Samstag, 19. März 2011

81) Ausgegrenzt ...

.


.. Ausgegrenzt.., Abgegrenzt ..



.. Smiley stellt fest, daß es auch in der Geschichte unserer Stadt immer wieder zu Abgrenzungen und Ausgrenzungen kam ..


Das bekannteste Beispiel im Mittelalter ist wohl die Ausgrenzung der Juden ..
Als "Christusmörder" allenfalls geduldet, unterstanden sie zwar dem Schutz des Kaisers - der allerdings dafür eine hohe Judensteuer einforderte - aber die Teilnahme am öffentlichen Leben oder die Aufnahme in eine ehrsame Handwerkerzunft war ihnen verwehrt.

So konnten die Juden nur als Händler und Geldverleiher wirksam werden.
Immer wieder wurde ihnen Greueltaten zugeschrieben, die dann Anlass zu Judenprogromen waren. So wurden 1349 alle Juden der Stadt ermordet und 1452 wurden alle Juden enteignet und aus der Stadt ausgewiesen.
Auch in der Folgezeit immer wieder drangsaliert, gab es bis Ende des 18. Jahrhunderts zeitweise gar keine jüdische Mitwohner in der Stadt




Im Mittelalter wurde nicht nur ausgegrenzt, sondern man grenzte sich auch gehörig ab.
Die Freie Reichsstadt Mühlhausen hatte bis Mitte des 14. Jahrhunderts ein umfangreiches Gebiet erworben, das um 1370 durch den mühlhäuser Landgraben nach Westen und Norden abgegrenzt wurde. Dort lag im Eichsfeld das kurmainzische Gebiet, in dem allerdings zahlreiche Feudalherren recht selbständig herrschten und des öfteren das mühlhäuser Gebiet überfielen.



Am 26 km langen Landgraben waren an den Landstraßen sechs Grenzwarten angeordnet, wo der Zugang zum Gebiet der Freien Reichsstadt kontrolliert wurde.
Sowohl hier , wie auch an den Stadttoren, mußte ein Wegezoll entrichtet werden. Eine Sitte, die das Reisen durch die zahlreichen "Ländle" im Reich nicht gerade attraktiv machte.





Ausgegrenzt aus der Gesellschaft waren damals grundsätzlich die Gesetzesbrecher.
Schon im mühlhäuser Reichsrechtsbuch wurde um 1220 geschrieben, ".. wer rechtlos sei .." und welche Strafen auf, Mord, Verwundung, Notzucht oder Diebstahl stehen.
Köpfen, Hängen. Rädern, Verbrennen, Vierteilen oder Ertränken usw., usw. ..., man hatte oft grausaume Methoden die Täter ins Jenseits zu befördern.

Und dort im Jenseits wartete natürlich die Hölle auf die Abgeurteilten, denn ein christliches Begräbnis war völlig ausgeschlossen. Die Leichen kamen meist in die Kalkgrube neben der Richtstätte am Galgenberg, dem heutigen Schützenberg.
Auch Selbstmörder wurden vom christlichen Begräbnis ausgeschlossen und mußten meißt von den Angehörigen irgendwo vor den Toren der Stadt verscharrt werden.










Ausgegrenzt waren aber auch die "ehrlosen" Berufe. Der Scharfrichter bzw. Henker durfte sich in der Wirtschaft nicht zu den ehrsamen Bürgern setzen, sondern hatte seinen eigenen, von allen gemiedenen Platz.
"Ehrlos" waten aber auch die Totengräber, die Abdecker, die Kloakenreiniger usw.
Im 16. Jahrhundert lag die städtische Abdeckerei an der Wagenstedter Brücke, die dann auch als Schinderbrücke und das Tor als Schindertor bezeichnet wurde.
Auch das fahrende Volk, Musikanten und Gaukler, Landstreicher und Bettler, wurde von allen gemieden.



