... und hier wie von Smiley versprochen ...,
der zweite Teil von Weihnachtszeiten .. und zwar für die letzten hundert Jahre ..
Um 1900 konnte Weihnachten in den meisten Familien noch fröhlich gefeiert werden.
Die Stadt hatte sich von der Ackerbürgerstadt zu einer kleinen Industriestadt entwickelt und neben dem wohlhabenden Bürgertum entstand eine selbstbewußte Arbeiterschicht, die ebenfalls einen gewissen Wohlstand aufweisen konnte.
Nach der Volkszählung vom 1.12.1900 hatte Mühlhausen 33.428 Einwohner. Die Zahl der Einwohner hatte sich also gegenüber 1850 fast verdreifacht.
Jetzt wurde in vielen Familien der Adventskalender mode, der anfangs allerdings nur mit bunten Bildern hinter den Festern versehen war.
Das Lied.. "..Morgen Kinder wird´s was geben .." stimmte schon mal auf das Weihnachtsfest ein.
Der strenge Winter und die reichlichen Schneefälle beeinträchtigten laut Chronik die Waldarbeiten, aber Weihnachtsbäume gab es trotzdem zu kaufen.
In den Folgejahren erfolgte eine weitere Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse und in den neuen Läden am Steinweg wurde jetzt die vielfältigsten Waren angeboten.
Weihnachten wurde meist mit der ganzen Familie gefeiert, aber 1914 war es dann erst einmal vorbei mit der Familienidylle .., der erste Weltkrieg begann und viele Familienväter wurden eingezogen.
Die Soldaten der neuen Wendewehrkaserne kamen an die Westfront. Bis Jahresende kamen dann bereits 350 Verwundete wieder zurück.
Auch in den Folgejahren wurden tausende Mühlhäuser eingezogen und hunderte Verwundete wurden dann in den verschiedenen Hilfslazaretten der Stadt untergebracht, wo sie zu Weihnachten vom Hausfrauenbund kleine Geschenke erhielten.
An den Fronten im Osten und Westen wurde zwar Weihnachten "gefeiert", aber "Frieden auf Erden .." sah irgendwie anders aus ..
Auch im ersten Weltkrieg gab es schon Feldpostpäckchen, aber viele Familien hatten nur wenig, was sie an die Front schicken konnten.
Ein besonderes Erlebnis hatten mühlhäuser Soldaten zu Weihnachten 1914 in Flandern.. Am Heiligabend wurde auf beiden Seiten Kerzen in den Schützengräben aufgestellt und nach kurzem zögern gingen deutsche und englische Soldaten aufeinander zu und reichten sich die Hände.., aber dann ging es wieder zurück und es wurde wieder geschossen..
Den beliebten Lebkuchenweihnachtsmann gab es dann auch bald nicht mehr und in den letzten Kriegsjahren mußten viele Mütter mit ihren Kindern hungern.
Den Christstollen konnte sich kaum noch jemand leisten, mußte doch schon das Brot mit Kartoffeln gestreckt werden.
Alle Lebensmittel wurden rationiert und auch Kartoffeln und Steckrüben gab es nur auf Zuteilung.
Im letzten Kriegsjahr kam es auch in Mühlhausen zu Demonstrationen, in denen die Frauen mehr Brot für ihre hungernden Kinder forderten.
Mit dem Kriegsende waren die Probleme natürlich noch nicht gelöst. Zu Weihnachten stellte das Gaswerk seine Produktion bis Jahresende ein. Die heimgekehrten Soldaten wurden zum Teil für Notstandsarbeiten eingesetzt oder mussten von Unterstützung leben...
Die zwanziger Jahren waren dann wieder von Höhen und Tiefen geprägt.
Inflation und Rezession ließen viele Familien verarmen.
Zahlreiche Betriebe gingen in Konkurs, so daß viele Kriegsheimkehrer keine Arbeit mehr hatten.
Aber die Weihnachtszeit wurde auch in den ärmsten Familien begangen.
Na ja .., der Knecht Ruprecht hatte wahrscheinlich nur die Adressen der begüterten Familien bekommen.., aber ein kleiner Weihnachtsbaum stand dann doch in - fast - jedem Haus.
Das Angebot hatte sich nach und nach verbessert, oft konnten sich die Kinder aber das neue Spielzeug nur im Schaufenster ansehen und der Wunschzettel konnte nicht immer erfüllt werden.
Aber es konnte endlich wieder mit der Famlie gefeiert werden.
Die dreißiger Jahre brachten zwar weitgehend das Ende der Arbeitslosigkeit.., aber zu welchem Preis ..
Es entstanden auch bei uns neue Kasernen und Rüstungsbetriebe und in der neuen "Volksgemeinschaft" herrschte jetzt die braune Ideologie ..
Zwar gab es zu Weihnachten auch noch Karl-May-Bücher für die Jungen und "Försters Pucki" für die Mädchen, aber auch Bücher wie ".. um Feuer und Fahne .." oder "Volk ohne Raum" gab es bald.
So zivil wie auf diesen Bildern ging es dann bald nicht mehr in allen Familien zu.
Ab dem zehnten Lebensjahr trugen Jungen und Mädchen die Uniformen des Jungvolks und des Jungmädelbundes und ab 14 Jahren die HJ- und BdM-Uniform.Zwar gab es zu Weihnachten auch noch Karl-May-Bücher für die Jungen und "Försters Pucki" für die Mädchen, aber auch Bücher wie ".. um Feuer und Fahne .." oder "Volk ohne Raum" gab es bald.
So zivil wie auf diesen Bildern ging es dann bald nicht mehr in allen Familien zu.
