Donnerstag, 14. Januar 2010

5) Mühlhausen - und der DDR-Sprachgebrauch

.

Also .., wir waren doch anders ..!!

Die Wikipedia-Seite "DDR-Sprachgebrauch" zeigt mal wieder deutlich, wie anders die Ossis damals getickt haben.
Ein kleiner Streifzug durch die Stadt in der DDR-Zeit zeigt da schon einige Unterschiede auf.








Die Kreisstadt - nur 15 km von der Staatsgrenze West entfernt - erhielt 1975 den "Ehrennamen" Thomas-Müntzer-Stadt.
Auch hier wurde der vom Politbüro beschlossene Aufbau der entwickelten sozialistischen Gesellschaft durch die Bodenreform und die Bildung von VEB´s, LPG´s und PGH´s durchgesetzt und umfasste bald alle Lebensbereiche.

Angefangen hatte die antifaschistisch-demokratische Umgestaltung bereits 1945. Ehemalige Rüstungsbetriebe und Betriebe von Nazi-Aktivisten, sowie die Großgrundbesitzer, wurden enteignet. Einige Großbetriebe, wie das Mövewerk, wurden als Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) geführt und später wie die anderen in das Volkseigentum übernommen.


Die Werktätigen kämpften im sozialistischen Wettbewerb ständig um irgendwelche hohen Ziele, wobei die werktätige Frau gleichen Lohn für gleiche Arbeit bekam.
Immer wieder gab es Vorbilder zur Leistungssteigerung. Waren es erst sowjetische Aktivisten - wie Stachanow - wurden dann auch deutsche Vorkämpfer - Adolf Hennecke und Frieda Hockauf - als Vorbilder herausgestellt, denen man fleißig nacheiferte (zumindest auf dem Papier mit entsprechenden Verpflichtungen ).
In den sozialistischen Kollektiven kämpfte man mit entsprechenden Brigadeprogrammen um den Ehrentitel "Kollektiv der sozialistischen Arbeit", wobei in den Brigadebüchern aufgezeigt wurde, wie das Kollektiv seine Verpflichtungen "sozialistisch arbeiten, lernen und leben" erfüllt hatte.

































Die Kinder gingen in die Kiko und dann in die POS, die im komplexen Wohnungsbau in den neuen sozialistischen Wohngebieten entstanden waren.
Die Jungen Pioniere gingen zum Pioniernachmittag ins Pionierhaus. Später als FDJler nahm die Jugend (teilweise) an den Übungen der GST teil.
In den sozialistischen Betrieben gab es dann die Grundorganisationen der FDJ und natürlich die Betriebsparteiorganisationen (BPO) und auch die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF) stand in den Betrieben hoch im Kurs





































In den Wohnbezirken der Stadt wirkte die Nationale Front im NAW an der Verwirklichung der Initiativpläne mit.
So entstanden im NAW die Freilichtbühne im Thomas-Müntzer-Park, wo 1974 die Arbeiterfestspiele stattfanden. Auch das Bad der sozialistischen Jugend am Schwanenteich, wurde im NAW geschaffen.














Sowohl die Neubauwohnungen in der "Platte", die im komplexen Wohnungsbau geschaffen wurden, wie auch die Wohnungen der Altbausubstanz wurden vom Wohnungsamt vergeben. Wohnungskommissionen in den Betrieben und im Wohnbezirk sollten die gerechte Verteilung durchsetzen.
Eine zeitlang gab es Hausbücher, in denen der Hausvertrauensmann alle Bewohner und längere Besuche einzutragen hatte; eine Maßnahme, die aber in den achtziger Jahren wieder einschlief.
Dafür hatte dann in jedem WBZ das VPKA einen ABV, den jeder kannte und die Stasi hatte überall ihre IM, die keiner kannte.






























Alles für das Wohl des Volkes propagierte die Partei immer wieder, aber was dem Wohl des Volkes diente, wurde dann doch von oben bestimmt. Westfernsehen gehörte da nicht dazu und glasnost und perestroika waren auch nicht erwünscht.



















Mit der Wende setzte aber dann das Volk seine eigenen Wünsche durch und bald setzte sich auch hier ein neuer Sprachgebrauch durch - z.B. Ossi, Wessi, peanuts, Hartz IV usw. - wobei das neue denglisch ja auch wieder gewöhnungsbedürftig ist.

Übrigens -,
wenn manche sagen ".. es war ja nicht alles schlecht ..", muß man doch dagegen halten, ".. aber vieles auch nicht gut .."
Wenn wir in Mühlhausen jetzt auch noch viele Arbeitslose (z.Zt. über 14 Prozent) und eine "Rentnerschwemme" haben, hat die Stadt sich aber doch ganz schön herausgemacht.
Trotzdem -, auch jetzt ist wieder nicht alles gut ..., aber man kann es wenigstens laut sagen ....(aber ändern tut es dann doch nichts!!!)

sorry - Alle Rechte vorbehalten - Günter Körber

1 Kommentar:

  1. Leider kamen nach der Wende 1989/90 auch viele Großbetriebe Mülhausens unter die Räder: "Mülana", "Cottana", "VEB Brauhaus" usw. Diese wurden auch durch aktives Betreiben der Treuhand entweder gleich "abgewickelt" (sprich: platt gemacht) oder schleichend zurückgebaut.
    Anstelle der Großbetriebe kamen dann nur Supermärkte und andere Dienstleister massenhaft in die Stadt. Die Kaufkraft allerdings ging immer mehr zurück, die jungen Leute wanderten meist in den Westen ab. Dadurch haben wir auch heute noch eine hohe AL-Quote und relativ viele ältere Menschen.

    AntwortenLöschen