal das ganze Dorf einäscherten.
Oft waren es die Adligen aus dem Eichsfeld, welche die Dörfer im Gebiet der Stadt überfielen, ausraubten und anzündeten.
1525 wurden gleich mehrere Dörfer von den Truppen der Adligen und der Fürsten aus Rache gebrandschatzt.
"... der Vogt .. auf dem Scharfenstein sagte in Lengefeld zu den Leuten, ... seid ihr noch martinisch ..? , hat darauf die Kirche beraubt und das Dorf angesteckt..."







Neben Lengefeld, wurden 1525 auch Hollenbach und Dörna, sowie Ammern und Eigenrieden angezündet.
Mühlhausen war zwar von den fürstlichen Truppen kurz belagert worden, ergab sich aber dann
"... auf Gnade und Ungnade ..."
Die "Rädelsführer" des nordthüringer Bauernaufstandes, Thomas Müntzer und Heinrich Pfeiffer, wurden mit zahlreichen anderen im Fürstenlager vor der Stadt hingerichtet.
Die Stadt selbst, in der das alte Regiment wieder eingeführt wurde, blieb von der Zerstörung verschont, hatte aber noch Jahre an den Belastungen durch die hohen Kontributionen zu tragen.




1649 brach in der Holzstraße ein Brand aus, weil beim Garnsieden das Feuer am Kesselherd unbeobachtet blieb, das dabei liegende Stroh erfasste und auf das Haus übergriff. Bald stand ein großer Teil des Bliedenviertels in Flammen.
Damals geschahen - wie die Chronik berichtet - noch Wunder:
Ein Mädchen wollte in der Herrenstraße die "wellschen" Hühner aus dem Hühnerhaus retten und als sie darin war, fiel der Riegel von außen zu. Da half alles schreien nichts, das Feuer kam immer näher. Doch plötzlich, als das Haus schon in vollen Flammen stand, "... hat sich die Thür ... von selbsten aufgethan ... da dann ein jeder ... geglaubet hat, daß ein Engel die Thür geöffnet habe ..."








Beim Holzgassenbrand brannten zwischen Rabenturm und Regensgasse 78 Häuser mit ihren Nebengebäuden ab.
Das Antoniushospital, der Anroder- und der Zellsche Hof, sowie der Rabenturm und das Frauentor wurden stark beschädigt.
Das alte Frauentor stürzte dann 1652 ein und wurde in der heutigen Form erneuert. Im Zellschen Hof verbrannten alle Urkunden des Klosters Zella, die wegen der Kriegswirren nach hier gebracht wurden.





1660, "... den 14. April ... kam ein Feuer aus auf dem Hanfsacke ... in Klaus Schmids Hause, dabei eim starker Wind blies, daß in 1 Stunde die ganze untere Görmargasse in Flammen geriet ... so daß in summa 62 Häuser ohne Scheuern und Ställe, auch die beiden Görmar-Thore oben abbrannten ...."
Die Flammen hatten auch ".... in der Vorstadt die Kreutz- und Klingenmühle benebst dem Hospital Jacobi und einigen Häusern ergriffen ..."









Zur Angst vor dem Feuer und zum damaligen Aberglauben, passte der folgende Eintrag in der Chronik:
"... den 17. Mai ist an etlichen Orten Feuer vom Himmel gefallen, item hat man im Mühlhäusischen an etlichen Orten den Drachen fliegen sehen ...."
Da war der Rat der Stadt dann schon realistischer; neben der Anordnung eines Bustages im April, wurden 1566 die Bestimmungen über die Feuerstätten weiter verschärft.





1689 dann am 11. September der "Große Stadtbrand",
der zwar in der Jakobistraße ausbrach, aber durch den herrschenden Sturm bald die ganze Oberstadt erfasste.
Auch hier hatten die "Spökenkicker" schon alles vorausgesehen. So war nachts ein "feuriger Mann" den Steinweg herunter gelaufen und am Vorabend war "... der ganze Himmel über der Stadt wie feuriger Rauch gewesen ..."
Da war es dann nicht verwunderlich, daß eine Scheune in der Jakobistraße in Flammen aufging, weil die Mäuse die Wand zu einem nebenan stehenden Herd durchlöchert hatten.




Durch den Sturm wurden schnell die umstehenden Häuser erfasst und durch "fliegendes Feuer" brannte bald die ganze Oberstadt. "... ist alles zu einem Stein- und Aschenhaufen geworden ... In diesem Brande gingen zu Grunde 38 Gassen und 568 Häuser ... dieses ist das jämmerliche Verderben, so in Mühlhausen die Rachflamme des Herrn angerichtet ..."
Leider wurden durch die "Rachflamme" auch einige Kirchen stark beschädigt. So die Marienkirche, die Allerheiligenkirche und die ungenutzte Predigerkirche, die dann nach und nach abgerissen wurde.



