Donnerstag, 9. Dezember 2010

68) Industrieentwicklung in Mühlhausen






Die Entwicklung der Industrie..


begann in Mühlhausen eigentlich schon im Mittelalter mit den zahlreichen Wassermühlen, in denen ja fast alle Arbeiten mechanisiert waren.

An der Unstrut, am Mühlgraben, dem Popperöder Bach und an der Breitsülze lagen über zwanzig Mühlen, von denen ein großer Teil als Säge-, Papier-, Loh- und Pulvermühle, sowie als Spinn- und Krämpelmühle genutzt wurde.


















Am Ende der Sachsenstraße lag die spätere Papiermühle, die 1542 als Harnischpoliermühle betrieben wurde, als Pulvermühle flog sie 1602 "mit lautem Knall in die Luft..", dann wurde sie als Walkmühle und ab 1829 als Papiermühle betrieben, die aber ab 1852 wieder als Streichgarnspinnerei der Textilproduktion diente.



Mit der Einführung der Gewerbefreiheit entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts auch in Mühlhausen mehrere Manufakturen und Fabriken der Textilunternehmer.

Besonders die Famlie Lutterodt nutzte mehrere Mühlen für die Textilproduktion. Die Spinnmaschine übernahm jetzt die Arbeit. Waren es 1817 noch 1706 Spindeln die betrieben wurden, erhöht sich deren Zahl im Jahre 1846 auf 8366 Spindeln.





Die Weidenmühle in der heutigen Spielbergstraße befand sich bereits im 18. Jahrhundert in Erbpacht der Familie Lutterodt. 1801 wurde sie als Spinnerei und später als mechanische Weberei genutzt.
Bald wurden weitere Mühlen, wie die Pfeffermühle, die Hanfsackmühle, sowie die Feldmühle und die Klingenmühle, für die Textilproduktion eingerichtet




1859 wurde dann die erste Dampfmaschine in Mühlhausen aufgestellt und 1865 waren bereits 20 Betriebe auf Dampfbetrieb umgestellt.
In den ersten Jahren mußten die Kohlen noch per Pferdewagen von Gotha geholt werden und erst mit dem Anschluß an das Eisenbahnnetz im Jahre 1870 verbesserte sich der Transport entscheidend.





Jetzt entstanden immer mehr Fabriken, in denen die Maschine die Arbeit übernahm.
Angetrieben wurden die Maschinen meist über Treibriemen. Die Transmissionen gingen oft durch mehrere Fabrikräume und wurden von der Dampfmaschine angetrieben.
Oft bestand aber neben der mechanischen Bearbeitung auch noch die Handarbeit in den Fabriken, z.B. in der Montage usw.









Zahlreiche bisherige Handwerker gingen jetzt in die Fabrik arbeiten.
In den großen Betrieben entstand jetzt eine neue Hierarchie .
Neben dem ungelernten Arbeiter für einfache Arbeiten, gab es den Gesellen und den Meister, der meist eine Abteilung leitete. Es gab den Bürokaufmann, die Entwurfs- und die Versandabteilung.
Besonders in den Textilfabriken wurden auch zahlreiche Frauen, meist gegen geringeren Lohn, beschäftigt.
Verschiedene Betriebe beschäftigten aber auch weiterhin Heimarbeiter, die einfache Arbeiten gegen Stücklohn zuhause ausführten.



In verschiedenen Gewerken, wie in der Holzverarbeitung, in der lederindustrie und in der Bekleidungsindustrie, war die Handarbeit noch vorherrschend.
So auch bei der Holzverarbeitungsfabrik Hill und Pabst am Petristeinweg, deren Belegschaft auf dem nebenstehenden Bild zu sehen ist.








1851 hatte der Lederfabrikant Friedrich Stephan seine Lederfabrik im Johannistal gegründet. Noch 1911 gab es in Mühlhausen 10 Gerbereien und 5 Lederfabriken.
Mühlhäuser Leder war lange Zeit für seine gute Qualität bekannt und so war auch die Lederbearbeitung (Schuhmacher, Sattler usw.) hier stark vertreten.
Später als VEB Lederwarenfabrik betrieben, ist der Betrien heute ganz verschwunden. Die historischen Vordergebäude wurden zu Wohnungen ausgebaut.



