Sonntag, 14. August 2011

94) 50 Jahre Mauer ..

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.. der 13. August ...

.,, Smiley meint zwar, daß zu diesem Thema in diesen Tagen, zu fünfzig Jahren Mauerbau, ausreichend in Presse und Funk berichtet wird ...., trotzdem lockt das Thema auch mal zu einem geschichtlichen Rückblick zur Geschichte des Mauerbaues die ja bis in biblische Zeiten reicht.

Babylon Ischtartor
So wurden laut Altem Testament schon die Mauern von Jericho mit Gottes Hilfe zum Einsturz gebracht, ein Zeichen, daß bereits vor mehreren tausend Jahren Mauern zum Schutz von Ansiedlungen gebaut wurden und die prächtigen Stadtmauern von Babylon mit dem Ischtartor stellten damals alles andere in Schatten.
Grenzdurchgang am Limes
Bereits die Römer grenzten dann ihren Machtbereich in Mitteleuropa durch eine durchgängige Grenzbefestigung - den Limes - ab. Überwiegend  eine Befestigung aus Holzpfählen, oft noch mit Wall und Graben und Wachtürmen versehen. An den Straßen befanden sich Kontrollposten und meißt lagen in der Nähe römische Kastelle in denen die Legionäre stationiert waren.
Zum Schutz gegen kriegerische germanische Stämme errichtet, wurde die Grenzbefestigung aber dann Ende des 3.Jahrhunderts aufgegeben.


Die "Große Mauer"
Auch die chinesischen Kaiser schützten ihr Reich nach Norden gegen die Angriffe der Nomaden aus dem Norden durch die große chinesische Mauer ab, die in der Anfangszeit wohl überwiegend eine Wallanlage war, aber später zu einer imposanten Grenzbefestigung mit 6.250 Kilometern Länge ausgebaut wurde. Die Mauer ist 5 bis 8 meter breit und bis zu 16 meter hoch und hat zahlreiche Wachtürme und befestigte Tore.
Gegen die Mongolen unter Tschingis Chan half aber auch diese Mauer nichts.., das Chin-Reich wurde von ihnen im 13. Jahrhundert erobert.
Die "Große Mauer" ..., ein Teil des Weltkulturerbes, der heute noch - bzw. wieder - zahlreiche Touristen anlockt.


befestigter Herrenhof
Im frühen Mittelalter waren die Herrschersitze und oft auch die Ansiedlungen mit Palisadenzäunen und Wall und Graben geschützt. Ursprünglich meist als Holz- bzw. Fachwerkbauten errichtet, kam erst im achten bis neunten Jahrhundert die Massivbauweise auch für Profanbauten in Anwendung.
An den Palisadenzäunen gab es dann auch schon bewachte Tore und Zugbrücken, die den Eingang zur Ansiedlung schützten.



frühe Burganlage
 Im 10. Jahrhundert entstanden dann die ersten Burgen mit ihren massiven Mauern und Bauten, die meist von den jeweiligen Herrschern - Königen, Herzögen und Grafen - zum Schutz ihres Herrschaftsgebietes angelegt wurden.
Später hatten auch die Ritter, meist Lehnsträger der jeweiligen Herrscher ihre eigene Burg, zu der dann meist das umliegende Gebiet gehörte. Im späten Mittelalter ging ein Teil der Ritter zum Raubrittertum über und zahlreiche Burgen wurden von den Landesfürsten auch in unserem Gebiet zerstört.

MHL Stadtbefestigung
Im Mittelalter hatte sich eine weitere Kraft entwickelt..., die aufblühenden Städte. Oft noch den jeweiligen Landesfürsten unterstellt, erwarben sie mit dem Stadtrecht immer mehr Unabhängigkeit und die Reichsstädte - wie Mühlhausen - waren nur noch dem Kaiser unterstellt.
Zur Abwehr der zahlreichen Feinde wurden jetzt die Städte meistens durch eine Stadtmauer befestigt.
Auch Mühlhausen bekam Anfang des 13. Jahrhunderts die innere Stadtmauer und im 14. Jahrhundert die äußere Stadtmauer.


inneres und mittleres Frauentor
An der inneren Stadtmauer von Mühlhausen befanden sich 7 innere Tore, die jeweils noch durch ein mittleres Vortor geschützt wurden.
Als einziges ist noch das innere Frauentor (im Bild um 1800) erhalten, während Pfortentor, Burgtor, Görmartor, Erfurter Tor, Neupfortentor und Felchtaer Tor mit ihren Vortoren im 19. Jahrhundert abgebrochen wurden.



