Freitag, 12. Februar 2010

13) Mühlhäuser Kirchen um 1820

Christian Gottlieb Altenburg
hatte 1824 seine "Topographisch-historische Beschreibung der Stadt Mühlhausen in Thüringen" herausgebracht. Zu den "lithographischen Abbildungen" des Buches gehörten auch - bis auf eine Ausnahme - die nachstehenden Abbildungen der mühlhäuser Kirchen aus dieser Zeit, die vom Neffen Altenburgs - Wilhelm Gottlieb Tilesius - angefertigt wurden.


St.Blasius
Die mühlhäuser Chronik berichtete, daß Kaiser Otto I. im Jahre 970 einen Dom in Mühlhausen begründet hätte; eine Nachricht, die aber durch keine Urkunde belegt wurde. Trotzdem dürfte die St.Blasius-Kirche als Hauptkirche der mühlhäuser Altstadt die ältere große Kirche sein. Wahrscheinlich erst als romanischer Bau und im 13. Jahrhundert als gotischer Neubau errichtet, erhielt sie nach der Übergabe an den Deutschen Orden durch den König im Jahre 1227 ihre heutige Gestalt. Der Deutschordensherr Kristan von Mühlhausen - später Bischof von Samland - hatte diesen Neubau durchgesetzt und wurde 1295 im Chor der Kirche beigesetzt.


St.Marien
Die Marienkirche wurde anscheinend als geplante Hauptkirche der Neustadt im 12. Jahrhundert als romanische Basilika errichtet und könnte sehr wohl als Hofkirche am Ende der vermuteten "via triumphalis" gedient haben. Auch die Marienkirche wurde 1243 vom König dem Deutschen Orden übergeben, der dann auch hier unter dem Ordensherren Heinrich von Sambach im 14. Jahrhundert den heutigen gotischen Bau errichtete.
Erst 1513 wurde mit dem Bau eines Mittelturmes begonnen, der später mehrmals umgebaut wurde und erst seit 1903 in der heutigen Form besteht.


St.Jakobi
Auch in der Jakobikirche wurden die Grundmauern eines romanischen Vorgängerbaues gefunden, die auf eine Gründung im 11.-12. Jahrhundert schließen läßt. Im 13. - 14. Jahrhundert in der heutigen Form erneuert, ging auch diese Kirche an den Orden.
Seit 2004 hat hier die Stadtbibliothek ihr Domiziel in der rekonstruierten Kirche, eine sehenswerte architektonische Leistung.


St.Kiliani
Die Kilianikirche könnte zu den ältesten Kirchengründungen der Stadt zählen, denn hier dürfte ein frühstädtischer Markt als Vorgängersiedlung der Altstadt gelegen haben. Aber erst um 1220 wird im Mühlhäuser Reichsrechtsbuch die St.Kilianslinde erwähnt und 1275 ein Dienstmannengeschlecht "de Sancto Kyliano", das dann anscheinend hier seinen Feudalhof hatte. Der heutige Bau dürfte aus dem 13. - 14. Jahrhundert stammen. Die Kirche war lange Zeit ungenutzt und dient heute dem K3-Theater als Heimstatt.


Allerheiligenkirche
Die Allerheiligenkirche soll erst nach der Zerstörung der Reichsburg im Jahre 1256 als Ersatz für die Burgkapelle gebaut worden sein. Wie einige andere Kirchen der Stadt, erst mit einem gotischen Spitzhelm ausgestattet, erhielt der Turm nach dem Stadtbrand von 1689 die heutige "spanische Haube". Seit der Rekonstruktion in den achtziger Jahren dient der Bau als Ausstellungsraum des städtischen Museums.


St.Maria-Magdalena
Die ehemalige Kirche Maria-Magdalena des Brückenklosters wurde nach der Gründung des Weißfrauenklosters im Jahre 1227 im 13. - 14. Jahrhundert erbaut. Während die Klostergebäude nach der Säkularisierung im 16. Jahrhundert nach und nach verschwanden, stand die Kirche noch teilweise bis 1904.


