Donnerstag, 20. Oktober 2011

96) Mühlhausen vor 100 Jahren ..



Das Jahr 1911 ....

.. im Deutschen Kaiserreich wurde dessen vierzigjähriges Bestehen gefeiert ... und Wilhelm II. nimmt an einer Trauerfeier des britischen Königshauses in London teil ...
.. die deutsche Wirtschaft boomt und aus "Übersee" bekommen immer mehr Kolonialwarenläden ihre Produkte ..
.. und auch die preußische Kreisstadt Mühlhausen entwickelt sich, wie die nachstehenden Fotos aus dieser Zeit zeigen....

.. am Bahnhofsplatz ..
Mit der Eröffnung der Eisenbahn Gotha - Leinefelde im Jahre 1870 erhielt Mühlhausen den Anschluß an das thüringer Eisenbahnnetz und wurde durch den Bau der Mühlhausen - Ebelebener - Eisenbahn (MEE) im Jahre 1897 und die 1911 eröffnete Eisenbahn Mühlhausen - Treffurt zum Eisenbahnknotenpunkt in Nordthüringen ..
Seit 1898 fuhr vom Bahnhof die mühlhäuser Straßenbahn, erst durch die Unterstadt und dann auch durch die Oberstadt bis zum Stadtwald ..
.. Friedrichstraße und St.Josefskirche ..
An der neuen Friedrichstraße entstand 1902 die katholische St.Josefskirche und ein paar Jahre später gleich nebenan die städtische Oberrealschule ..







.. Ecke Kiliansgraben mit Kilianikirche ..
 Der Stadtmauerdurchbruch von der Straße Unter der Linde zur Friedrichstraße erfolgte erst 1886, um so einen besseren Zugang von der Innenstadt zum Bahnhof zu schaffen ..
Im 1898 fertiggestellten Eckhaus hatte Dr. Rathmann eine Chirurgische Privatklinik
Die Kilianikirche muß schon einen frühen Vorgängerbau gehabt haben, denn um 1220 wird hier die St.Kilianslinde erwähnt, wo das Heimbürgengericht tagte ..
Am Kiliansgraben war Ende des 19. Jahrhunderts wie in den übrigen Bereichen um die Stadtmauer eine gepflegte Grünanlage entstanden ..

.. Steinweg / Ecke Grasegasse ..
Der Steinweg hatte sich seit Ende des 19. Jahrhunderts zur Geschäftsstraße der Stadt entwickelt..
Zahlreiche Häuser wurden zu Geschäftshäusern ausgebaut und modernisiert ..
Seit 1901 fuhr hier dann auch die Oberstadtlinie der Straßenbahn vom Bahnhof bis zur Aue ..
Ein paar Jahre vorher verschwand auch hier, wie in zahlreichen anderen Straßen und Gassen der Stadt, der offene Straßenbach der Breitsülze ..

.. am Postplatz ..
Eigentlich war und blieb der Obermarkt der bestimmende Platz der Oberstadt .., wechselte aber immer mal seinen Namen ..
1880 wurde das Fleischhaus abgerissen und an seiner Stelle das Kaiserliche Postamt gebaut ..
Im Hintergrund die Häuser am oberen Steinweg, an deren Stelle erst 1928 das Thuringiahaus entstand ..


.. am Frauentor ..
Am Frauentor (.. früher der Zugang zur Kirche unserer lieben Frauen .. der Marienkirche ..) war 1901 ein dritter Durchgang für die Oberstadt-Straßenbahn geschaffen worden (.. vorher war auch an einen Durchbruch der Stadtmauer an der Güldenen Ecke gedacht worden ..)
Vom Frauentor führte früher der alte Hessenweg über den Schützenberg und Tonberg in Richtung Eigenrieden ..



.. Ratstraße mit Rathaus ..
Die Ratstraße verband die Oberstadt mit der Unterstadt und führte durch den Torbogen des Rathauses hindurch .., das um 1300 direkt über der Schwemmnotte erbaut wurde und so die Altstadt mit der Neustadt verband ..
Der Rathauskernbau wurde in den folgenden Jahrhunderten durch mehere Anbauten erweitert, so daß sich ein ganzer Rathauskomplex ergab ..











.. Untermarkt mit Kirche und Bismarkbrunnen ..
Der Untermarkt mit der St.Blasiuskirche war der zentrale Platz der Altstadt und Kreuzungspunkt mehrerer alter Fernstraßen ..
1876 war die Hauptwache (.. die frühere Tuchlaube ..) auf der Ostseite des Platzes abgebrochen worden ..
1911 wurde östlich der Kirche der Bismarkbrunnen erbaut und eingeweiht ..
Der Platz wurde mehrmals umgestaltet..
Das erste mal 1802 als die Preußen den Kirchhof planierten und als Exerzierplatz nutzten, auch in der DDR-Zeit und nach der Wende gab es mehrere Umgestaltungen ..

.. Kirmesumzug ..
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es den großen Kirmesumzug der Mühlhäuser Kirmes noch nicht ..
Die einzelnen Straßengemeinden (bzw. deren Kinder ..) zogen einzeln durch die Straßen der Stadt.., natürlich mit den obligatorischen Trommlern ..
1911 wurde den "Knaben" das Üben in der Innenstadt wegen der Lärmbelästigung untersagt und sie mußten
".. vor den Toren der Stadt .." ihre Übungen abhalten ..






.. Annonce im Mühlhäuser Anzeiger ..
Um 1911 fanden noch zalreiche Tanzveranstaltungen zur Kirmes in den verschiedenen Saalgaststätten statt..
(In den Kirmesgemeinden ging es damals noch gemütlich zu; Kirmeskreise, Hahnenschlag sowie die gemeinsame Kaffetafel ... und vielleicht mal ein Tänzchen unterm Kirmesbaum ..)