Stadtmauer am Lindenbühl
Die etwa 2,7 km lange innere Stadtmauer besaß neben den 14 Toren noch 38 Wehrtürme, von denen aber auch nur noch 7 vorhanden sind. Auch die Gräben und Wallanlagen, die früher die ganze Innenstadt ungaben sind bis auf den Hirschgraben und den Hohen Graben verschwunden und haben zum Teil schönen Grünanlagen platz gemacht. Im Norden und Westen waren den Wallanlagen noch Teiche vorgelagert, die auch der Fischaufzucht dienten. So der Burgteich, der Pfortenteich, der Petriteich und am Bastmarkt die Itschenteiche.

äußeres Erfurter Tor
Die 6,5 km lange äußere Stadtmauer schützte die fünf Vorstädte der Freien Reichsstadt und hatte an den Ausfallstraßen 10 äußere Tore, von denen nur noch das äußere Frauentor vorhanden ist.
Während die innere Stadtmauer zum großen Teil erhalten blieb, ist die äußere Stadtbefestigung bereits ab Ende des 18. Jahrhunderts inzwischen völlig verschwunden.



MHL und der Landgraben
Das Gebiet der Freien Reichsstadt Mühlhausen war im Mittelalter oft das Ziel von Überfällen des Feudaladels, besonders aus dem churfürstlichen Eichsfeld. Zum Schutz wurde deshalb um 1370 der 26 km lange mühlhäuser Landgraben angelegt, der mit seinen befestigten Wällen und Gräben nur an den Zugangsstraßen passierbar war.
Von den 8 Warten, welche die Straßen bewachten, ist nur noch die Lengefelder Warte vorhanden.


Mühlhausen um 1642
Der Merianstich von 1642 zeigt noch die gut befestigte Stadt mit ihrer Stadtmauer, aber im Dreißigjährigen Krieg bot dann auch die starke Befestigung keinen eigentliuchen Schutz gegen die großen Heere, welche die Stadt und besonders die umliegenden Dörfer immer mehr ausplünderten.
Im Siebenjährigen Krieg sollte die Stadt dann sogar von den Franzosen zur Festung ausgebaut werden. Ein Vorhaben, das aber nicht zu Ende geführt wurde.

Mühlhausen vor 1893 
Um 1900 waren dann bis auf das innere und äußere Frauentor alle Tore der ehemals Freien Reichsstadt verschwunden und erst später setzte dann eine teilweise denkmalspflegerische Erhaltung der alten Stadtbefestigung ein.






Westwall 1945
Stadtmauern waren dann nicht mehr gefragt, aber die neue Kriegsführung brachte auch neue Befestigungsanlagen.
Besonders in Frankreich waren an der Grenze zu Deutschland zahlreiche Festungen entstanden und die Maginotlinie am Oberrhein galt als unüberwindlich.
Als Gegenstück entstand auf deutscher Seite an der Grenze zu Frankreich der Westwall, eine Grenzbefestigung, die dann aber 1945 - wie der Atlantikwall - auch nicht ihren Zweck erfüllte, obwohl auch zahlreiche Mühlhäuser noch zur Verstärkung der Anlagen einberufen wurden.


Deutschland 1945
Nach dem Ende des 2.Weltkrieges war Deutschland in vier Besatzungszonen geteilt, die dann allerdings bald in die gegensätzlichen Ost- und Westzonen zerfielen. An der Westgrenze der SBZ hatten die Sowjettruppen das Sagen, obwohl hier bereits eine deutsche Grenzpolizei bestand. Zwar war in Ausnahmefällen das passieren der Grenze noch möglich, aber immer öfters wurden bestimmte Abschnitte durch Stacheldraht unpassierbar gemacht.
Der Grenzkreis Mühlhausen war im Juli ´45 zur "Ostzone" gekommen, aber noch fuhren ja auch die Züge noch von Ost nach West und umgekehrt.


Flucht in den Westen
In der sowjetischen Besatzungszone kam es durch die Enteignungen im Zuge der Bodenreform und der Bildung der volkseigenen Betriebe auch im Kreis Mühlhausen zu ersten Fluchten ganzer Familien.
Auch nach der Bildung der DDR im Jahre 1949 kam es besonders bei der Zwangskollektivierung zu den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften immer wieder zu "Ausreisen", so daß dann ab 1957 die "Republikflucht" unter Strafe gestellt wurde.


Sperrzone Grenzgebiet
Das Grenzgebiet wurde ab 1952 zur Sperrzone erklärt, in die man nur mit Passierschein einreisen durfte. Wohnhäuser usw. in unmittelbarer Grenznähe wurden geräumt und später abgerissen und mehrere tausend "verdächtige Elemente" wurden ausgesiedelt.
1952 wurde auch die Bahnstrecke nach Treffurt, die teilweise durch die BRD führte, stillgelegt. Jetzt fuhr die "Vogteier Bimmelbahn" nur noch bis Wendehausen. Im Kreis Mühlhausen gehörten jetzt Diedorf, Katharinenberg, Schierschwende, Wendehausen und Faulungen zum Sperrgebiet.


Berlin 13.8.1961
Am 13.August 1961 dann völlig überraschend der Mauerbau in Berlin, der Westberlin vom übrigen DDR-Gebiet hermetisch abgrenzte und auch die "Staatsgrenze West" wurde durch weitere Anlagen "gesichert".
Zwei Monate vorher hatte Ulbricht noch erklärt, daß niemand eine Mauer bauen wollte, aber der Massenexodus und die dadurch entstandene Verschärfung der Lage, hatte wohl auch den "großen Bruder" beunruhigt, so daß der Mauerbau vom Oberkommando des Warschauer Paktes beschlossen wurde.
Während früher die Mauern zum Schutz vor äußeren Feinden dienten, entstand jetzt eine Mauer gegen das eigene Volk.
Über 200 "Grenzverletzer" bezahlten in den Folgejahren ihren Versuch die "Staatsgrenze West" zu überwinden, mit dem Leben.

"Staatsgrenze West"
Sowohl in Berlin, wie an der fast 1.400 km langen Grenze zur Bundesrepublik, wurden die Grenzanlagen immer weiter ausgebaut.
Elektrisch geladene Metallgitterzäune, Minenfelder bzw. Selbstschussanlagen, Stacheldraht und Stolperdrähte, sowie verschiedene Warnsysteme und 715 Wachtürme stellten ein fast unüberwindliches Hindernis dar, das allerdings offensichtlich gegen die eigene Bevölkerung gerichtet war. (.. einen größeren westlichen Militärschlag, der als Vorwand für den Bau der Mauer diente, hätten auch diese Anlagen nicht aufhalten können.)

SS-20-Atomraketen
Allerdings war der "Eiserne Vorhang" schon vor der Bildung der DDR ein brisantes Spannungsfeld zwischen Ost und West. Die "Befreiung der Ostzone" am "Tag X" geisterte in vielen westlichen Köpfen. Allerdings hatte selbst Kennedy zum Mauerbau geäußert ..: ".. es ist keine besonders angenehme Lösung, aber eine Mauer ist verdammt viel besser als ein Krieg .."
Und ein solcher stand die ganze Zeit als Bedrohung im Raum, besonders als Pershing- und SS-20-Raketen in West und Ost-Deutschland stationiert wurden.

9.11.1989 - die Mauer fällt ..
Mit Glasnost und Perestroika kam dann eine Lockerung des starren Systems im Osten..., die dann im Herbst 1989 auch in der DDR zur Wende und zum Sturz des SED-Regimes führte.
Am 8.11. trat das SED-Politbüro zurück und am 9.11. wurde so ganz nebenbei die Grenze geöffnet. Ganz Deutschland jubelte mit den Berlinern.
Am 13.11. erfolgte dann die Aufhebung der Sperrgebiete an der Westgrenze und zahlreiche Grenzübergänge wurden geschaffen.
Bei Katharinenberg rollte jetzt eine endlose Trabbischlange in Richtung Wanfried ... und komisch.., die meisten kamen wieder zurück.
Jetzt wurden die Worte von Willy Brandt verwirklicht, das ".. zusammen wächst, was zusammen gehört .."

Die Geschichte der Mauern zeigt uns .., daß es immer wieder mehr oder weniger große Verteidigungsanlagen gab ..., aber die waren eben zur Verteidigung nach Außen errichtet worden ..
Der Mauerbau vom 13. August 1961 hatte eine Anlage geschaffen, die nach innen - gegen das eigene Volk - gerichtet war ... und das war das besondere an ihr ..., eine menschenfeindliche, inhumane Einrichtung, die tausende Existenzen vernichtete und hunderte Menschenleben forderte.

1 Kommentar:

  1. 1986 gab die Deutsche Post der DDR eine Briefmarke " .. 25 Jahre Antifaschistischer Schutzwall .." heraus .. statt Blumen auf den Gräbern gab es auf diesem Motiv Blumen für die Grenzsoldaten, die auf "Friedenswacht" standen ..

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