Ausgegrenzt und gemieden wurden auch die Kranken, Hilflosen und Gebrechlichen.
Besonders die vom "Aussatz" befallenen Leprakranken wurden aus der Stadt ausgewiesen und kamen, wenn sie Glück und Geld hatten, in eins der Leprosenheime vor der Stadt.
In die Stadt durfte nur der Klingelmann, ein Knecht des Leprahauses, der Almosen für die Kranken einsammelte.
Wer nicht im Leprahaus unterkam, vegetierte meist mit anderen Kranken als "Feldsiecher" im Freien oder im Wald, bis zu seinem frühen Tod.



An der Landstraße nach Langensalza lag unterhalb des Schadeberges die Leprastation Ämilienhausen.
Wer hier Aufnahme fand, wurde zwar versorgt, konnte aber die Hoffnung aufgeben, jemals in die Stadt oder zu seiner Familie zurück zu kehren.
Die Lepra ging erst im 18. Jahrhundert soweit zurück, daß das Leprahaus geschlossen und später als Hospital für Pfründner genutzt werden konnte.


Das 16. Jahrhundert war nicht nur die Zeit des Bauernkrieges, sondern auch des religiösen Umbruchs.
So setzten sich um 1550 die Protestanten auch in Mühlhausen im dritten Anlauf durch ... und aus den verbliebenen "Altgläubigen" wurden wieder einmal Ausgegrenzte.
Nachdem die Kornmarktskirche als letzte katholische Kirche der Stadt geschlossen wurde, bekamen jetzt die letzten verstorbenen Altgläubigen kein christliches Begräbnis mehr und wurden in ungeweihter Erde bestattet.

Nicht nur ausgegrenzt, sondern ausgerottet, wurden im 16. Jahrhundert auch bei uns die Wiedertäufer...., eine Vorgängerform der heutigen Baptisten, welche die Erwachsenentaufe praktizieren.
1536 wurden in der Stadt 10 Wiedertäufer, darunter 8 Frauen, weil sie ihrem Glauben nicht abschwören wollten, am tiefen Wasser in der Unstrut ertränkt. (Das tiefe Wasser befand sich am damaligen Untrutbogen an der Landstraße nach Ammern)
Noch 1584 wurde in der Vogtei, wo die Täufer zahlreiche Anhänger hatten, der letzte Wiedertäufer in Thüringen verbrannt.





Ausgegrenzt wurden um späten Mittelalter auch die an der Pest Erkrankten.
Immer wieder suchte die "Geißel Europas .." auch die Bürger der Freien Reichsstadt heim.
1348 war der "schwarze Tod" in Marseille ausgebrochen und griff rasend schnell auf ganz Europa über. Die erste große Pestwelle wütete 1348 bis 1350 in Mühlhausen. Man beschuldigte die Juden, die Brunnen vergiftet zu haben und ermordete sie in vielen Staädten.
Noch im 17.Jahrhundert wütete die Pest mehrmals in der Stadt und forderte 1682/83 über 4.000 Tote.

1683 wurden Jakobikirche und Kilianikirche als "Pestkirchen" genutzt.
Nur hier durften Familienangehörige von Pestkranken zum Gottesdienst gehen. Viele allerdings trauten sich sowieso schon nicht mehr aus dem Haus..., denn sie wurden ".. gemieden wie die Pest .."



Gemieden wurde möglichst auch die Gegend am Tollturm in der Hexengasse.
Der heute noch vorhandene runde Stadtmauerturm wurde früher oft als Gefängnis und wohl auch als Tollturm für "unsinnige" d.h. irrsinnige Leute genutzt. Hier an dem abelegenen Turm störte das Toben und Schreien der Kranken, die oft angekettet waren, die Bewohner nicht allzu sehr.
Auch die gefangen gesetzten "Hexen" wurden hier wahrscheinlich untergebracht, wie der Name der Hexengasse vermuten lässt.




