".. Die hiesige Gegend ist eine der bequemsten zum Ackerbau ..." schrieb Christian Gottlieb Altenburg bereits 1824 ...
.. und so war dann auch die Landwirtschaft von Anfang an "... im hiesigen Gebiete das Hauptgeschäft .." der mühlhäuser Bürger ... und Smiley meint, daß dieser Wirtschaftszweig deshalb auch eine gesonderte Betrachtung erfordert ..
Ackerbau und Viehzucht war schon im frühen Mittelalter die Grundlage für die Entwicklung der Wirtschaft.
Gepflügt wurde damals noch mit dem Holzpflug. Die eiserne Hacke, der Spaten, die Sichel und die Harke, waren die wichtigsten Geräte.
Durch die Klöster kam dann auch der Obst-, Gemüse- und Weinanbau in unsere Gegend.
Die feudale Grundherrschaft löste im königlichen Reichsgutbezirk die germanische gemeinsame Nutzung von Wald und Flur ab.
Die vom König eingesetzten Ministerialen - in der Chronik als
".. die edlen Geschlechter .." bezeichnet - hatten sich aus einfachen Lehnsträgern zum erblichen Adel entwickelt, der über seine Untertanen frei verfügte.
So gehörten dann später auch die Geschlechter und Patrizier in Mühlhausen zu den größten Grundbesitzern.
Im mühlhäuser Reichsrechtsbuch (um 1220) gab es konkrete Festlegungen zum Flurgericht des Heimbürgen, das unter der St.Kilianslinde stattfand. Und auch für Felddiebstahl gab es hier mehrere Paragraphen.
Feldarbeit war überwiegend Handarbeit. Neben Roggen und Weizen, Gerste und Hafer, wurde auch Flachs (Lein) und Gemüse angebaut.
Geerntet wurde damals noch mit der Sichel .., die Sense kam erst später auf.
Die Flachsverarbeitung war neben der Schafzucht die Grundlage für die spätere Entwicklung des Textilgewerbes. Das "Flachswasser" erinnert heute noch an den früher wichtigen Flachsanbau.
Die "Waidstraße" weist ebenfalls auf eine weitere Pflanze hin, die für die mühlhäuser Wirtschaft wichtig war. Der Färbewaid war lange Zeit das wichtigste Färbemiitel der Färber und die "Waidjunker" kamen zu erheblichem Wohlstand.
Durch die Klöster war der Weinanbau in das mühlhäuser Gebiet gekommen. Noch heute gibt es mehrere Anhöhen rings um die Stadt, die den Namen "Weinberg" tragen .. und die "Weinbergstraße" erinnert ebenfalls an diese Zeiten .. die allerdings nach dem Dreißigjährigen Krieg zu ende gingen.
Auch der Hopfenanbau, die Grundlage für das gute mühlhäuser Bier, ging später wieder ein.
In den Kriegsjahren blieben die Feldervor der Stadt oft unbebaut, denn die Bürger trauten sich wegen der marodierenden Truppen oft nicht vor die Stadtmauer.
In der Jakobistraße steht ein restauriertes Ackerbürgerhaus, das mit seiner großen Torfahrt noch die frühere Bestimmung erkennen läßt.
Zahlreiche Ackerbürger in der Stadt hatten auf dem Hof hinter dem Hauptgebäude noch Stallungen und Vorratsräume.
Das Gesinde - Knechte und Mägde - gehörte meißt mit zum Haushalt und "wohnte" auch mit im Haus.
Oft waren es aber auch reine "Familienbetriebe" die von den Großeltern bis zu den Enkeln die Feldarbeit und die spätere Verarbeitung (dreschen, spinnen usw.) selbst ausführten.
Das Nutzvieh (meißt Rinder und Schafe) wurde vom Hirten auf die Weide vor der Stadt geführt. In den Vorstädten gab es mehrere Schäfereien, wo die Schafe zentral untergebracht waren. Aber auch hier kam die Herde noch vor Toresschluss, der zum Sonnenuntergang erfolgte, von der Weide in die Ställe zurück.
Vom Mundartdichter Georg Wolff stammen die folgenden Zeilen:
".. Dr Härte gab sich alle Möiwe ..
Wann d´s morgens ha sin Liedchen blus ..
Un treb de Schwiene, Ringer, Koibe ..
Vergniegt zum Arbschenture nus .."