Bild.. die letzte Postkutsche ..
1911 fuhr die letzte Postkutsche zwischen Mühlhausen und Treffurt ..., sie wurde von der "Vogteier Bimmelbahn" abgelöst, die am 30.6.1911 feierlich eröffnet wurde ..







.. der erste Fahrplan Mühlhausen - Treffurt ..
Hier der erste Fahrplan der Eisenbahn Mühlhausen - Treffurt ...
Im Zuge der Bauarbeiten war der Bahnhof Mühlhausen umfassend umgestaltet und erweitert worden..
Die Abfertigung zur Mühlhausen - Ebeleber - Eisenbahn, die bisher über den getrennten Kleinbahnhof erfolgte, wurde jetzt von der Staatsbahn übernommen ..


.. Fußgängerbrücker am Rieseninger ..
Besonders am Rieseninger Berg waren umfangreiche Erdarbeiten für die Bahn nach Treffurt notwendig und für die Fußgänger wurde eine neue Brücke zum neuen Stadtpark gebaut ..
(.. mit der Anlage des Stadtparks am Rieseninger Berg war 1876 begonnen worden ... und mit dem Bauernkriegsdenkmal, dem Goldfischteich und der neuen Gaststääte wurde er immer mehr zum Anziehungspunkt ..)



.. Ebeleber Bahnhof ..
Der Ebeleber Bahnhof in Mühlhausen hatte noch bis 1911 östlich des Staatsbahnhofes bestanden, wurde aber dann im Zuge der umfangreichen Erweiterungsarbeiten in den Staatsbahnhof integriert ..







.. Anzeige im Stadtführer ..
Nach dem ersten Automobil in der Stadt im Jahre 1901 folgten bald weitere ... und die Firma Osterhagen bot 1911 nicht nur Personen- und Lastwagen zum Verkauf an, sondern hielt auch 3 Automobile für Reise- und Spazierfahrten bereit ..
Benzin gab es damals noch in der Drogerie ... und bei schlechtem Wetter war die Reise auch nicht immer das Wahre ..
















.. BENZ-Lkw von 1911 ..
Auch verschiedene Großbetriebe hatten damals schon eigene Lastkraftwagen ..
Hier ein BENZ-LKW aus dem Jahre 1911 ..







.. Stadtführer von 1911 ..
 1911 gab der mühlhäuser Lehrerverein einen "Führer durch Mühlhausen und Umgebung" heraus .., in dem die Stadt und ihre Geschichte, die Wirtschaft und das Schulwesen, sowie die enge und weitere Umgebung beschrieben wurden ..

Der dem Stadtführer beigefügte Pharus-Plan zeigte die Stadt um 1911 und bietet dem heutigen Betrachter zahlreiche interessante Einblicke in die Stadtentwicklung .., die damals allerdings schon weit fortgeschritten war ..






.. Stadtplan von 1911 ..












.. Lederfabrik Gebr.Stephan ..
Auch die industrielle Entwicklung wurde im Stadtführer aufgezeigt ...
So hatte sich aus den zahlreichen Gerbereien der Stadt eine leistungsfähige Lederfabrikation entwickelt, die allerdings die kleinen Handwerksbetriebe nach und nach verdrängte ..
Links im Bild die Lederfabrik der Gebrüder Stephan im Johannistal .., eine der fünf Lederfabriken der Stadt um 1911 ..

.. Maschinenfabrik Claes & Flentje ..
Neben dem Textilhandwerk und der Textilindustrie hatte sich in der Stadt auch die Metallindustrie - oft aus kleinen Anfängen - entwickelt ..
So hatte die Maschinenfabrik von Claes & Flentje, die vorrangig Schuhmachernähmaschinen und Strickmaschinen herstellte, um 1911 etwa 1.000 Beschäftigte.

.. Maschinenfabrik Walter & Co ..
Sowohl Claes & Flentje wie auch die Firma Walter & Co. stellten dann immer mehr Fahrräder her ..,
Das "Möve"-Fahrrad von Walter&Co. war bald auf dem Weltmarkt vertreten .. und lange ein Exportschlager ..



.. Thuringia-Brauerei August Schmidt ..
Von den zahlreichen Bierbrauern, die es im 19. Jahrhundert in der Stadt gab, blieben zum Schluss nur noch die großen Brauereien übrig, wie hier die Thuringia-Brauerei in der Johannisstraße ..
August Schmidt hatte ursprünglich sein Brauhaus am Steinweg, wo dann später das Thuringiahaus entstand ..



... Grägers Türmchen, Martinistraße ..
In der mühlhäuser Chronik wurde für 1911 nur eine teilweise befriedigende Entwicklung der Industriezweige festgestellt..,
die Beschäftigten kämpften mit Hilfe der Gewerkschaften und der SPD um höhere Löhne ..
In Hennebergs Felsenkeller fand am 5.7.1911 eine Veranstaltung der SPD mit Phillip Scheidemann statt, an der über 1.000 Tielnehmer verzeichnet wurden .... und in einer Veranstaltung mit Clara Zetkin warnte diese vor einem kommenden Krieg der Kapitalisten ..
Nur drei Jahre später wurden dann tausende Mühlhäuser im 1.Weltkrieg eingezogen ... und viele kamen nicht wieder nach hause..
Die Saalgaststätte Grägers Türmchen lag gegenüber von Hennebergs Felsenkeller in der Martinistraße. Der Turm, der extra für das geplante Kaiermanöver gebaut wurde, war nach 1918 abgerissen worden...

Mit dem Ende des 1.Weltkrieges war dann auch das Ende des Deutschen Kaiserreiches gekommen .. und auch für Mühlhausen begann wieder eine neue Zeit ..

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