Die Hexenprozesse des 17. Jahrhunderts zeigen den ganzen Wahnwitz des Aberglaubens in dieser Zeit.
Es genügte eine böswillige Anschuldigung, um die verdächtigte "Hexe" einzusperren und bei der "peinlichen Befragung" bekam man meist die gewünschten Bekenntnisse.
83 Hexen, vorwiegend Frauen, wurden damals in Mühlhausen "überführt" und meißtens verbrannt, die letzte 1731 ..!!!












Da war der "Badekorb", der sich vor dem Pfortentor am Burgteich befand, fast eine Volksbelustigung dagegen.
Kleinere Diebstähle oder ähnliches wurden hier geahndet.
Der Dieb wurde in den Korb gesteckt, dann über den Teich geschwenkt ".. und dann zog man den Riegel und es machte plump und er lag im Teiche .." schrieb Altenburg 1824 ..
Da war der Badekorb aber bereits einige Jahrzehnte vorher abgebrochen worden.
Ausgegrenzt wurden die Bestraften oft trotzdem noch und vom Büttel mit Rutenhieben auf ewig aus der Stadt vertrieben.


Auch das "Drillhäuschen" auf dem Obermarkt war so eine Gaudi für´s Volk.
Hier wurde der Deliquent meißt für mehrere Stunden eingesperrt und die Stadtknechte setzten den drehbaren Gitterkorb in Bewegung. Je nach Laune des Publikums wurde das Opfer nicht nur mit Beschimpfungen überhäuft, sondern oft auch mit Unrat und ähnlichem beworfen.




Nicht nur ausgegrenzt, sondern auch vogelfrei, waren im Mittelalter meißt die Sinti und Roma.
Das fahrende Volk wurde auch später in vielen Städten nicht geduldet und über die Grenze in´s Nachbarland abgeschoben.
Nun waren zwar die Grenzen oft nicht weit ..., aber im nächsten Land drohte ihnen wahrscheinlich dasselbe Schicksal.
Das Lied".. Lustig ist das Zigeunerleben .." traf wohl in den seltensten Fällen zu.

Auch die Landstreicher, die damals per Pedes von Ort zu Ort zogen, gehörten zu den Ausgegrenzten.
Wer wollte so einem abgerissenen Vagabunden schon Unterkunft und Arbeit geben ..??
Das sich diese dann einen Bissen Brot stehlen mußten, um nicht zu verhungern, machte sie beim ehrbaren Bürger auch nicht beliebter.
Da hatten es die Handwerksgesellen auf der Walz schon besser. Auch in Mühlhausen gab es mehrere Zunftherbergen, wo die "zünftigen" Gesellen Kost und Unterkunft fanden.




Als Mühlhausen 1802 zum Königreich Preußen kam, gab es schon einige Jahre die Schulpflicht für Jungen und Mädchen, aber das Schulgeld konnten sich viele Eltern nicht leisten.
1833 wurde auf dem Gelände des ehemaligen Predigerklosters am unteren Steinweg die neue Volks- und Armenschule eröffnet, wo auch die Kinder armer Eltern unterrichtet wurden.
(Später war dann hier die Pestalozzischule)


Überhaupt war die Kinderzeit in manchen Familien von Not und Armut geprägt. Oft mußten die Kinder bei der Arbeit helfen und im Winter mußte oft das dringend benötigte Brennholz im Wald gesucht werden. Wozu man allerdings einen Holzleseschein brauchte, denn sonst kassierte der Forstaufseher das gesammelte Holz ein.













Als die Stadt 1806 zum Königreich Westphalen kam, wurde zwei Jahre später der "Code Napoleon" auch hier eingeführt, nach dem die Juden als gleichberechtigte Bürger anerkannt wurden.
Schon Ende des 18. Jahrhunderts hatten einige "Schutzjuden" in der Stadt wieder Fuß gefasst und einige wohnten jetzt auch außerhalb der alten Judengasse. Am Petristeinweg gab es eine Judenherberge für durchreisende Juden. Bettelnde Juden wurden sofort aus der Stadt ausgewiesen.
In der Jakobistraße hatte der Jude Süßmann-Oppenheim dann auch schon eine Raschwarenfabrik, die ja nicht an die strengen Zunftordnungen gebunden war.


