Sonntag, 9. Januar 2011

72) Winterzeiten ...







Winterzeit ..

.. also Smiley meint, daß es ihm eigentlich schon mal reicht..., mit dem Winter und so ..
Er schnappt sich seinen Rentierschlitten .. und fährt mal kurz zum Santa Klaus ..



Ja .. und eigentlich haben die Winterzeiten unserer Stadt und den Bürgern schon öfters ganz schön zugesetzt.







... Winterzeit - Notzeit ...

So berichtete die Stadtchronik schon im Mittelalter immer wieder von strengen Wintern.
"Anno 1407 begann ein sehr strenger Winter schon am 14.November und dauert bis un die Fastenzeit im nächsten Frühjahr. "
"Anno 1433 war ein überaus harter Winter mit vielem Schnee und Frost und hat schon angefangen um Martini; hat gestanden bis Lichtmeß und ist viel Korn verdorben. Als nun dieser Schnee verging, ward allenthalben groß Gewässer und verursachete großen Schaden."

Geheizt wurde damals im Haus meißt nur ein Raum.., der Küche, Wohn- und Schlafstube zugleich war.
Nur in herrschaftlichen Gebäuden gab es getrennte Küchen, Wohn- und Schlafräume.
Aber auch des Frühjahr hatte oft noch seine Tücken.
1441 berichtete die Chronik: ".. um Philippi Jacobi (1.5.) ward es so kalt. daß das Eis gefroren ganze Hände dick; hat etliche Tage gewähret und sind die Vögel in der Luft erfroren, auch hat es großen Schaden an den Früchten getan .."
1442 heißt es: ".. in diesem Jahre fielen 36 Tage Schnee, daß niemand weder reiten noch zu Fuß wandeln konnte ... und man hat auch nicht mahlen können ..."
1479 heißt es dagegen: ".. in diesem Jahr ist gar ein gelinder Winter gewesen und ist kein Schnee gefallen, darauf ist aber ein sehr heißer Sommer erfolget ... um Petri und Pauli (29.6.) war so wenig Wasser ... daß man nicht mahlen konnte .."


.. Winterzeit - Jagdzeit ...

1401 hatte der Rat in den Statuten der Stadt auch Festlegungen zum Ratsgehege im heutigen Stadtwald getroffen.
"Es soll hinfort nymandt mher jage keinerley wild in der stadt walde.., er thue es dan mit des raths erlaubnis .."
1444 kam es zu einer Übereinkunft zwischen dem Rat und dem Kloster Volkenroda über die Jagd im Graß, einem Waldstück an der Grenze des nordöstlichen Kreisgebietes... ".. auch sollen sie die wiltbane beiderseits tzugebrauchen haben .."

Für die Hohe Jagd auf Hirsche und Rehe gab es festgelegte Hegezeiten, in denen das Wild nicht geschossen werden durfte.
Wildschweine und Raubzeug, sowie das Wild der Niederjagd (Hasen, Rebhühner usw.) waren aber davon ausgenommen.














... Winterzeit - Kriegszeit ...
Besonders hart traf es die Bevölkerung der Stadt und der umliegenden Dörfer im Dreißigjährigen Krieg.
Im Sommer konnten die Felder nicht bestellt werden und im Winter traute sich niemand wegen der feindlichen Truppen vor die Stadtmauer. Es gab also oft weder Nahrung , noch Brennholz.

1625 berichtete die Chronik dann: ".. Dieses Jahr herrschte neben dem Kriege auch die Pest und starben so viele Menschen,daß bald der Raum zum Begraben fehlte. Da wurde .... der Predigerkirchhof zum Begräbnisplatze eingeweihet .."
und weiter heißt es im selben Jahr: ".. den 5.Dezember sind über 1000 Reiter ... in Windeber eingezogen und haben allda grausam gehauset..."



Eine besondere Rolle hatte 1632 das Ammertor bei der Steinbrückenmühle gespielt. Als der Genaral Pappenheim mit seinem Heer anrückte, hatte der Torwächter reißaus genommen und die Truppen konnten ungehindert in die Margarethen-Vorstadt einrücken.
Als sie dann noch im Handstreich das Pfortentor besetzten, war die Stadt dem General auf Gnade und Ungnade ausgeliefert.
Von den 80.000 geforderten Talern, konnte die Stadt nur 60.000 aufbringen und so wurden 16 Ratsherren als Geiseln mitgenommen.
Nach den kaiserlichen Truppen, kamen dann die Weimeraner und später wieder die Schweden .. und jeder forderte Geld, Verpflegung und Quartier .. und alle drangsalierten die Bevökerung ..

Im Krieg hatten die Wölfe in den Wäldern stark zugenommen.
Den 15. Dezember 1645 berichtete die Chronik: "... daß die Wölfe in hiesigen Gehölze undt Teritorio sich häufig sehen lassen undt sowohl am Wilde als am Viehe in Wäldern und Dörffern ziemlichen schaden gethan .." Die Wölfe konnte jetzt jeder abschießen (wenn er sie denn traf) und er bekam einen Reichstaler und das Fell ...



Die Bürger der Stadt hatten außerhalb des Ratsgeheges das Recht der Niederjagd. Sie konnten im Rahmen der Bestimmungen Hasen, Hühner (Rebhühner usw.) und Raubzeug schießen.
Die beim Adel und reichen Bürgern beliebte Hetzjagd mit Windhunden, wurde aber im 18. Jahrhundert verboten .. ".. weil dadurch die Jagd verödete und die Hasen in mehreren Fluren gänzlich ausgerottet würden .."

... Winterzeit - Müllers Leid ...
Immer wieder berichtete die Cronik, daß die Breitsülze und der Popperöder Bach im Winter freigelegt werden mußten, damit die zahlreichen Wassermühlen der Stadt weiter betrieben werden konnten.
Die Müller sahen dem Winter also oft mit banger Erwartung entgegen.












So heißt es "Anno 1432 ward ein kalter Winter und also so, daß alle Mühlen standen und nichts nicht mahlen konnten .." und
".. 1499 wahr der kalte winter, der wehret 18 wochen, da froren alle mullen ein .."
Auch 1767 berichtete die Chronik: ".. dieses Jahr fing mit viel Schnee und großer Kälte an, davon alle Unstrut-Mühlen einfroren. Endlich froren auch die Mühlen in der Stadt zu und blieben weiter keine Mühlen im Gange, als die außer der Stadt am Popperöder Bache .."
Da das Wasser an der Popperöde Quelle eine konstante Temperatur von + 8 Grad hatte, waren also die Mühlen "vor der Stadt" wie hier die Mittelmühle, die letzten die noch in Betrieb waren.


... Winterzeit - Gemütlichkeit ..??
Nicht immer brachte der Winter Not und Hunger ..
Viele Bürger in der Stadt hielten sich ein oder mehrere "Schwienchen" und das Schlachtefest war auch für die Verwandten und Bekannten ein Höhepunkt in der kalten Jahreszeit.





Manche Handwerker, wie Zimerleute und Maurer, hatten ja mehr oder weniger Winterpause und verdienten sich nebenbei mit der Hausschlachterei etwas dazu ... und die Wurschtebrühe und die Schlenkerwürschtchen gab es für gute Bekannte frei haus. Dafür gaben die dann ab und zu ihre Küchenabfälle fürs Schweinefutter.







An den langen Winterabenden saß man dann in der Stube am Kachelofen beim Kienspan zusammen. Es wurde gesponnen und erzählt ..., vom Kometen, der wieder mal Unglück verhieß .., vom Wetter, daß immer wieder die Menschen bedrohte .. aber auch die alten Märchen und Sagen wurden den Kindern erzählt .. und die alten Volkslieder wurden auch oft gemeinsam gesungen ..





Aber nicht alle hatten es so schön gemütlich und wer sich das nötige Brennholz nicht kaufen konnte, mußte in nahen Stadtwald Holz sammeln, wozu man allerdings auch eine Genehmigung brauchte.
Aber es gab auch andere Extreme, so berichtete dei Chronik 1806:
".. den 6.Dezember zum Nikolaustag, war die Witterung so schön, daß die Kinder barfuß auf der Straße herum liefen .."







Und auch von Wintern, wo der Schnee zwei Ellen hoch lag, gab es immer wieder Berichte.
Einige male gab es dann Berichte von Leuten, die im tiefen Schnee nicht weiter kamen und erfroren.



... Winterzeit - schöne Zeit ...

Trotz mancher Erschwernisse die Schnee und Kälte immer wieder brachten, ist die Winterzeit aber auch immer eine schöne Zeit .




.
Da sind die häufigen Feiertage .., das Martinsfest, der Nikolaustag und das Weihnachtsfest ..









Da sind die Tage , wo die Kinder im Schnee herumtollen, wo Schneemänner gebaut werden.., Schneeballschlachten ausgetragen werden .. und wo es zum Rodeln ging.








und die Tage.., wo man gemütlich hinter dem Ofen saß und sein Feierabendpfeifchen rauchte ..
.. aber auch die Tage, wo man nur die schöne Winterlandschaft bewunderte ..






..Winterzeit - neue Zeit ...
.. das neue Jahrhundert begann eigentlich ohne große Erschwernisse, aber der Aufschwung und der Wohlstand dauerte nicht lange.


















Im ersten Weltkrieg brachte der Winter sowohl für die Soldaten an der West- und Ostfront, wie auch für die Familien in der Heimat manche Erschwernisse und Entbehrungen mit sich.
Entbehrungen .., die dann auch in den Nachkriegsjahren noch andauerten.















Für die Jugend war der Winter allemal eine schöne Zeit ..
Rodeln, Schlittschuh laufen oder nur auf dem Eis schlittern ( bei uns hieß das "schurren" ..)






















..1939 - 45 dann wieder neue Kriegswinter ....
.. besonders an der Ostfront machte General Winter den Soldaten zu schaffen .., denn auf solche strengen Winter war die Wehrmacht nicht vorbereitet ..




So war dann auch die Winteroffensive der Roten Armee bei Stalingrad das Desaster für die 6.Armee .. und der Anfang vom Ende des zweiten Weltkrieges


.. und dann der Winter 1944/45..; Millionen Menschen in zerbombten Städten.. und Millionen Menschen auf der Flucht.. Unvorstellbares Leid und zigtausende Tote.. und eine unsichere Zukunft.. 





.. aber auch diese Zeiten gingen vorüber ..
. den früheren Mühlen machte es nichts mehr aus, wenn die Zuläufe einfroren .. Sie waren sowieso nicht mehr im Betrieb und der größte Teil wurde abgerissen ..
.. durch die Unstrutreguluerung fiel auch das Hochwasser bei Tauwetter nicht mehr so bedrohlich aus ..
.. na und am Schwanenteich hatten lediglich die Enten und Schwäne auf dem teilweise zugefrorenem Teich ihre Schwierigkeiten ..


















Der Schnee störte jetzt höchstens mal den Straßen- und Schienenverkehr ...
.. und wenn er zum Rodeln hier nicht reichte, fuhr man eben in den Harz oder Thüringer Wald ..



Die Winterzeiten waren also auch für Mühlhausen immer wieder besondere Zeiten ...
.. na und auch heute noch kann der Winter ganz schön zuschlagen ..
.. trotz Erderwärmung ..


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