Montag, 1. August 2011

92) Mühlhausen und der Bergbau



Mühlhausen und der Bergbau ...??
Bergbau in unserer Region ..?? Also Smiley hat mal etwas nachgeforscht .. und ist im "Pflüger" von 1926 fündig geworden. Dort hatte der Heimathistoriker Bernhard Klett einen Beitrag über den Bergbau im Gebiet der ehemaligen freien Reichsstadt Mühlhausen i.Th. veröffentlicht, auf den sich auch der erste Teil dieses Posts bezieht.Straßenbezeichnungen, wie der Silbergrubenweg und der Torfgrubenweg weisen noch heute auf bergmännische Aktivitäten im Umfeld der Stadt hin.


Die Freie Reichsstadt hatte ja im Mittelalter die Münzgerechtigkeit, wobei das Silber fast ausschließlich aus den Silbergruben im Harz und aus dem Freiberger Raum kam.
1477 hatte der Rat der Stadt Kurt Kennewurf aus Creuzburg und Hermann Heiligenstadt aus Dörna die Erlaubnis erteilt, am Spielberg (dem heutigen Stadtberg) ein Silberbergwerk zu errichten und sich den Silberkauf und den Zehnten daran vorbehalten.
Das sächsische Beispiel (.. die Silbergruben um Freiberg hatten den Reichtum der Wettiner begründet ..) verlockte damals zahlreiche wohlhabende Bürger, eigene Silberguben zu errichten.


Ob allerdings am damaligen Spielberg Silber gefördert wurde, berichtet die Chronik dann nicht mehr und auch der Silbergrubenweg am Ende des Johannistales, sowie der Silbergrubenweg bei Bollstedt, deuten zwar auf frühere Bemühungen hin, aber ob hier jemals Silber gefunden wurde, wird nicht berichtet.
1550 berichtet die Chronik noch, daß ein Bergwerk am Bornberge begonnen wurde. Am Bornberg zwischen dem Seebacher- und Spittelgrund wurde damals nach Eisenerz gesucht, aber auch hier dürfte kein befriedigendes Ergebnis erzielt worden sein, obwohl vom Rat das nötige Holz für den Ausbau genehmigt wurde.
Dagegen wurden auch damals schon Eisenstein-Knollen in der Umgebung (Rieseninger Berg, Roter Berg und bei Peißel) gefunden.


Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde überwiegend noch mit Holz geheizt. Der Bezug von Brennholz war in der Holzordnung des Rates konkret geregelt und auch für das "Leseholz" gab es konkrete Festlegungen.
In der näheren Umgebung wurden mehrfach Vorkommen von Lettenkohle gefunden und auch ausgebeutet. Diese torfähnlichen Flöze mit einer Stärke von 30 - 40 cm lagen oft nur wenige Meter unter der Oberfläche. 1704 wurde in der Flur am Wendewehr ein "Kohlebergwerk" errichtet, in dem die Lettenflöze teilweise abgebaut wurden, aber die Gruben waren wohl dann "abgesoffen".
Auch bei Schachtarbeiten in und um Mühlhausen stößt man immer wieder mal auf Torfschichten, da aber ebenfalls immer nur eine geringe Stärke haben.

Da war der 1822 begonnene Torfabbau unterhalb des mühlhäuser Stadtwaldes vor der Grünen Pforte dann wohl doch ergiebiger. 1824 berichtet der Nutzer des "Tagebaues" der Gerbermeister Kleeberg, daß hier mit 5 Mann täglich bis zu 2.500 Braunkohlenkuchen geformt werden.1825 wurde in den städtischen Einrichtungen ein Vergleich der Heizkosten angestellt. Während bei gleicher Temperatur in einer Schulstube täglich für zwei Silbergroschen Holz benötigt wurde, brauchte man beim Heizen mit der Torf-"Kohle" für zweieinhalb Silbergroschen Brennmaterial. Die neue "Kohle" war also teurer als das Holz und brannte außerdem mit den alten Öfen mit viel Rauch und Asche ab. Der Betreiber Kleeberg bekam dann auch 1828 Absatzschwierigkeiten und 1831 wurde der Abbau eingestellt. Auch ein zweiter Versuch des Maurermeisters Ette, der die Torfgrube von 1844 bis 1846 gepachtet hatte, brachte zwar erneut einen größeren Abbau, bei dem bis zu zehn Arbeiter beschäftigt waren, aber es war und blieb ein Verlustgeschäft ..; das dann auch endgültig aufgegeben wurde.