Um 1670 wurde von der Stadt gefordert, die bisherige ungenutzte Synagoge abzureißen. Es handelte sich wohl um die frühere Hinterhaussynagoge in der Judengasse, wo einige Häuser ja zwischenzeitlich von mühlhäuser Bürgern genutzt wurden.

1841/42 entstand dann die neue Hinterhaus-Synagoge in der Jüdengasse. Es gab wieder eine jüdische Gemeinde und einige Juden wurden als Geschäftsleute, Fabrikanten, Rechtsanwälte und Ärzte, zu anerkannten Bürgern der Stadt.







Wenig anerkannt waren jetzt oft die ehemaligen Handwerker.

Nach der Aufhebung des Zunftzwanges und der jetzt einsetzenden Mechanisierung der Arbeit entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts zahlreiche neue Fabriken.
Aus dem zünftigen Wandergesellen war oft der heimatlose Landstreicher geworden. Statt der Zunfherbergen gab es jetzt das christliche Hospiz, in dem man aber auch nur gegen Bezahlung unterkam.




Bereits 1702 war in der Hauptmannstraße an Stelle des bisherigen Hauptmannshofes das städtische Waisenhaus entstanden, das dann auch als Zucht- und Arbeitshaus genutzt wurde.
1823 wurde ein städtisches Statut beschlossen, nach dem Sträflinge und Arbeitsscheue, aber auch Leute, die sonst keine Arbeit fanden, hier untergebracht wurden und die hier ihren Unterhalt verdienen mußten.



Ende des 19. Jahrhunderts war dann Mühlhausen eine kleine Industriestadt, in der jetzt zahlreiche Einwohner als Fabrikarbeiter ihren Unterhalt verdienten.
Aber diese Arbeit war auch nicht immer sicher. Wurde wegen geringer Löhne gestreikt, folgte sofort die Entlassung und wer erst mal auf der schwarzen Liste stand, fand so schnell wo anders keine Arbeit.
In vielen Familien war deshalb oft Heimarbeit für die ganze Fanilie gegen einen Hungerlohn angesagt.



1874 hatte sich die erste sozialdemokratische Ortsgruppe in Mühlhausen gebildet, die 1878 bis 1890 durch das "Sozialistengesetz" verboten wurde.
Trotzdem gab es immer wieder Kundgebungen und Versammlungen der Arbeiter, die auch in Mühlhausen gewaltsam aufgelöst wurden.
Bei der Auflösung einer Versammlung in Weimars Felsenkeller durch die hier stationierten Ulanen, wurden über 30 Teilnehmer verletzt.
Im gleichen Jahr fand in Mühlhausen auch die erste Maifeier statt und die Fabrikanten schlossen die Teilnehmer an den Versammlungen von der weiteren Arbeit aus.



Ausgeschlossen bzw. entlassen waren auch viele Arbeiter nach dem
1. Weltkrieg. Zahlreiche Firmen waren besonders während der Inflation 1922/23 in Konkurs gegangen.
Zahlreiche Arbeiter landeten im Bereich der Obdachlosen oder zogen als Landstreicher durchs Land.
Bereits 1886 war ein ehemaliges Fabrikgebäude in der Spielbergstraße für Hospitaltiten und Obdachlose eingerichtet worden. Noch 1943 wohnten hier in der "Börsche" 17 Familien in primitiven Verhältnissen.
Auch vor Görmar war 1927 ein Barackenlager mit 24 Wohnungen geschaffen worden, wo dann die Ärmsten der Armen "wohnten".




Als 1933 die NSDAP an die Macht kam, begann eine neue Phase der Volksverhetzung und Ausgrenzung der"Anderen".

Zur "Volksgemeinschaft" zählte nur die arische Rasse und für die Anderen und anders Denkenden gab es die Konzentrationslager, die bald im ganzen Reich entstanden.




