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Mühlhausen vom Stadtberg |
Mühlhausen im Jahre 1861 ...
... eigentlich kein besonderes Jahr ..., oder doch ..??
.. Preußen bekam einen neuen König ..
.. mit der Dampfmaschine begann überall die Industriealisierung ..
.. und die Eisenbahn begann ihren Siegeslauf in Deutschland ..
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Urmeßtischblatt 1854 |
1861 begann auch in Mühlhausen die Separation... d.h. die Neuvermessung und Neuerverteilung der Feldflur. die aber erst 1874 endgüültig realisiert wurde .
Auf dem nebenstehenden preußischen Urmeßblatt von 1854 sind noch die alten Feldwege enthalten, die auch noch einige mittelalterliche Straßenführungen erkennen lassen.
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Der davor liegende Blobach war schon im Mittelalter Marktplatz, Exerzierplatz und der Platz für Hinrichtungen.
Jetzt wurde er vorwiegend von den Ulanen des 6.preußischen Ulanenregimentes genutzt, die hier ihre 1830 gebaute Reithalle und auf der Westseite das 1840 gebaute Arsenasich l der mühlhäuser Garnison hatte. Die Reitställe befanden sich am Bastmarkt, wo sich heute das Feuerwehrdepot befindet.
Besonders die Bilder von Carl Michel geben einen schönen Einblick in das Mühlhausen um diese Zeit.
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So um 1840 auch das innere und mittlere Erfurter Tor am Ende der Erfurter Straße.
Rechts und links des früheren Tores gab es damals aber noch die Wälle und Gräben am Kiliansgraben und am unteren Linenbühl, die erst einige Jahre später verschwanden.
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Inneres und mittleres Neupfortentor waren bereits 1827 abgebrochen worden, aber auch hier wurden Wall und Graben erst Ende des Jahrhunderts zu einer gepflegten Anlage umgestaltet.
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Hier ist noch der teilweise abgetragene Stadtmauerturm am Ende der Wahlstraße an der "silbernen Ecke" zu sehen. Er wurde zuletzt als Standort der städtischen Feuerspritze Nr.4 genutzt.
Der Turm wurde dann 1879 völlig abgebrochen und über dem Durchbruch am Hohen Graben zum Bastmarkt entstand eine Fußgängerbrücke.
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Die Hauptwache wurde dann 1876 abgebrochen..., der Englische Hof im Hintergrund rechts - der seit dem Mittelalter bestand - erst im Jahre l998 mit dem Abriss des Hotels Stadt Mühlhausen.
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Sie war die Kirche des ehemaligen Brückenkloster Maria Magdalena, das im 13. Jahrhundert gebaut wurde. Im 16. Jahrhundert säkularisiert, wurden die Klostergebäude dann nach und nach durch andere Gebäude (Schulen usw.) ersetzt.
Die Klosterkirche wurde dann 1884 abgerissen, aber ein kleiner Mauerteil ist heute noch vorhanden.
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Vom früheren Görmartor kommend, führte hier die Straße durch den Flarchen nach Görmar.
Etwas weiter nördlich stand die Klingenmühle, die letzte Mühle am alten Mühlgraben und links ist auf dem Bild die ehemalige Leimsiederei Kleeberg zu sehen.
Das Klingentor wurde 1867 abgerissen und ein paar Jahre später wurde die Straße, die zum neuen Güterbahnhof führte, gepflastert und in Wilhelmstraße umbenannt.
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1871 verschwand dann auch dieses Tor und der "alte Friedhof" wurde dann 1928 auch durch den "neuen Friedhof" an der Eisenacher Landstraße abgelöst.
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1861 wurde sie bei einem Sturm stark beschädigt und seitdem nicht wieder instandgesetzt. Erst in den letzten Jahren rettete sie der Umbau zu einem Wohnhaus vor dem totalen Abriß.
An der Stelle, wo damals Kunzens Türmchen - ein Gartenhaus - stand, wurde später das Stadtberg-Restaurant gebaut, das aber inzwischen auch schon wieder Geschichte ist.
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Hier wurden damals die Brunnenfeste der höheren Schulen gefeiert und auch sonst waren die Popperöder Quelle und die Gaststätte ein beliebtes Ausflugsziel der Mühlhäuser.
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Hausweberei |
Besonders Leineweber und Wollweber prägten das Bild, aber auch Schuhmacher, Schneider, Tischler usw.
Handwerk war damals noch echtes "hand werk", denn es gab so gut wie keine Maschinen, von ein paar hand- oder fußgetriebenen abgesehen.
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Schneidemühle |
So gab es neben den Mahlmühlen, auch Schneide-, Papier-, Öl-, Pfeffer-, Malz-, Lohmühlen usw., usw.
Im 19. Jahrundert wurden dann mehrere Mühlen für die Textilproduktion als Spinn- oder Krempelmühlen genutzt.
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Wie beim 1865 eröffneten Gaswerk mußten aber die Kohlen noch per Pferdewagen aus Gotha herbeigeschafft werden, denn hier fuhr bereits 1847 die Eisenbahn von Halle in Richtung Kassel.
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Lederfabrik Gebr.Stephan |
Allmählich änderte sich dann auch die Wirtschaftsstruktur, denn die Fabriken verdrängten teilweise die kleinen Handwerksbetriebe und immer mehr Handwerker gingen jetzt in die Fabrik arbeiten.
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Postamt, Untermarkt 33 |
1861 wurde die Stadt an das Telegraphennetz angeschlossen und eine Telegraphenlinie nach Sondershausen errichtet.
Das Postamt befand sich damals von 1857 bis 1882 am Untermarkt 33 und zog dann in die neue Hauptpost am Obermarkt um.
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Inzwischen waren einige der alten Fernstraßen neu angelegt bzw. "chaussiert" worden und an der Straße von Gotha nach Göttingen waren Meilensteine aufgestellt worden.
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J.A.Röbling |
Johann August Röbling, der 1831 nach Amerika ausgewandert war, hatte dort eine Drahtseilfabrik gegründet und bereits mehrere spektakuläre Hängebrücken projektiert und gebaut.
Die Fertigstellung seines größten Werkes, der Broklyn-Bridge in New York, erlebte er dann allerdings nicht mehr. Er starb an den Folgen eines Unfalls beim Bau der Brücke.
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In der städtischen Feuerordnung von 1856 waren die Aufgaben der Bürger bei der Brandbekämpfung festgelegt die von einer Ober-Feuer-Commission kontrolliert und organisiert wurden.
Ställe und Reithalle befanden sich am Blobach und der Exerzierplatz am Ölgraben. Die Soldaten und Offiziere waren überwiegend in Privatquartieren untergebracht, Waffen usw. waren im Arsenal am Blobach deponiert.
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Am 18.Oktober 1861 wurde Wilhelm I. in Königsberg zum preußischen König gewkrönt.
Als Kronprinz war er schon einmal in Mühlhausen, nahm an einem Manöver der Ulanen teil und besichtigte die Popperöder Quelle.
An dem Festgottesdienst zur Krönungsfeier nahmen die Honoratioren der Stadt teil..., auf dem Obermarkt fand ein Festappell statt und auf den Bergen rings um die Stadt wurden Freudenfeuer entzündet.
1871 hatte die Stadt dann wieder Gelegenheiten zum Feiern; der Sieg über Frankreich, die Ausrufung von Wilhelm I. zum deutschen Kaiser, des Kaisers Geburtstag, die Heimkehr der Soldaten usw., usw.
Mühlhausen entwickelte sich damals aus der kleinen Ackerbürgerstadt zur preußischen Industriestadt; eine Entwicklung, die in den nächsten Jahren noch weiter zunahm.
So..., Smiley will mal sehen, ob sich die MHL-Zeitmaschine noch mal um fünfzig Jahre weiter zurück drehen läßt ...
Also bis später Euer Günter Körber