Samstag, 29. Januar 2011

74) MHL .. und 125 Jahre Automobil

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Also Smiley meinte.., 125 Jahre Automobil wäre schon mal einen neuen Beitrag in "Mühlhausen . Geschichte und mehr" wert ..
Benz-Motorwagen

Am 29.1.1886 meldete Carl Benz seinen Motorwagen zum Patent an .. und man war damals der Meinung, daß so ein Vehikel nie und nimmer die Pferdekutsche ersetzen würde.

In Mühlhausen wurde im selben Jahr der Durchbruch der Stadtmauer zur heutigen Karl-Marx-Straße geschaffen, um so einen kürzeren Weg zum 1870 eröffneten Bahnhof zu erreichen .. und auf der Nordseite des Frauentores wurde eine drei meter hohe Pforte für Fußgänger angelegt.

Am Bahnhof stellten damals die ersten Hotels am Platze schon mal Pferdedroschken für ankommende Gäste bereit.





Automobil um 1900
1903 gab es dann die ersten Automobile in Mühlhausen.

Als erster fuhr der Direktor des Krankenhauses, Sanitätsrat Dr. Boeckmann mit seinem Auto durch die Stadt.

Im gleichen Jahr erwarb der Tierarzt Dr.Stammeyer einen "Wartburg" aus dem Automobilwerk Eisenach für 3.500 Mark.

Das Benzin gab es damals noch in Drogerien bzw. in anderen Geschäften, wo es aus Fässern abgepumpt wurde.



Automobil um 1910
Bereits Anfang des Jahrhunderts hatte sich das Aussehen der Automobile stark verändert. Aus der Motorkutsche, die noch sehr der Pferdekutsche ähnelte, wurde der "moderne" Kraftwagen. damals aber meißt noch in offener Bauart.
Bald entstanden Autofirmen in aller Welt..
Benz.., Mercedes.., Renault .., Fiat.., Ford usw., usw..




Firma Osterhagen um 1911
1911 bietet dann die "Automobil-Zentrale" Osterhagen in der Erfurter Straße ihre modernen Automobile als "Qualitätsmarken ersten Ranges" an und stellt 3 Automobile für Reise- und Spazierfahrten zur Verfügung ..

1906 hatte bereits der Gastwirt Eckhard zwischen dem "Goldenen Anker" in der Wanfrieder Straße und dem "Peterhof" zu Ostern einen "Automobil-Omnibus" gemietet. Die einfache Fahrt kostete 25 Pfennug und die Hin- und Rückfahrt = 40 Pfennig.

Im gleichen Jahr wurden in Deutschland, wegen des zunehmenden Aitomobilverkehrs, die ersten einheitlichen Grundsätze für den Straßenverkehr erlassen.

1909 fuhr dann in Mühlhausen die erste regelmäßige Automobildroschke vom Postplatz zu den Zügen am Bahnhof.



1904 - Lkw von Claes & Flentje
Die Maschinenfabrik Claes & Flentje, die um 1900 rund 1.000 Beschäftigte hatte, baute sich 1904 den ersten Lastkraftwagen von Mühlhausen selbst, mit dem die versandfertigen Maschinen zum Güterbahnhof gebracht wurden.
Zum Antrieb wurde ein ausländischer Benzinmotor verwendet.





Lastkraftwagen um 1914
Bald bauten auch die großen Autohersteller immer mehr Lastkraftwagen für den Gütertransport.

Ab 1914 wurden dann im 1.Weltkrieg zahlreiche Lastwagen requiriert und an der Front eingesetzt, wobei allerdings das Pferd als Zugtier in der Armee immer noch den Vorrang hatte.



Limousine um 1925
Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Straßenverkehrswesen weiter verbessert.

1921 wurde der Führerschein und das Kfz-Kennzeichen, sowie verbindliche Warnschilder (Kreuzung, Bahnübergang, Kurve usw.) eingeführt. Für Mühlhausen galt das "IM"-Kennzeichen für die preußische Provinz Sachsen.

Im gleichen Jahr gab es in Deutschland 60.966 Personenkraftwagen und 30.424 Lastkraftwagen.






Elektro-Lastkraftwagen um 1925
Neben dem Benzin- und Dieselmotor gab es damals auch schon Lastkraftwagen mit Elektroantrieb. Sie hatten große, aufladbare Batterien und waren vorrangig für den Nahverkehr vorgesehen.