Zu den "Anderen" gehörten natürlich zuerst die Bolschewisten und Juden.
Hitler hatte schon früh das "internationale Judentum und die jüdische Rasse" als Ursache allen Übels dargestellt und bald nach seiner "Machtergreifung" fand eine wüste Rassenhetze statt.
Nach den ersten Boykott-Tagen von 1933, folgten 1935 die "Nürnberger Gesetze" mit denen die Juden aus der "Volksgemeinschaft" ausgeschlossen wurden.
So mußte auch der Kaufhausbesitzer Eckmann als einer der ersten die Stadt verlassen und wanderte nach Israel aus.

Bald blieb es nicht nur bei Boykottaufrufen, sondern es folgte die Enteignung jüdischer Geschäfte. Rechtsanwälte und Ärzte mußten ihre Praxen schließen.
In der Reichsprogromnacht 1938 wurde die Synagoge in der jetztigen Horst-Wessel-Straße gestürmt und demoliert, wobei der NSDAP-Kreisleiter Vollrath den Rabbiner Rosenau durch einen Pistolenschuss schwer verwundete.
31 jüdische Männer wurden inhaftiert und in der Turnhalle des "Fritz-Sauckel-Hauses" (am heutigen Kristanplatz) festgesetzt. Sie kamen ins KZ Buchenwald, wurden aber aber nach der Zusage auszuwandern entlassen.


Auch die Sinti und Roma wurden als Fremdrassige von den Nazis unterdrückt und verfolgt.
1939 wurde ihnen das frühere "Pulverhäuschen" an der Hollenbacher Landstraße als Unterkunft zugewiesen. In den zwei Räumen und den mitgebrachten Wohnwagen hausten zeitweilig mehr als 48 Personen unter menschenunwürdigen Verhältnissen.
1943 kamen 14 mühlhäuser "Zigeuner" ins KZ, wo noch im selben Jahr zwei Söhne der Familie Weiß - 10 und 12 Jahre alt - ermordet wurden.
Nur wenige Sinti und Roma überlebten diese systematische Ausrottungspolitik, die dann auch noch unheilbar Kranke (Geisteskranke, Epileptiker und anderes "unwertes Leben") und natürlich wieder die Juden umfasste.

1943 begann dann in Mühlhausen auch die "Endlösung der Judenfrage", wo die restlichen noch hier verbliebenen jüdischen Familien in die Konzentratuonslager eingeliefert und dort überwiegend ermordet wurden.
Carsten Liesenberg hat in seiner "Geschichte der Juden in Mühlhausen ..." den Leidensweg der mhlhäuser Juden umfassend und eindrucksvoll dargestellt.

Aus den "Judenhäusern", wo die Familien zuletzt zusammengepfercht leben mußten, zusammen getrieben und dann entweder nach Auschwitz oder gleich ins Vernichtungslager Majdanek transportiert, ist das persönliche Leid kaum noch beschreibbar.
Von den früheren Juden in Mühlhausen überlebten nur die wenigen Familien, die rechtzeitig auswandern konnten.
..... 59 Personen aus Mühlhausen fielen der Shoa zum Opfer....



Ausgegrenzt wurden 1945 ebenfalls ganze Bevölkerungsgruppen, die auf derFlucht oder durch "Aussiedelung" ihre Heimat verloren.
Ost- und Westpreußen, Schlesier und "Volksdeutsche" aus dem Sudetengau, verloren auf der Flucht oft nicht nur ihre letzte Habe, sondern oft auch einen Teil der Familie.



Da war ein Brot für die ganze Familie schon etwas besonderes. Mit Kartoffeln und Ähren stoppeln, Brennholz sammeln und beim Bauern die allerletzten Habseligkeiten eintauschen, hielten sich viele notdürftig am Leben.
Viele Väter und Söhne waren aus dem 2. Weltkrieg nicht nach Hause gekommen und viele Frauen mussten sehen, wie sie ihre Kinder versorgten.
(.. wobei sich allerdings manche Kinder zu wahren Spezialisten entwickelten, wenn es galt etwas "zu besorgen" ..)