".. Hohe Nacht, der klaren Sterne ..." wurde jetzt gesungen und erinnerte an die Sonnenwendfeuer der Germanen ..
Dann kam der Reichsarbeitsdienst (RAD) und die Wehrmacht und wer ganz aktiv war, hatte die Uniform der SA bzw. der NSDAP an.
Ab 1939 waren dann wieder viele Mütter mit ihren Kindern allein.
Dann kam der Reichsarbeitsdienst (RAD) und die Wehrmacht und wer ganz aktiv war, hatte die Uniform der SA bzw. der NSDAP an.
Ab 1939 waren dann wieder viele Mütter mit ihren Kindern allein.
Im zweiten Weltkrieg marschierten die Väter und Söhne durch halb Europa.
Aus Frankreich kamen die Feldpostpäckchen oft noch zu Weihnachten mit französischen Spezialitäten.
Aus Frankreich kamen die Feldpostpäckchen oft noch zu Weihnachten mit französischen Spezialitäten.
1941 wurden aber dann warme Strümpfe und Handschuhe für für die Soldaten im russischen Winter gestrickt und an die Front geschickt.
Der Film "Wunschkonzert" mit Karl Raddatz und Ilse Werner gehörte ebenso wie "Stukas" zu den NS-Propagandafilmen, die zur Weihnachtszeit gezeigt wurden.
Wieder"durften" die Soldaten die "Kriegsweihnacht" fern von der Heimat und von den Familien "feiern".
Hier die Soldaten des Infanterieregimantes 86, das in der General-Fuchs-Kaserne stationiert war und dann wie die 65er aus der Görmarkaserne in Polen, Frankreich, auf dem Balkan und in der Sowjetunion und in Nordafrika eingesetzt war.
Viele Soldaten erlebten das Kriesende nicht mehr.
Viele Soldaten erlebten das Kriesende nicht mehr.
Die Glocken der vom Rundfunk übertragenen "Kriegsweihnacht" für die im Kessel von Stalingrad eingeschlossenen Soldaten der 6.Armee, waren für viele die Totenglocken.
brachten nur wenigen die echte Weihnachtsfreude.
Viele mußten aus ihrer Heimat flüchten, hatten keine Wohnung und kämpften ums überleben.
Und doch hatte Weihnachten diesesmal eine besondere Bedeutung ...
"Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen ...", war eine Botschaft die alle anging.
Aber auch der neue Frieden war wieder getrübt. Mühlhausen gehörte ab dem 1.7.45 zur Sowjetischen Besatzungszone und Ost und West entfernten sich immer mehr voneinander
In der DDR wurde zwar dann der Sozialismus planmäßig aufgebaut .., aber Weihnachten wurde nach wie vor gefeiert .., wenn auch im Laufe der Jahre die Kirchen immer leerer wurden ..
Na ja.., die Weihnachtsbäume waren nicht immer Güteklasse A ... und Apfelsinen gab es - wenn überhaupt - nur vier Wochen vor Weihnachten ..
Aber auch der neue Frieden war wieder getrübt. Mühlhausen gehörte ab dem 1.7.45 zur Sowjetischen Besatzungszone und Ost und West entfernten sich immer mehr voneinander
In der DDR wurde zwar dann der Sozialismus planmäßig aufgebaut .., aber Weihnachten wurde nach wie vor gefeiert .., wenn auch im Laufe der Jahre die Kirchen immer leerer wurden ..
Na ja.., die Weihnachtsbäume waren nicht immer Güteklasse A ... und Apfelsinen gab es - wenn überhaupt - nur vier Wochen vor Weihnachten ..
.. und Rosinen usw. für den Christstollen mußte die Westverwandschaft schicken ..
In den fünfziger und sechziger Jahren dann die ersten Weihnachtsfotos von der Familie, mit Siegmar, Michael, Manuela, Andreas und Susann...
Dann auch schon mal einen Raupenschlepper mit einem selbstgebauten Kran ..
.. und dann eine PIKO-Eisenbahnanlage .., auf der drei Züge unabhängig von einander fuhren.
.. und natürlich Süßigkeiten, Pfefferkuchen usw., usw. ...
.. Andreas wußte natürlich immer gleich , wo es was zu holen gab ..
Der Schwibbogen gehörte damals zu den Raritäten, die im Weihnachtspaket zur Verwandschaft in den Westen gingen. Als Gegenleistung gab es dann das beliebte "Westpaket" mit den bei uns noch rareren Artikeln ..
Aber wenn dann mal etwas Falsches im Paket war, griff die Paketkontrolle hart zu und beschlagnahmte entweder die nicht erlaubte Ware oder gleich das ganze Paket
Neben den verschiedenen Modellbahnanlagen der vergangenen Jahre entstand zum Schluss noch eine Mini-Weihnachts-Anlage (60 x 60 cm) mit der N-Spurweite von Piko, auf der zwei Züge vollautomatisch im Wechsel fuhren..
Nach der Wende wurde dann alles etwas bunter ..
Was sonst Raritäten waren gab es jetzt in Hülle und Fülle ..
.. Schokoladenweihnachtsmänner und Pfefferkuchen sogar schon im Herbst ..
.. Na .. und die Adventskalender waren natürlich auch schon gefüllt ..
A propos Packete aus dem Westen. Wir haben unseren Kunden (ich war ja ne Pöstlerin) immer geraten 1/2 kg Café zusätzlich ins Packet zu legen...Das eigneten sich dann die Zöllner (vorallem die Ungaren) an und der Rest, schön verpackt, kam allermeistens beim Empfänger an...
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