Mittwoch, 6. April 2011

82) Straßenverkehr .., früher

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Also Smiley meint.., daß hier unter "Mühlhausen - Geschichte und mehr" schon allerhand über den Verkehr in und um Mühlhausen berichtet wurde ..

.. Eisenbahn.., Straßenbahn und Automobilverkehr...

Aber eines fehlt noch .., der alte Straßenverkehr per Fuß, zu Pferd oder per Wagen...
.. und damit fing ja eigentlich alles an ..

Es begann wohl damit, daß bei der alten Unstrutfurt an der heutigen Wagenstedterbrücke von den Franken die Siedlung Mühl-hausen gegründet wurde.

Na ja.., auch vorher gab es hier alte germanische Siedlungen und es gab alte Handelswege, für die aber der Begriff "Straße" nicht zutraf .. Aus diesem Grund war auch der Wagen noch garnicht das ideale Transportmittel, sondern Material und Waren wurden oft mit Lasttieren (Maultier oder Esel) transportiert

Reiten war damals allerdings meißt das Vorrecht der Herrschenden.. Das einfache Volk ging zu Fuß.

Die frühen Fernstraßen waren oft Höhenstraßen, die geradlienig zu den größeren Orten führten. Dabei wurden oft Täler und Höhen überquert und auch größere Steigungen in Kauf genommen. Kleinere Orte wurden oft garnicht berührt und waren nur über Nebenwege erreichbar.





An den Berghängen entstanden damals oft Hohlwege. an die auch um Mühlhausen noch einige Straßennamen erinnern.


So die Pfafferöder Höhle (auf dem linken Bild) die vom Schützenberg zum alten Hessenweg auf dem Tonberg führte. Auch die Erfurter Höhle, die vom Äußeren Erfurter Tor zur alten Straße nach Langensalza führte, ist noch am jetztigen Aufgang zum Krankenhaus erkennbar. Auf der Flur zur Füllscheuer gab es einen alten Hohlweg der früheren Langen Straße, die von der Wagenstedter Brücke (der früher wichtigen Unstrutfurt) kommend vorbei an Tutensoda in den Norden führte.



Mühlhausen war im Mittelalter ein wichtiges Handelszentrum und dementsprechend führten von hier die Fernstraßen in alle Himmelsrichtungen.


Wichtige Zielorte waren u.a. Eschwege. Heiligenstadt, Duderstadt, Goslar, Nordhausen, Sondershausen, Weißensee, Erfurt, Gotha und Eisenach.

Im Mittelalter waren die Landstraßen durchweg unbefestigt, also bessere Feldwege, die bei Regenwetter nur schwer befahrbar waren.



Als Heerstraßen dienten oft die Verbindungsstraßen zwischen den Königspfalzen und die Handelswege verbanden wichtige Marktorte miteinander.


War schon der Zug des Königs von Pfalz zu Pfalz - wie er vom 10. bis 15. Jahrhundert üblich war - ein Ereignis für die Bewohner der anliegenden Ort..., war der Durchzug eines Heeres oft mit erheblichen Belastungen verbunden .. und wenn es feindliche Heere waren, auch noch mit Tod und Brandschatzung ..





Später waren es die Raubritter, welche die Landstraßen unsicher machten. Eigentlich vom König als niederer Adel zum Schutz des Reiches eingesetzt, nutzten sie oft später ihre Burgen nicht zur Bewachung der Straßen, sondern für Überfälle auf die "Pfeffersäcke"aus der Stadt, die im Gegensatz zu den Rittern zu Ansehen und Reichtum gekommen waren.

Auf den "Geleitstraßen" z.B. von Erfurt über Mühlhausen nach Heiligenstadt, zogen deshalb Bewaffnete mit den Kaufmszügen mit.

Im Dreistädtebund mit Erfurt und Nordhausen zogen die Mühlhäuser im 14. und 15. Jahrhundert öfters übers Land um die Raubnester zu zerstören.

In der Stadt waren die Bürger allerdings gut geschützt. Hier gab es jetzt auch schon befestigte Straßen, wie der schon um 1315 erwähnte Steinweg belegt. Trotzdem waren die meißten Straßen und Gassen der Innenstadt noch unbefestigt (.. und in den Vorstädten sowieso..)


Aber durch die Straßenbäche, die in der Innenstadt in vielen Straßen flossen und durch die Entwässerungskanäle (Ayzuchten).., waren die Straßen der Stadt für damalige Verhältnisse sehr sauber.

Die Freie Reichsstadt Mühlhausen gehörte ja auch um 1400 zu den zwanzig größten Städten Deutschlands.

Damals war der vierrädrige schwere Kaufmannswagen aufgekommen, mit dem die Fuhrleute übers Land zogen. Aber der wendige Zweiradwagen wurde auch noch viel benutzt, galt es doch meißt kleinere Mengen zu transportieren.

Neben dem Pferd. wurden vielfach auch Rinder und Esel als Zugtiere verwendet.







Erst relativ spät kam im 16. Jahrhundert die Kutsche für den Personentransport auf. In den zuerst ungefederten Kastenwagen war das Reisen damit wohl auch kein Vergnügen. Später wurde der Kutschkasten auf Lederriemen aufgehangen, was die Sache schon etwas bequemer machte.

Vielfach wurde aber, auch über weite Strecken, noch geritten oder es ging zu Fuß von Ort zu Ort.



Mühlhausen war inzwischen eine wehrhafte Stadt geworden. Die innere Stadtmauer mit ihren sieben Stadttoren, die jeweils noch ein Vortor hatten, wie das nachstehende Erfurter Tor, schützen die eigentliche Innenstadt.





Die fünf Vorstädte waren durch die äußere Stadtmauer geschützt, an der 9 äußere Stadttore den Ein- und Ausgang zur Stadt absicherten. Auf dem Bild das Wagenstedter- oder Schindertor mit der alten Wagenstedterbrücke. Hier befand sich früher die alte Unstrutfurt, an der die Franken bei St.Georgi wahrscheinlich im 8.-9. Jahrhundert den Ort Mühlhausen gründeten.






Das Gebiet der Freien Reichsstadt mit über 60 Dörfern wurde um 1370 im Westen und Norden durch den 26 km langen Landgraben geschützt, der nicht nur die feindlichen Feudalherren aus dem Eisfeld abhalten sollte, sondern mit den 6 Wegewarten auch eine Kontrolle der Landstraßen ermöglichte. Nachstehend die heute noch gut erhaltene Lengefelder Warte an der Straße nach Dingelstädt.


Die Kaufleute mit ihren schweren Planwagen, die oft von zwei bis vier Pferden gezogen wurden, mußten dann an den Warten und Toren entsprechende Wege- bzw. Einfuhrzölle bezahlen. Aber auch der fremde Wandersmann mußte seinen Obulus entrichten.


Deshalb waren oft auch die Gasthäuser der Vorstädte beliebter bei Durchreisenden, weil man so das Torgeld an den Innenstadttoren einsparte.


Ganz unsicher wurden dann die Straßen im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 48) wo andauernd Truppen durch das reichsstädtische Gebiet zogen. Jetzt war die früher so günstige Lage garnicht mehr so ideal, denn es zogen immer wieder neue Truppen durchs Land. Dabei war es oft egal ob es Freund oder Feind war, fast alle plünderten die Bevölkerung aus.


Nach dem Krieg waren ganze Landstriche verarmt und Landstreicher und Bettler zogen durch das Land.Erst allmählich erholte sich das Land wieder und Handel und Verkehr nahmen wieder zu. Auch das Reisen war wieder sicherer geworden, nachdem auch um Mühlhausen herum die letzten marodierenden Banden vertrieben wurden.


Damals gab es auch oft auf den Straßen die Wanderhandwerker, wie Scherenschleifer und Kesselflicker. Aber auch die Bauern aus der Umgebung brachten ihre Erzeugnisse oft zu Fuß in die Stadt, um sie auf dem Markt anzubieten.Oft war es aber ein beschwerliches Wandern. Vielfach ohne ausreichende Mittel für eine Einkehr ins Wirtshaus oder für eine Schlafstelle.Als die bisherige Freie Reichsstadt im Jahre 1802 zum Königreich Preußen kam, bestanden die alten Straßen aus dem Mittelalter überwiegend noch. Auf den alten Straßen zogen die Hausierer durchs Land und immer mehr Heimarbeiter brachten jetzt ihre Erzeugnisse in die Stadt, wo nach und nach mit den Manufakturen ein neuer Wirtschaftszweig entstand.




Aber auch Wallfahrer gab es noch auf den Straßen, besonders im benachbarten Eichsfeld, wo allerdings Anfang des 19. Jahrhundert zahlreiche Klöster säkularisiert wurden.














Aber noch war das Handwerk mit seinem Gesellenwandern nicht ausgestorben und so zogen die Handwerksburschen durchs Land von Ort zu Ort.


Auch in Mühlhausen gab es mehrere Zunftherbergen, wo der zünftige Geselle Unterkunft und Verpflegung fand und wo ihm oft noch eine Arbeit bei einem Meister vermittelt wurde.














In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden dann die wichtigsten Fernstraßen um Mühlhausen chaussiert. Die Straßen wurden mit Schotter u.ä. befestigt und teilweise sogar gepflastert.


Chausseegräben wurden angelegt und an der Straße von Gotha nach Heiligenstadt wurden nach sächsischem Vorbild hohe Meilensteine gesetzt.






Auf dem topogaphischen Meßtischblatt von Mühlhausen und Umgebung aus dem Jahre 1854 ist an den alten Feldwegen noch die mittelalterliche Straßenführung überwiegend erkennbar. Durch die Flurbereinigungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fielen aber zahlreiche alte Wege weg, so daß heute nur noch ganz wenige Straßen- und Flurbezeichnungen daran erinnern.










Verschwunden sind inzwischen auch die meisten Stadttore, die zwischen 1801 und 1891 abgebrochen wurden. Hier auf einer Zeichnung von Carl Michel der Durchbruch der Stadtmauer am früheren Erfurter Tor, das 1841 abgerissen wurde.


Die Mühlhäuser waren über den Abriss damals garnicht böse, hatten sie doch den täglichen Toresschluss bei Sonnenuntergang und auch das dann zu zahlende Torgeld in schlechter Erinnerung.










Anstatt der Stadttore gab es jetzt am Beginn der Landstraßen die Chausseehäuschen, wo ein Chausseegeld für die Straßenpflege kassiert wurde. (Die Maut ist also keine neue Erfindung)


Das nebenstehende Chausseehaus an der Ecke Wagenstedter Straße - Windeberger Straße wurde erst in den zwanziger Jahren abgebrochen.













Bereits im 18. Jahrhundert waren die ersten Postkutschen entstanden, mit denen man von einer Stadt zur anderen fahren konnte. Durch Mühlhausen führten um 1820 acht Postkutschenrouten, so z.B von Erfurt nach Göttingen oder von Eisenach nach Sondershausen.


Erst mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz ab 1870 wurden die Postkutschenlinien aufgegeben. Die letzte Postkutsche fuhr dann 1897 von Mühlhausen nach Schlotheim.






Allerdings konnte sich auch damals nicht jeder die Fahrt mit der Postkutsche leisten und immer noch waren zahlreiche Hausierer, Handwerksgesellen, aber auch Landstreicher, auf Schusters Rappen unterwegs.


Erst als die Eisenbahn von Mühlhausen in alle Richtungen fuhr, waren jetzt zahlreiche Dörfer besser erreichbar geworden, wobei man allerdings auch noch oft einen gehörigen Fußmarsch bis zum Bahnhof hatte.






Wer es sich leisten konnte, fuhr jetzt mit der eigenen Kutsche und für den städtischen Verkehr gab es jetzt auch in Mühlhausen Pferdedroschken, die ihren Standplatz am Bahnhof hatten.






















Für den Waren- und Materialtransport gab es jetzt die verschiedensten Pferdewagen. Am meißten wurde der Leiterwagen benutzt, der durch Einsätze zum Kastenwagen umgestaltet werden konnte und auf dem Dorf auch oft von Ochsen gezogen wurde.


In der Stadt übernahmen jetzt die Speditionen zahlreiche Transporte und der flache Tafelwagen und der geschlossene Möbelwagen waren jetzt öfter zu sehen.






























Oft waren auch die Bierwagen der Brauereien unterwegs. Von den 16 Brauereien im 19. Jahrhundert blieben aber dann nur noch die vier größten übrig und heute hat Mühlhausen gar keine Brauerei mehr.

















Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich das Stadtbild und der Straßenverkehr grundlegend verändert.


Die neuen Straßen hatten jetzt breite "Bürgersteige" (... und trotzdem gab es auch noch viele Fußgänger auf der Straße, aber damals gab es ja auch gerade mal 1 oder 2 Automobile in der Stadt und die neue Straßenbahn störte auch noch nicht so sehr ..)






Und trotz der neuen Straßenbahn zum Stadtwald, gingen auch damals noch viele Spaziergänger zu Fuß zum Weißen Haus oder nach Peterhof .. (für das eingesparte Geld konnte man schon wieder ein Bier mehr trinken)



















Als dann nach dem ersten Weltkrieg zahlreiche Wirtschaftszweige zusammenbrachen, kamen auch die "Tippelbrüder" wieder in Mode, aber die Zeiten, wo auf den Landstraßen Wandersleute, Reiter und Pferdefuhrwerke vorherrschten, ging langsam zu Ende.



Jetzt eroberte das Automobil die Straßen und es war nur eine Frage der Zeit, wo mit den Autobahnen neue Fernverkehrswege nur für Kraftfahrzeuge entstanden.., aber das Kapitel hatten wir ja schon ...












Tja.., Smiley ist jetzt wieder von seinem hohen Ross gestiegen ..., auf den Straßen ist das heute doch zu gefährlich ...



also..., bis auf weiteres ... GK ..


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