In der SBZ bzw. der späteren DDR wurden jetzt andere ausgegrenzt ...
Kapitalisten und Großgrundbesitzer .. deren Besitz dann oft verstaatlicht wurde und die dann zum großen Teil "in den Westen" flüchteten.


Abgegrenzt hatte sich dann der "erste Arbeiter- und Bauernstaat" am 13. August 1961, wo mit dem Bau der berliner Mauer die totale Abschottung der DDR-Bürger vom "kapitalistischen Westen" begann.








Konnte man vor 1961 noch unter erschwerten Bedinungen in die BRD reisen, war jetzt an der "Staatsgrenze West" endgültig Schluss damit.
Wer es trotzdem versuchte, riskierte sein Leben oder machte, wenn er geschnappt wurde, mit den Haftanstalten des sozialistischen Staates Bekanntschaft.









Als in den siebziger Jahren mit Wolf Biermann so etwas wie eine Opposition unter den DDR-Künstlern aufkam, wurde die Stasi schnell tätig. Biermann wurde 1976 ausgebürgert und bald folgten ihm in den Folgejahren weitere.
Wer nicht so bekannt war, der kam gleich in die Fänge der Staatssicherheit und wenn man dnn noch "Westfernsehen" schaute, war man ja gleich richtig verdächtig.
(Viele "Westantennen" wanderten deshalb damals vom Dach unters Dach)

Ganz verdächtig waren natürlich damals die echten Friedenskämpfer, die mit ihren Parolen "Schwerter zu Pflugscharen" oder "Frieden schaffen ohne Waffen". nicht gerade der Parteilinie entsprachen.
Kirche und Junge Gemeinde standen deshalb auch besonders unter Beobachtung des MfS und auch hier kam es dann in den achtziger Jahren zu Ausweisungen systemkritischer Personen, oft mit der ganzen Familie.






Wie sich das für einen gut organisierten Überwachungsstaat gehört, wollte man auch für den "Ernstfall" gerüstet sein und sah schon mal die Unterbringung "gefährlicher" Personen in Isolierobjekten vor. In Mühlhausen war hierfür die Turnhalle der POS XI in der Friedensstraße vorgesehen, die kurzfristig für die Aufnahme einiger hundert "feindlicher Elemente" umgerüstet werden sollte.
.... und dann kam alles anders ..
Stasi-Leute und IM wurden plötzlich arbeitslos (.. einige konnten allerdings noch schnell bei bekannten Betriebnsleitern unterkommen..)
... und nach der Wende und der großen Freiheit, kam die von allen ersehnte Einheit ...

.... und jetzt ..., keine Ausgegrenzten mehr ...???
Na ja .. auch die soziale Marktwirtschaft hat ja auch noch ihre Mängel ...
Nicht bei den Reichen und Schönen..., sondern bei der von Sarrazin als "Unterschicht" eingeordneten Bevölkerung, wie Hartz-IV-Empfänger, Sozialschmarotzer usw.
Die holen sich dann an der Tafel - wie hier hinter dem mühlhäuser Bahnhof - die Lebensmittel, die ja eigentlich laut EU-Verordnung auf den Müll gehört ...
.
Na ja .. meint Smiley .. und ein paar Obdachlose gibt es auch noch, aber die konnten ja im Winter über Nacht in die Obdachlosenheime ...
.. und außerdem ..., warum machen sie sich nicht selbständig, oder versuchen bei DSDS ihr Glück ..??
.. es gibt doch viele Millionäre, die mal klein angefangen haben .. oder ..??
.
.. Übrigens .., die Auflistung aller 81 Beiträge von "Mühlhausen - Geschichte und mehr" befindet sich nach wie vor im Beitrag Nr.1 vom Dezember 2009 ..

MfG Günter Körber
MHL den 19.03.2011

1 Kommentar:

  1. Intoleranz gegenüber den "Anderen" .. ftüher und heute die Grundlage für Aus- oder Abgrenzung, für Verfolgung und Kriege ..
    .. wann hört das jemals auf ..??

    AntwortenLöschen