Durch die Schufabrik Schreiber & Horner in der Wagenstedter Straße, die fast 200 Beschäftigte hatte, wurde die Arbeit der bisher zahlreichen Schuhmachermeister stark beeinträchtigt. Jetzt kaufte man seine Schuhe im Schuhgeschäft und ließ sie nicht mehr in Handarbeit anfertigen.
Später war hier der Lehrbetrieb bzw. die BBS des VEB Mülana.




Ernst Bernhard Claes (1839 - 1909) hatte Maschinenschlosser gelernt und gründete 1869 die Maschinenfabrik Claes & Flentje, für die er 1870 ein großes Grundstück in der Martinivorstadt erwarb. Hier ließ er eine große Maschinenfabrik bauen, in der Strick- und Schuhmacher-nähmaschinen hergestellt wurden.
Um 1910 hatte der Betrieb über 1000 Beschäftigte und stellte auch noch Fahrräder der Marke "Pfeil" her.







In der DDR-Zeit erst als Betrieb mit staatlicher Beteiligung geführt, wurde die Nähmaschinenfabrik dann volkseigen, steht seit der Wende überwiegend leer und auch die stattlichen claesschen Villen am Kiliansgraben warten immer noch auf eine sinnvolle Nutzung.



Bereits 1869 entstand Hinter der Harwand die Metallwarenfabrik der Gebrüder Franke, wo Schlösser und Beschlagteile hergestellt wurden. In der DDR-Zeit wurden hier im Mövewerk 2 überwiegend Fahrrad- und Kfz-Teile hergestellt. 1995 wurde dann das Fabrikgelände "geräumt".

1860 hatte der Gerbermeister Kleeberg am Kreuzgraben seine Gerberei, die dann zur Saffian- und Lederfabrik der Gebrüder Kleeberg ausgebaut wurde.
In der DDR-Zeit als Wolldeckenfabrik betrieben, werden die Gebäude heute nur teilweise genutzt.





1901 hatte der Fabrikant Binkebank in der Wanfrieder Straße eine Buntweberei bauen lassen, zu der auch die 1905 gebaute repräsentative Villa gehörte.
Die Fabrikgebäude wurden nach 1990 teilweise abgebrochen und zum Teil zu Wohnzwecken ausgebaut.

In der Brückenstraße hatte die Strickwarenfabrik Aulepp ihre Produktionsgebäude.
Zahlreiche kleinere Strickereien hatten sich zu größeren Betrieben entwickelt. So auch die Strickerei Rathgeber in der heutigen Thälmannstraße.

 
1880 gab es in Mühlhausen 13 Strickereifabriken mit etwa 900 Beschäftigten, davon waren 650 Frauen.














1898 entstand die Kammgarnspinnerei an der heutigen Thomas-Müntzer-Straße. Die mühlhäuser Kammgarn- und Streichgarnspinnereien beschäftigten um 1910 etwa 1000 Mitarbeiter, wovon über die Hälfte Frauen waren.
Mehrere Färbereien und Appreturfabriken waren für die Textilbearbeitung entstanden und ebenso größere Betriebe der Bekleidungsindustrie.

Seit 1897 bestand in der Brunnenstraße die Thüringische Maschinen- und Fahrradfabrik Walter & C0.
Die etwa 400 Beschäftigten stellten erst Strickmaschinen und dann immer mehr die bekannten "Möve"-Fahrräder her.
Das Bild zeigt das Werk mit dem Erweiterungsbau um 1930. In den neunziger Jahren wurde dann der ganze Betrieb abgerissen.


1875 war in der Johannisstraße vor dem Äußeren Frauentor die Thuringia-Brauerei von August Schmidt entstanden.
Die Brauerei Schmidt befand sich vorher am Steinweg im späteren Thuringiahaus. Damals gab es noch mehrere kleine Brauereien in der Stadt, die aber dann durch die größeren Betriebe verdrängt wurden.
Die letzten drei Brauereien verschwanden dann nach der Wende ebenfalls und auf dem Gelände der Thuringia-Brauerei entstanden neue Einfamilienhäuser.
1894 hatte derFabrikant Riebel seine Zigarrenfabrikation am Untermarkt aufgenommen und 1914 wurde seine Zigarrenfabrik in der Eisenacher Straße in Betrieb genommen.
Hier befand sich dann später das Röhrenwerk von C.Lorenz, das in der DDR-Zeit als VEB Röhrenwerk weiter betrieben wurde.
Heute befindet sich hier das Landgericht.