St.Crucis
Die Barfüßerkirche am Kornmarkt wurde nach der Gründung des Franziskanerklosters im Jahre 1232 errichtet. Auch hier verschwand das Kloster bald nach der Reformation und machte der Neuen Straße platz. Bereits im 19. Jahrhundert als städtische Waage genutzt, diente die Kirche dann als Lager und wurde 1975 als Bauernkriegsmuseum rekonstruiert.


St.Peter und Paul
Die Kirche St.Peter und Paul des Dominikanerklosters wurde nach der Gründung des Klosters im Jahre 1290 errichtet und mitte des 14. Jahrhunderts als drittgrößte Kirche der Stadt fertiggestellt. Nach der Reformation wurden Teile des Klosters und die Kirche vom städtischen Bauhof genutzt. Nach dem Stadtbrand von 1689 stark beschädigt, verfiel die Kirche immer mehr und wurde überwiegend abgerissen. Heute erinnern nur noch einige Mauerreste an das Bauwerk.


St.Nikolai
Die Nikolaivorstadt wurde von Altenburg mit 184 Häusern als größte Vorstadt aufgezeigt. In unmittelbarer Nähe der Nikolaikirche befand sich der Feudalhof der Herren von Körner. Eine Gründung der Kirche im 12. - 13. Jahrhundert ist also sehr wahrscheinlich. Anfang des 14. Jahrhunderts ebenfalls vom Deutschen Orden erneuert, gehörte sie zu den größten Vorstadtkirchen der Stadt.


St.Petri
Die Petrikirche entstand erst 1352-56 auf dem ehemaligen Pestfriedhof vor der Stadt. Sie löste die ältere Johanniskirche am Blobach ab und wurde dann auch als Kirche für die Margarethen-Vorstadt genutzt. Beide Vorstädte, die noch lange getrennt aufgeführt wurden, hatten damals 174 Häuser.


St.Georgi
Die Georgikirche bzw. ihr Vorgängerbau dürfte die erste Kirche oder Kapelle der Stadt gewesen sein. Die Georgivorstadt wurde früher als Altenmühlhausen bezeichnet und war offensichtlich die älteste Ansiedlung der Franken, die der Stadt ihren Namen gaben. Zu einer solchen Siedlungsgründung der christlichen Franken gehörte sehr wahrscheinlich auch eine Kirche oder Kapelle, ein möglicher Vorgängerbau der heutigen Georgikirche. Der heutige Bau entstand wahrscheinlich im 14. Jahrhundert und erhielt erst 1748 den heutigen Turmaufbau.
Die Georgivorstadt mit 72 Häusern lag an der wichtigen Ausfallstraße nach Nordosten.


St.Martini
Die Martinikirche lag ebenfalls neben zwei Feudalhöfen an den Ausfallstraßen nach Südosten. Auch dieser Bau des Deutschen Ordens aus dem 14. Jahrhundert dürfte einen Vorgängerbau gehabt haben und auch hier wurde erst 1735 der gotische Spitzhelm durch die heutige Haube ersetzt.

Übrigens -,
in meinen Ermittlungen zur mitellalterlichen Standortbestimmung in Mühlhausen, konnten zu allen Kirchen trigonometrische Einordnungen nachgewiesen werden, zum Teil auch zur ehemaligen Reichsburg als wichtiger Bezugspunkt für die Stadt des Königs.

1 Kommentar:

  1. Hallo Günter,
    fuer alle Mühlhäuser hab ich mir mal die Mühe gemacht...(das Mittelalter mal anders gesehen)
    http://www.youtube.com/watch?v=mH2YJlgeU9I

    ich hab nichts dagegen den videolink fest auf der seite einzufuegen

    VG
    Hagen

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