Auch in Mühlhausen fuhr im 2.Weltkrieg noch so ein alter Elektro-Lastwagen der Firma Siegelmann.


Benzin-Zapfstelle am Untermarkt - 1922
Um 1922 gab es am Untermarkt eine der ersten stationären Zapfstellen für Benzin. Aber nach und nach entstanden in der Stadt weitere Zapf- und Tankstellen.

1927 gab es in der Stadt 239 Personenkraftwagen und 59 Lastkraftwagen.

1929 entstand eine Motalin-Tankstelle an der Burg direkt an der Stadtmauer, die später als Bedürfnisanstalt diente.





1930 - Sturz in die Unstrut
1930 stürtzte der gerade in Dienst gestellte Postomnibus der Linie Mühlhausen - Eschwege von der Wagenstedter Brücke und landete kopfüber in der Unstrut. Der Kraftfahrer und zwei Beifahrer wurden nur leicht verletzt.

Postautos waren damals oft auch für den Überlandverkehr zwischen der Stadt und den umliegenden Dörfern eingesetzt.






.. mit dem Pkw unterwegs ..
In den dreißiger Jahren nahm der Bestand an Kraftfahrzeugen auch in Mühlhausen weiter zu. Überwiegend waren es aber Geschäftsleute und Angehörige der besseren Gesellschaft, die sich ein Auto leisten konnten.








Hindenburgstraße um 1935

1937 gab es in der Stadt 775 Pkw´s und 220 Lkw´s, sowie 334 Krafträder.
Auch am Steinweg, der damals Hindenburgstraße hieß, fuhren neben der Straßenbahn noch die Autos.










"Volkswagen"-Reklame 1938
1938 wurde dann der KdF-Wagen gebaut und sollte als "Volkswagen" zum Preis von 900,- Mark für alle erschwinglich werden.

Eine große Sparaktion wurde gestartet und mit 5,- oder 10,- Mark wöchentlich konnte man schon mal für das neue "Auto für Jedermann" ansparen.

Aber dann kam 1939 der zweite Weltkrieg und der Volkswagen wurde als Kübelwagen an der Front eingesetzt.
Das Geld sahen die Sparer dann nach 1945 nie wieder.









1938 - Raupenschlepper des Art.-Reg.65
Bereits 1935 war die motorisierte Panzer-Abwehr-Abteilung Nr.37 in die Wendewehr-Kaserne eingerückt.

Mühlhausen war wieder Garnisonsstadt und in den Folgejahren entstanden noch die Windeberger- und die Görmarer-Kaserne.
In die letztere zog das Artillerie-Regiment 65 ein, das mit seinen von Raupenschleppern gezogenen Geschützen zu den Übungsplätzen fuhr.





1941 -Raupenschlepper in der Sowjeuniun
Ab 1939 fuhren die Raupenschlepper aber dann erst nach Polen, dann nach Frankreich und ab 1941 in die Sowjetunion.

Die mühlhäuser Regimenter wurden an fast allen Fronten in Europa eingesetzt und wurden zuletzt im Osten völlig aufgerieben.






VW-Kübelwagen in Nordafrika - 1942/43
Der ehemals als Volkswagen konzipierte Kübelwagen kam mit dem Infanterieregiment 86 aus der General-Fuchs-Kaserne
auch in Nordafrika zum Einsatz, wo fast das ganze Regiment in englisch-amerikanische Gefangenschaft geriet.

Ab April 1945 fuhren dann hier erst die amerikanischen Panzer und Transportkollonen über die Straßen und ab Juli die Truppen der Roten Armee.






Traktortransport zur Rübenernte
Die Bevölkerung war aber erst einmal froh, wenn genügend Kraftfahrzeuge zur Aufrechterhaltung der Versorgung vorhanden waren. Von den 1948 gemeldeten 374 Pkw und 360 Lkw, war etwa 1/4 nicht einsatzfähig.








Straßennetz um MHL um 1950

Das Straßennetz hatte sich nach dem Kriege nicht wesentlich verändert, wurde aber durch die neue Ost-West-Grenze stark beeinfhusst.
Die F 247 führte jetzt nur ab Worbis bis nach Meiningen und für die F 249 war schon bald hinter Eigenrieden schluss.

Ab 1961 kam dann noch das 5-km-Sperrgebiet an der Grenze zur BRD hinzu, so daß manche Dörfer nur noch mit Passierschein erreicht werden konnten.