In den zwanziger Jahren entstand am Wendewehr die Thuringia-Spinnerei, die dann in der DDR-Zeit als Strikerei des VEB Mülana umfassend modernisiert wurde.
Die zwanziger Jahre waren von zahlreichen Konkursen großer und kleiner Betriebe geprägt. Besonders in der Inflationszeit 1922/23 stieg die Arbeitslosigkeit enorm an.






Unter den Nazis sank dann die Arbeitslosigkeit wieder, denn neben neuen Kasernen wurden auch verstärkt Rüstungsbetriebe gebaut.
So waren im getarnt angelegten Gerätebau im Stadtwald mehrere tausend Arbeiter mit der Herstellung von Zündern für Flackgranaten beschäftigt und im Kriege wurden hier verstärkt auch sogenannte "Ost-Arbeiterinnen" eingesetzt, die aus Russland verschleppt worden waren.

1945 wurde dann der größte Teil der Großbetriebe unter Sequester gestellt und später "in das Volkseigentum übergeführt".
So auch die Färberei Giebe in der Klinge, die dann als VEB Cottana weiterlief.






Die Fahrradfabrik Walter & Co wurde 1945 Deutsch-Sowjetische Aktiengesellschaft (DSAG) und produzierte jetzt unter sowjetischer Leitung.
1947 wurde der Betrieb wieder in deutsche Hände übergeben und als VEB Mövewerk weitergeführt.






In den ersten Jahren wurden hier nach wie vor die beliebten Möve-Fahrräder hergestellt. Als der Betrieb aber dann zum VEB IFA-Kombinat kam, erfolgte die Umstellung auf die Produktion von Kfz-Ausrüstungen. Das Werk Hinter der Harwand wurde zum Betriebsteil 2 und am Schadeberg entstand 1985-88 ein moderner Hauptbetrieb.








In der volkseigenen Industrie wurde jetzt im sozialistischen Wettbewerb um hohe Planerfüllung gerungen, wobei die Aktivistenbewegung und der Kampf der sozialistischen Brigaden ein wichtige Rolle spielte.
1972 wurden auch die halbstaatlichen Betriebe und große Produktionsgenossenschaften des Handwerks in die vokkseigene Industrie "übergeführt", so daß jetzt die gesamte Industrie zum "volkseigenen Sektor" gehörte.
















Ein Teil der VEB-Betriebe wurde in größere Kombinate übernommen, um so die zentrale Planung und Leitung noch besser durchzusetzen.
Für einige Betriebe brachte das Verbesserungen durch den Einsatz moderner Maschinen und durch weitere Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Mitarbeiter.


So gehörte der VEB Mülana zu den größten Produzenten von Strickwaren in das NSW (.. nicht-sozialistische Wirtschaftsgebiet ..)





Der bisherige VEB Röhrenwerk bekam jetzt als VEB Mikroelektronik einen modernen Haupbetrieb an der Görmarschen Landstraße, wo Taschenrechner und Kleincomputer hergestellt wurden.
Nach der Wende kam aber auch für die 2700 Mitarbeiter der Mikroelelektronik" das AUS ..!!









Die Wende 1989 und die deutsche Wiedervereinigung brachte das Aus für fast alle volkseigenen Betriebe. Einige wurden noch ein paar Monate unter Leitung der Treuhand weitergeführt und dann folgte bei den meisten Betrieben der Abrissbagger, wie hier am Cottana-Heizhaus.
Tausende Beschäftigte wurden arbeitslos, denn die wenigen Neugründungen von Betrieben konnten nur einen Teil der Arbeitskräfte auffangen.
Die einst blühende Industrie der Stadt gehörte der Vergangenheit an.




Natürlich muß Smiley feststellen, daß sich im Laufe der Jahre in Mühlhausen vieles verbessert hat.., aber solche Großbetriebe wie im 19. Jahrhundert, wird es wohl bei uns nicht wieder geben.
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2 Kommentare:

  1. Ja die wende und die treuhant hat vieles kaput gemacht!

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