1707 brach am 30.Mai ein Brand am Kornmarkt - Ecke Ratstraße aus. Brandursache war die "Verwahrlosung" im Hause des Färbers Zänge.
Auch hier hatte der vorherrschende Westwind die schnelle Ausbreitung des Feuers begünstigt, so daß durch die Flammen eine Schneise vom Kornmarkt bis zum Erfurter Tor geschlagen wurde.





Innerhalb 5 Stunden waren bei diesem letzten großen Stadtbrand 241 Häuser mit ihren Nebengebäuden eingeäschert worden. Die Kornmarktskirche wurde beschädigt und die Kilianikirche brannte völlig aus.
Die Chronik berichtete, daß gegenüber vom Färberhaus ein Pulverhändler logierte, der hier 8 Zentner Schießpulver eingelagert hatte. Erst in Naumburg wohin er dann reiste, flog das Pulver, der Händler und die halbe Vorstadt in die Luft.





1794 noch einmal ein Brand in der Hauptmannstraße, bei dem aber "nur" ein paar Häuser abbrannten.
Die Stadt hatte jetzt trag- und fahrbare Feuerspritzen, mit denen doch bessere Ergebnisse in der Brandbekämpfunf erzielt wurden.
Eine städtische Ober-Feuer-Commission leitete das Lösch- und Rettungswesen. Ihr unterstanden die Schützen-Compagnie und die verschiedenen Handwerker-Compagnien, die zur Brandbelämpfung verpflichtet waren.












1802 wurde Mühlhausen preußische Kreisstadt, aber die bisherige Feuerordnung blieb nch einige Zeit in Kraft.
Erst 1862 ging aus dem mühlhäuser Turnverein die Mühlhäuser-Turner-Feuerwehr mit 95 Mitgliedern hervor. Die Turner-Feuerwehr wurde dann in die 1871 gebildete Freiwillige Feuerwehr Mühlhausen übernommen.
Neben dem Hauptdepot im Brückenhofe, hatte die Feuerwehr noch Nebendepots, wo fahrbare Feuerspritzen und Löschausrüstung bereit standen.






Natürlich brachen auch immer wieder mal Brände in der Stadt aus, die aber meistens bald gelöscht werden konnten.
So 1870 an der Schneidemühle, 1894 an der Kettenmühle und 1895 am alten Krankenhaus.
Das Feuerwehrhauptdepot befand sich ab 1898 am Bastmarkt, aber in der Stadt gab es weiterhin noch Nebendepots.






1899 noch einmal ein Brand am Steinweg, der mehrere Häuser erfasste.

















1926/27 war das Feuerwehrdepot am Bastmarkt weiter ausgebaut worden. jetzt hatte die Feuerwehr einen DIXI-Mannschafts-Gerätekraftwagen mit einer 12-meter-Leiter





















1939 wurden zahlreiche Feuerwehrleute eingezogen. Jetzt sollte der Luftschutz die Brandbekämpfung bei Fliegerangriffen absichern.





Mühlhausen hatte hatte zwar dann bis 1945 relativ wenig Luftangriffe erlebt, aber auch diese brachten Tod und Zerstörung über die Stadt.








So fielen mehrere Bombem nicht nur am Steinweg, sondern auch die der Nikolai- und in der Martini-Vorstadt und 1945 erfolgten mehrere Angriffe von Jagdbombern, die mit ihren Geschossen erheblichen Schaden anrichteten.


















Die Feuerwehr Mühlhausen feierte 1962 ihr 100-jähriges Jubiläum.In der DDR-Zeit war sie dem Volkspolizei-Kreisamt unterstellt.

Neben den Jungen Brandschutzhelfern, gab es jetzt auch zahlreiche weibliche Mitglieder der FFW, die überwiegend im vorbeugenden Brandschutz tätig waren.
















Trotz aller Vorbeugung brannte dann 1983 die leerstehende alte Blobachsmühle fast ab und wurde durch ein neues Wohnhaus ersetzt.









Nach der Wende erhielt die Freiwillige Feuerwehr Mühlhausen nicht nur neue Fahrzeuge und ein rekonstruiertes Feuerwehrdepot, sondern auch eine neue Fahne, die feierlich geweiht wurde.




Nach der Wende waren es dann seltsamerweise immer wieder ehemalige Betriebe, die pötzlich brannten.
Wie hier 1995 das frühere Stadtberg-Restaurant, das dann abgerissen wurde.








2002 brannte der ehemalige VEB Mülana in der Thälmann-Straße gleich an mehreren Stellen, die Brandstifter wurden seltsamer weise nicht ermittelt!






Übrigens-,
was hätten die Mühlhäuser bei den großen Stadtbränden nur ohne ihre Straßenbäche gemacht, die ja seit dem Mittelalter durch fast alle Straßen flossen.

Einen kleinen Einblick hierzu soll der folgende Beitrag leisten.

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