Pkw IFA F 8 um 1958
In den ersten Jahren der DDR-Zeit wurden dann erst mal die überlieferten Modelle, wie der IFA F 8 und F 9 gebaut und gefahren.
Aus Eisenach kam dann der"Wartburg", der in verschiedenen Ausführungen gebaut wurde.

Der "Kraftverkehr Mühlhausen" hatte Ende 1949 noch 3 Lkw´s und 2 Pkw´s, nahm aber im Folgejahr als "VEB Kraftverkehr" schon den Omnibusverkehr zwischen Mühlhausen und Berlin auf und fuhr fast alle Dörfer im Kreis im Linienverkehr an.




HO-Autojaus am Lentzeplatz - 1963
1963 dann das erste Autohaus der HO Mühlhausen am Lentzeplatz, wo jetzt auch mal ein Trabbi im Schaufenster stand.

Nach dem "Wartburg" war der "Trabant" zum meistgekauften Pkw der DDR geworden.





PKW Trabant um 1963
Aber wie bei allen Typen, ging eine jahrelange Anmeldung dem Kauf voran.
Auch bei Motorrädern - wie die MZ 250 u.ä. - sowie bei den Motorrollern und Kleinkrafträdern, mußte man längere Wartezeiten on Kauf nehmen.





Verkehrskontrolle - 1965
Die Motorroller, wie der "Berlin" und die Kleinkrafträder.., wie der "Spatz", der "Star", die "Schwalbe" usw., gehörten damals zum beliebten "Autoersatz" der Werktätigen.






IKARUS-Gliederbus des VEB Kraftverkehr  um 1975
Als dann 1968/69 die Straßenbahn in Mühlhausen stillgelegt wurde, übernahm der VEB Kraftverkehr auch den innerstädtischen Linienverkehr. der ebenfalls als Oberstadt- und Unterstadtlinie fuhr.

Schon vorher waren die Linien nach Felchta, nach Ammern und über das Neubauviertel am Forstberg nach Görmar eingerichtet worden.


.. am Busbahnhof an der Burg um 1980
1959 wurde an der Burg der neue Busbahnhof eröffnet. An den fünf Bussteigen hielten die Omnibusse von über 30 Linien.
Täglich wurden hier an die 5.000 Personen - besonders Berufstätige aus den umliegenden Dörfern - befördert.
In den Folgejahren wurde der Busbahnhof dann mehrmals verändert und modernisiert.




12.11.89 - Grenzübergang Katharienberg
1989 dann das große Ereignis ..., die Wende und die Öffnung der Grenze in den Westen ..
Tausende fuhren jetzt mit ihrem Trabbi und dem Wartburg über die jetzt wieder offene F 249 nach Hessen ... und sie kamen (fast) alle wieder ...


F 249 nach Wanfried
.. jetzt wieder der neue "Hessenweg" ..
Mit der deutschen Einheit setzte jetzt der Ansturm auf die "West-Autos" ein ..., mancher Trabbi landete irgendwo am Straßenrand und machte einer schicken "Rostlaube" aus dem Westen platz ..
Erst in neuerer Zeit setzte sich auch hier die "Ostalgie" wieder durch und die "Pappe" ist ein beliebtes Kultauto geworden ..







1991 - ALDI - jetzt auch bei uns
Jetzt beherrschten die Brummis von ALDI, EDEKA usw. die Straßen, die auch in Mühlhausen modernisiert wurden.











.. die neue Kreuzung ..
Brunnenstraße / Wanfrieder Straße / Bastmarkt
Neue Straßen, neue Autohäuser und viele neue Autos bestimmen jetzt das Bild der Stadt.

125 Jahre Automobil hatten auch in Mühlhausen eine wechselvolle Geschichte, wovon dieser Beitrag naturgemäß nur einiges aufzeigen konnte.







.. Na ja ...., Smiley meint, daß ja eigentlich auch der übrige Verkehr noch einiges zu bieten hatte ..., denn die Landstraßen waren ja früher auch ohne Autos schon ziemlich belebt ..
Aber vielleicht könnte es da noch eine kleine Ergänzung zur Verkehrsgeschichte unserer Stadt geben ...
... schaun ´mer mal .. ;-)))

1 Kommentar:

  1. wunderbarer artikel mit sehr schönen fotos.bin begeistert. marcel t.

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