Zu den meißten Bürgerhäusern gehörten noch der Schweinekoben und der Stall für das Federvieh, denn die eigene Wurst und die eigenen frischen Eier gehörten zum guten Haushalt dazu ... und oft stand auch noch eine Kuh im Stall, die für frische Milch und Butter sorgte.
So hatte auch das Haus in der Herrenstraße, das im 17. Jahrhundert erneuert wurde, immer noch den typischen Charakter des Ackerbürgerhauses.
Ludwig Richter hatte das Leben im Anfang des 19. Jahrhunderts. wo noch der beschauliche Biedermeierstil vorherrschte, in seinen Bildern anschaulich geschildert.
So wie hier wird mancher Bürger sein Stück Land vor der Stadt bestellt haben .. und die treusorgende Gattin brachte ihm mit den Kindern ..die Vesper aufs Feld.
Übrigens waren früher die Vorstädte meißt nuran den Zugangsstraßen bebaut und ansonsten befanden sich hier Äcker und Gärten. Die "Kräuterstraße" weist heute noch auf die Gärten des ehemaligen Kräuterviertels hin.
Im Herbst traf sich dann die Familie mit den Bekannten auf dem Hof ... Auf der Tenne wurde gedroschen ..
... und bald kam der Winter .. und da konnte man froh sein, wenn es eine gute Ernte gegeben hatte ..
Aber immer wieder gab es Mißernten, so daß die wenigen Vorräte - wenn überhaupt vorhanden - schnell aufgebraucht waren ... und immer wieder berichtete deshalb die Chronil von Hungersnöten, wo ".. die Leute wie die Fliegen auf der Straße starben und herumlagen .."
Im 18. Jahrhundert waren dann auch bei uns die ersten Kartoffeln angebaut worden ..
Das Vieh kam jetzt oft nicht mehr auf die Weide, denn durch den Anbau von Futterklee und Futterrüben nahm die Stallhaltung zu.
Der Winter war aber auch die Zeit, wo die Landarbeit weitgehend ruhte .. und wo man sich der Verarbeitung der Produkte widmete. Besonders die Spinnabende waren beliebte Treffpinkte.
Jetzt war auch die Zeit der Schlachtefeste gekommen. Viele Einwohner hielten sich ein oder zwei "Schwienchen" im Schweinekoben auf dem Hofe.
Geschlachtet wurde auf dem Hof .. Der Hausschlachter war oft ein Handwerker, der sich nebenbei noch ein paar Würschte verdienen wollte.
Zum Schlachtefest kam meißt die ganze Verwandschaft, denn es gab nicht nur gutes Essen, sondern auch meißt etwas gutes zu trinken.
Und die Nachbarschaft bekam, wenn sie mit ihren Abfällen zum Schweinefutter beigetragen hatte, neben der guten Fleischbrühe, noch ein Stück Wellfleisch und ein paarSchlenkerwürschtchen ..
Das Gut Pfafferode (im Bild) war 1599 vom Deutschen Ritterorden abgekauft worden und gehörte zu den "Domänen" der Stadt, die von der Zinsmeisterei verwaltet und verpachtet wirden.
Auf den Gütern und auch bei den größeren Bauern wurde jetzt immer mehr die neue Technik eingesetzt.
Im 2.Weltkrieg waren dann oft Kriegsgefangene und "Fremdarbeiter" bei der Feldarbeit eingesetzt, denn die deutsche Frau mußte in der Rüstung arbeiten, damit der deutsche Mann an der Front genügend Waffen hatte.
Oft war aber auch noch das Pferde- oder Ochsengespann auf den Feldern vor der Stadt zu sehen.
Nach 1945 war mancher froh, wenn er ein Stück Acker pachten und bestellen konnte.
Mit der Bodenreform, die 1946 in der SBZ durchgesetzt wurde, erhielten auch in Mühlhausen Umsiedler, Landarbeiter und Kleinbauern Land übertragen, das den Großgrundbesitzern abgenommen worden war.
In den sechzigerJahren wurde allerdings das ehemalige Gut Popperode stillgelegt und abgerissen, da es das Trinkwassereinzugsgebiet an der Popperöder Wuelle beeinträchtigte.
1961 gab es im Kreis 499Traktoren, davon noch der größte Teil (331) in den MTS. Später hatten die LPG´s dann einen eigenen großen Maschinenpark.
1958 war die Gärtnerische Produktionsgenossenschaft (GPG) "Edelweiß" mit 8 ehemaligen Gärtnereien gegründet worden.
Mit der ehemaligen Landwirtschaft der kleinen Ackerbürgerstadt war es endgültig vorbei.
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