Anfang des 20. Jahrhunderts begann eine neue Bergbau-Ära in Nordthüringen..., der Kalibergbau.Mit den Kalischächten von Menteroda und Pöthen entstand ab 1905 ein wichtiger Industriezweig. Das Kalisalz wurde teilweise in über 1.000 meter Tiefe abgebaut. Die Kalischächte waren auch ein Grund für den Bau der Ebeleben-Keulaer-Eisenbahn, die 1901 in Betrieb genommen wurde. Damit war der Kalitransport über Ebeleben zur Strecke Erfurt - Nordhausen, die 1869 eröffnet worden war, gesichert.

Auch am westlichen Rande des Dün entstanden nördlich von Hüpstadt zwei neue Kalischächte, die ebenfalls den Bau einer Zweigbahn von Silberhausen nach Hüpstedt begründete. Von Hüpstedt führte dann ein Werkbahngleis zu den beiden Kalischächten, die 1912 in Betrieb genommen wurden.
Bereits 1911 wurde eine Pferdebahn zwischen Silberhausen und dem Schacht "Felsenfest" betrieben und 1913 nahm die Obereichsfelder-Kleinbahn (OEK) ihren Betrieb auf.
(Eine schon früher geplante Verbindung von der Ebeleber - Keulaer-Eisenbahn nach Silberhausen hatte sich bald zerschlagen)
1906 begannen nördlich von Hüpstedt Probebohrungen und 1909 begann die Abteufung der Schächte "Hüpstedt" und "Felsenfest". Die beiden Schächte waren aber nur wenige Jahre in Betrieb. Während 1912 = 295 Arbeiter hier beschäftigte waren, waren es 1920 = 361, aber 1924 nur noch 99. Beide Schachtablagen wurden dann 1924 stillgelegt. Die OEK fuhr aber noch bis 1947.

Die obige Karte zeigt das mühlhäuser Umland mit den wichtigsten alten und neueren Bergbauanlagen. ROT sind die erwähnten alten Anlagen vor 1900 gekennzeichnet. BLAU die im 20. Jahrhundert entstandenen, aber auch schon wieder verschwundenen Kalischächte und BRAUN die mehr oder weniger erfolgreichen Bohrungen nach Erdöl oder Erdgas.

So wurde schon in den zwanziger Jahren im oberen Flachstal nach Erdöl gebohrt, allerdings erfolglos und nur ein Betonsockel erinnerte noch an dieses Unternehmen.
In den fünfziger Jahren wurde in der Nähe von Hohenbergen nach Erdgas gebohrt und bei einer Explosion wurde damals die Anlage zerstört. Der Großbrand konnte nur mit Hilfe von sowjetischen Spezialisten gelöscht werden. Lange Zeit versorgten dann große Erdgasleitungen aus der Sowjetunion die DDR, aber die eigene Erdgasproduktion wurde trotzdem noch weiter genutzt.






Lange Zeit war auch der Kalibergbau ein wichtiger Wirtschaftszweig und die Schächte in Menteroda und Pöthen waren wichtige Export-Produzenten.
Die beiden Kalischächte waren durch kilometerlange Seilbahnen mit den Verladestationen verbunden, die den Transport vom Schacht zur Bahn absicherten.
 Mit der Wende und dem Ende der DDR kam aber auch für die volkseigenen Kalischächte das AUS und hunderte Bergarbeiter wurden arbeitslos.

Heute gibt es in Menteroda ein Bergbaumuseum, daß an die "alten" Zeiten erinnert, als hier noch die Fördertürme standen und die Körbe der Seilbahnen ihren Kreislauf vollführten.

Ein Bergmannsverein erinnert ebenso an die alten Bergwerke und die alten Traditionen, aber über die Kalihalden wächst bald neues Gras und in einigen Jahren gibt es dann wohl auch bei uns keine Bergleute mehr.
Na ja ..., Smiley meint, wenn es schon vor über fünfhundert Jahren mit dem Silberbergwerken nicht geklappt hat, hatte wenigstens im vorigen Jahrhundert das "weiße Gold" für einigen Wohlstand in der Region gesorgt...
... aber Bergwerke wird es wohl in nächster Zeit keine mehr im mühlhäuser Raum geben.









Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen